Im Einklang mit der Natur das Land zu bewirtschaften und die Tiere zu halten – erfolgreiche Bauern verraten ihre Erfolgsrezepte.

„Wachse oder weiche“, diesem gefährlichen Druck folgend, nehmen viele Bauern immer noch Kredite auf. Sie spezialisieren sich auf klimaschädliche Massentierhaltung, und hybride Monokulturen, verlieren schlussendlich den Sinn ihrer Arbeit und nicht selten auch ihren Besitz.
Dabei ist es eigentlich so einfach und logisch: Gesunde Nahrung für Mensch und Tier kann nur auf lebendigem Boden wachsen. Bio-Bauern, die dieser konsequenten Überzeugung folgen, sind auf dankbare Abnehmer ihrer hochwertigen Produkte und die faire Bezahlung angewiesen. Anbieter von biologischen Produkten suchen nach diesen wertvollen Grundnahrungsmitteln. Durch starke Partnerschaften können Bio-Bauern erfolgreich ihre Existenz und den Fortbestand ihrer Höfe sichern.

Konsequenz und Herzblut

Familie Stürzer aus dem Warngau gehört zu den Vertragsbauern der Andechser Molkerei. Foto: Bernhard Mayer

Bio-Bauern arbeiten ganz im Sinne der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Sie pflegen ihre Wiesen ökologisch und ohne chemische Pflanzenschutzmittel oder synthetische Dünger. Glücklich können sich die Kühe der Familie Maria und Albert Stürzer auf dem Hairerhof im Warngau schätzen. Jede einzelne Kuh hat Weideplatz in der Größe eines Fußballfelds für sich zur Verfügung, da die Tiere aber die Gesellschaft lieben, grasen sie im Herdenverbund von einer saftigen Futter-Stelle zur nächsten. Auf den humus- und artenreichen Böden findet sich immer mehr als genug gesunde, kräftigende Nahrung. Zu verdanken ist diese großzügige Weideflächenhaltung dem Abnehmer der Milch, der Andechser Molkerei. Die Weideprämie, die die Andechser Molkerei jedem ihrer 630 zuliefernden Bio-Bauern zukommen lässt, ist ein in Deutschland einzigartiges Beispiel dafür, wie es Bio-Bauern ermöglicht wird, jeder ihrer Kühe den großzügigen Auslauf zur Verfügung stellen zu können. Das ist gut für die Kühe und gut für den Geschmack der Milch und damit auch für die Qualität aller Produkte der Andechser Molkerei. Persönlich und partnerschaftlich verhandelt die Andechser Bio-Molkerei alle zwei Monate die Preise mit den Biobauern aus.

Faire Preise
Eine rundum gelungene Win-Win-Situation für alle Beteiligten ist die Zusammenarbeit zwischen Biobauern und Naturland: „Der Verband bietet uns Bio-Bauern Sicherheit, Verlässlichkeit und Vertrauen“, so beschreiben die Hefeles (siehe Titelbild) die langjährige Zusammenarbeit. Aus tiefster Überzeugung arbeitet der Hof im Landkreis Dachau nach den Naturland-Kriterien als ökologischer Gemischtbetrieb mit 42 ha Acker-Land. Neben 35 seltenen Aubrac-Ochsen leben sechs Mutterkühe der Rasse Limousin auf dem Hof, außerdem Legehennen im mobilen Hühnerstall sowie saisonal Mastgeflügel. Der großzügige Weidegang und die Fütterung mit ökologisch erzeugten Futtermitteln bedeutet klimafreundliche Milch-und auch Fleisch-Erzeugung. Ihre Tiere liefert die Familie an die Öko-Metzgerei Landfrau; aus dem Getreide ihrer Felder wird Pfister Öko-Bauernbrot gebacken. Faire Preise sind für die Meyermühle, die das Naturland-Getreide für die Hofpfisterei einkauft, eine Selbstverständlichkeit. So können sich die Landwirte ohne Existenzängste auf artgerechte Tierhaltung und höchste Qualität konzentrieren.

 

Das Biohofgut Faller ist das Herzstück der
Ölmühle Moog, Foto: Johannes Poettgens

Mit der „Initiative heimische Biolandwirtschaft“ engagiert sich die Ölmühle Moog mit ihrer Marke Bio Planète für die Landwirte, die Öl-Saaten zuliefern. Dazu gehört auch der Krögelhof von Klaus Gründel in Oberfranken. Öl-Lein ist eine alte Kulturpflanze, die bei schonender Fruchtfolge nur etwa alle sechs Jahre ausgebracht werden kann. Jeder Boden verhält sich anders, das Klima verändert sich ständig in irgendeiner Weise. Achtsames Fingerspitzengefühl ist erforderlich, um über die richtige Fruchtfolge zu entscheiden. Und dieses Gespür für die Natur ist Gründel in die Wiege gelegt; „Mein Vater hat sich selbst im größten Stress die Zeit genommen, vom Traktor zu steigen und eine Kröte, die in der Wiese saß, zu einer Hecke zu tragen. Solche Dinge haben Spuren hinterlassen. Der Schritt zum Ökolandbau war da nur konsequent und für mich von Anfang an klar“, so erzählt er. In der ersten Bio-Ölmühle Europas stehen die Bio-Landwirte als Zulieferer im Mittelpunkt, denn nur durch deren Mut, deren Erfahrung und langfristiges Denken sind die hochwertigen Bio-Öle realisierbar. Und nur so kann dem Trend der Monokulturen und Bodenverdichtung Einhalt geboten werden.

Die Stuten vom St.Leonhardshof geben auch Milch für die Stuten- Ziegenprodukte der Naturkäserei St. Georg. Foto: ET-Night

Ethischer und respektvoller Umgang mit der Natur steht auch im Fokus des Chiemgauer St. Leonhardshofes. Die Leonharder-Stuten könnte man eine Mehrnutzungsrasse nennen: Sie sind gutmütige und vielseitige Freizeitpferde. Und sie geben – gesund gefüttert mit dem hofeigenen Bio-Heu – so ausreichend Milch, dass nicht nur ihre goldprämierten Fohlen sich daran laben können. Wenn diese sich an der Muttermilch satt getrunken haben, kommt die übrige Milch – etwa vier bis fünf Liter von jeder Stute – ins nahe Ruhpolding und wird dort zusammen mit Bio-Ziegenmilch zu einzigartigen Molkerei-Produkten verarbeitet. Hand in Hand gelingt eine ideale Kooperation mit der Naturkäserei St. Georg. Die Produktion variiert entsprechend dem Rhythmus der Natur, in Abhängigkeit von Geburten und Jahreszeiten.

Starke Partnerschaften
Dank der konsequenten Philosophie von Unternehmen wie der Ölmühle Moog, der Hofpfisterei, der Naturkäserei St. Georg und der Andechser Molkerei können hochwertige Nahrungsmittel auf unsere Teller gelangen. Höchster Respekt gebührt den dahinterstehenden Biobauern, die sich mit Herz, Leib und Seele täglich für den Erhalt der Böden, für Tier und Menschenwohl, für Artenvielfalt einsetzen und mit ihrer naturnahen Landwirtschaft auch die Antwort auf den Klimawandel geben.

Buch-Tipp

Eine andere Welt ist möglich
Aufforderung zum zivilen Ungehorsam

Lionel Astruc, Vandana Shiva

Dieses Buch von Vandana Shiva ist ein Plädoyer für eine naturnahe Landwirtschaft als Antwort auf den Klimawandel. Die Pionierin für weltweite Ökologie nennt viele Ansatzpunkte, wo jeder einzelne für die Natur eintreten kann. Dazu gehört auch, wieder den Bezug zur Herkunft und Entstehung unserer Nahrung zu bekommen. Unser aller Leben darf nicht von Konzernen, Saatgutpatenten, Spekulation mit Nahrungsmitteln und Rohstoffausbeutung gefährdet werden.

oekom Verlag 2019
ISBN 978-3-96238-134-9
192 Seiten, 20,00 Euro

QC56E02

Bildnachweis: Titelbild „Naturlandhof der Hefeles“ die Getriede für die Hofpfisterei und Fleisch für die Landfrau liefern Foto von PhotoScape