Dennenlohe und Familie Baron von Süsskind
Man muss schon eine echte Vision vor Augen haben, um aus 14 Hektar Schilf und 12 Hektar Ackerfläche innerhalb von 25 Jahren mit eigenen Händen und kreativen Ideen ein grünes Gesamtkunstwerk und einen touristischen Hotspot der Gartenkultur zu gestalten. Visionen sind im Landschaftspark Dennenlohe nichts Neues: Hier verwirklichte sich schon der berühmte Gartenkünstler Fürst Hermann von Pückler-Muskau, bevor er die Parklandschaft in Bad Muskau schuf, die bis heute zu den größten und schönsten in Europa zählt. Im Landschaftspark Dennenlohe ist es eine vergleichbare Mischung von Unabhängigkeit, Genie, Akribie und Traditionsbewusstsein, mit der die heutigen Besitzer Baronin Sabine und Baron Robert von Süsskind jeden Moment nutzen, um den Schlosspark Dennenlohe zu bewahren und gleichzeitig einen Landschaftspark von nachhaltiger Schönheit zu schaffen.
Und die Süsskinds haben große Pläne: Auf 45 Hektar wollen sie ihren Landschaftspark erweitern; bis zur bayerischen Landesgartenschau 2019 im nahen Wassertrüdingen soll die Vergrößerung vollendet sein. Täglich gräbt, buddelt und gestaltet der Baron Robert von Süsskind also weiter in seinem Garten, fährt den Bagger, bewegt Unmengen an Erdreich oder setzt höchstpersönlich Stauden, schneidet Zweige, beseitigt welkes Laubwerk oder stutzt Triebe zurecht.
Was im Vergleich zu einer englischen Gartenanlage wie eine Wildnis erscheinen mag, ist „Lush planting“ – also üppige, fast dschungelhafte Pflanzungen nach genau kalkulierten Überlegungen in einer künstlerischen Inszenierung von Natur und Landschaft. Dies gilt auch für das Süsskind‘sche Mammutprojekt Moorlandschaft.Die künstlich geschaffenen Dennenloher Flach- und Hochmoore zählen heute bereits zu den größten in Süddeutschland. Für Biologen reichlich Anschauungsmaterial bieten auch seltene und gefährdete Pflanzenarten, die erfolgreich wieder ausgewildert werden. Auf verschlungenen Pfaden durch den Park gelangt man durch Rhododendronwälder zu japanischen Moosgärten, Labyrinthen, Wasserfällen, zum Kakteenhang, zum Wollgrastümpel oder zur Irischen Heide. Überall im Park finden sich Spuren asiatischer Philosophie. Der Tempel auf dem Bhutanberg wurde von Bhutanern nach den Regeln des Buddhismus errichtet und ist mit der wasserkraftbetriebenen Gebetstrommel ein ganz besonderer spiritueller Kraftort.
Der Gastfreundschaft und dem unternehmerischen Geschick der Baronin ist es zu verdanken, dass Dennenlohe bereits heute 40 000 Gäste jährlich anzieht. Und weil Gäste und Gartenliebhaber den Erhalt von großen Park-Anlagen genauso wie von kleinen, privaten Schloss-Gärten oft erst möglich machen, hat die Baronin 2011 das Bayerische Gartennetzwerk gegründet und den Deutschen und Europäischen Gartenbuchpreis ins Leben gerufen, der einmal im Jahr für gelungene Druckwerke rund um das Thema Garten auf Schloss Dennenlohe vergeben wird.
Nach getanem Tagwerk wird es ruhiger auf dem Anwesen rund um das Barockschloss der Familie von Süsskind. Dann bleiben zu dürfen und in einem der Kavaliershäuser zu nächtigen, ist ein echtes Privileg.
Foto: René Antonoff
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Fotoworkshop mit René Antonoff
Buch-Tipp: Adels Gärten
Frauen von Adel laden in ihre exklusiven Landschaftsgärten.
Von Astrid Gräfin Matuschka mit stimmungsvollen Fotos von René Antonoff.
Busse-Seewald Verlag
August 2014, 160 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3772473784
Preis: 29,95 Euro.