Der Rest Brotzeit, der von der Box direkt im Müll landet, die Zitrone, die großzügig zum Fisch gereicht wurde, der erneute Rest vom Resteessen, die im Kühlschrank vergessene angebrochene Crème Fraîche, die nur für den Gast gekaufte Lieblingswurst, die Nüsse, die das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, der Radi, der nur für den dann ins Wasser gefallenen Biergartenbesuch gekauft wurde, das hartgewordene Weißbrot …
Wie schnell 118 Gramm Lebensmittel pro Person und Tag, also 4,3 kg pro Monat, im Müll landen, zeigen diese Beispiele. So oder so ähnlich sammeln sich jährlich allein im Müll der Privathaushalte sechs Millionen Tonnen Lebensmittel an. Lebensmittel sind wertvolle Ressourcen. Wenn wir diese wertschätzen, macht das unter ethischen Gesichtspunkten glücklich, tut unserer Umwelt gut und schont obendrein den Geldbeutel.

Einkäufe planen – Überblick bewahren
Die erste Wegwerffalle lauert schon beim Einkauf. Ein Einkaufszettel, der gezielt nur die Lücken im Haushalt auffüllt, verhindert spontane, oft planlose Lustkäufe. 38 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel sind Obst und Gemüse, rund 25 Prozent bereits zubereitete Speisen und Fertiggerichte, 16 Prozent Brot- und Backwaren, 15 Prozent tierische Produkte, 6 Prozent Sonstiges, wie etwa Nüsse, das hat die Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) in Nürnberg ermittelt. Heilsam für das eigene Bewusstsein bezüglich der individuellen Wegwerffallen kann es sein, den Blick mal in den Mülleimer zu richten beziehungsweise eine Liste der weggeworfenen Lebensmittel in einer Woche zu erstellen. Wer den Überblick über seine Vorräte bewahrt, erkennt, welches Obst oder Gemüse schon vielleicht wegen einer Macke schneller verwertet werden sollte, zum Beispiel als Frucht-Kompott oder Antipasti in Öl. Übrig gebliebene Speisen sollten gleich kühl gestellt oder eingefroren werden, dann bringen sie Freude statt Frust. Kühlschrank und Vorratskammer regelmäßig zu reinigen, verhindert, dass Lebensmittel vor ihrem Ablauf vergessen werden. Aus Brotresten lassen sich viele Köstlichkeiten zaubern. Etwa Pizzabrot mit Zwiebeln und Oliven, das sich aus Natursauerteigbrot, Tomaten, Zwiebeln und Mozzarella zaubern lässt (Rezept auf www.quell-online.de).

Mindesthaltbarkeitsdatum und Verbrauchsdatum
Verbrauchsdatum und Mindesthaltbarkeitsdatum dürfen nicht verwechselt werden. Das Verbrauchsdatum steht auf leicht verderblichen Lebensmitteln als »zu verbrauchen bis …« und ist auch wörtlich gemeint: Nach Ablauf des Verbrauchsdatums darf das Lebensmittel nicht mehr verkauft werden und es gehört auch im eigenen Haushalt tatsächlich in den Abfall.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum aber benennt die garantierte Mindest-Haltbarkeit, also den Zeitpunkt, bis zu dem dieses Lebensmittel bei richtiger Aufbewahrung seine spezifischen Eigenschaften, beispielsweise Vitamingehalt, Geruch oder Geschmack, garantiert behält. Wurde die original verschlossene Verpackung richtig gelagert, sind Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum häufig noch viel länger zu genießen. Lebensmittel mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von unter drei Monaten brauchen die Angabe Tag und Monat, Lebensmittel, die drei bis 18 Monate haltbar sind, brauchen Monat und Jahr. Bei einer Haltbarkeit von mehr als 18 Monaten muss nur das Jahr angegeben werden.

Schauen – Riechen – Schmecken
Viel zu viele Lebensmittel landen letztendlich im Müll, obwohl sie noch absolut genießbar gewesen wären. Der zuverlässigste Test für die Entscheidung, ob das Lebensmittel noch genossen und gerettet werden kann, ist der Sinnes-Check „Schauen-Riechen-Schmecken“. Wer diesen Sensorik-Test macht, das Lebensmittel genau anschaut, daran riecht und es dann probiert, dem geben seine Sinne sehr gut und zuverlässig Aufschluss. Nur bei untypischem Aussehen, Geruch, Geschmack oder Konsistenz sollte man das Produkt besser nicht mehr konsumieren. Für die gute Haltbarkeit von Lebensmitteln essentiell entscheidend ist die richtige Lagerung und Hygiene am Lagerort. Diese Faktoren haben einen großen Einfluss auf den Geschmack: Wer so auf den Geschmack kommt, wird große Freude daran entwickeln, seinen Lebensmitteln und damit der Natur und dem Geldbeutel Wertschätzung entgegen zu bringen.

Reste-Tipps
Eier
Eier halten sich länger als das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Für den Frischetest das Ei in ein großes Glas Wasser geben: Ein frisches Ei hat eine kleine Luftkammer und bleibt daher am Boden liegen. Je älter das Ei, desto größer ist die Luftkammer. Das Ei richtet sich auf und steigt auf.

Eier können auch eingefroren werden, dazu die Eier aufschlagen und verquirlen oder alternativ Eiweiß und Eigelb getrennt einfrieren. Tiefgefroren sind die Eier dann rund zehn Monate haltbar.

Saure Milch
Saure Milch lässt sich noch gut für Kuchen oder Pfannkuchen verwenden, auch Suppen und Saucen vertragen saure Milch; sie ist ähnlich wie Crème Fraîche oder Schmand einsetzbar. Durch den höheren Säureanteil eignet sich saure Milch sogar besonders gut für Marinaden, die das darin mit Gewürzen eingelegte Fleisch besonders zart macht. Als Basis für eine Gesichtsmaske oder Zusatz für die Badewanne taugt die Milch allemal noch.

 

Buch-Tipp
Ist das noch gut oder muss das weg?
Anne Iburg

Ein umfassendes und hilfreiches Nachschlagewerk rund um Verderblichkeit und Essbarkeit von Lebensmitteln, Tipps zur korrekten Lagerung, Rezepte zum Haltbarmachen und für die Resteküche.

Frech Verlag GmbH,
143 Seiten, ISBN 978-3-7724-7191-9 Preis: 15 Euro

Neues Label: „Oft länger gut“
Dieses Label – initiiert von der Initiative Too Good To Go – steht bereits auf vielen Lebensmitteln neben dem Mindesthaltbarkeitsdatum. So findet sich die Information auf zahlreichen Eigenmarken von Supermarkt-Ketten. Und auch engagierte Produzenten wie die Andechser Molkerei Scheitz, FollowFood, Rettergut, Mymuesli und Bio Planète beteiligen sich an der „Oft länger Gut“-Kampagne.

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