Ballast abwerfen, tief Luft holen, erkennen, welche Dinge und Menschen wichtig sind und sich konsequent mit Wohltuendem umgeben. Es gibt viele erste Schritte auf dem Weg zu mehr Leichtigkeit im eigenen Leben.

Als „Minimalistin“ bezeichnet sich die Autorin Lina Jachmann. Als Jugendliche war sie eher ein „Messi“, jetzt ist sie Expertin für puristisches Leben, spricht darüber in Podcasts – etwa der Reihe „smarter Leben“ vom Spiegel – und hat zu dem Thema ein Buch geschrieben. In ihrem Ratgeber „Einfach leben: Der Guide für einen minimalistischen Lebensstil“ stellt die Berlinerin in mehr als 200 Bildern ihren minimalistischen Lebensstil vor – aufgeteilt in die Kapitel Wohnen, Mode, Körper und Lifestyle. Befragt, womit man in Sachen Minimalismus beginnen sollte, sagt Lina Jachmann: „Fang‘ da an, wo’s am meisten weh tut. Widme Dich immer der Baustelle, wo es am meisten stört.“ Das kann der Schreibtisch sein, die übervolle Schublade in der Küche, der mit Kosmetik vollgestopfte Spiegelschrank im Schlafzimmer oder der Kleiderschrank. Für Lina Jachmann sind gute „Einsteigerprojekte“ alles, was man an einem verregneten Sonntagnachmittag in zwei bis drei Stunden erledigen kann. Beispiel Kleiderschrank. Von dessen Inhalt nutzen wir normalerweise nur zehn Prozent. Da gibt Lina Jachmann den Tipp, erst mal alles aus dem Schrank rauszuräumen, um zu sehen, welche Berge von Kleidung man hat. Dann gilt es, unter seinen Sachen „shoppen zu gehen“. Was sind die Lieblingsstücke, die man wieder kaufen würde, um sich darin den ganzen Tag wohl zu fühlen? Was sind die „Wackelkandidaten“, von denen man nicht weiß, ob man sie eines Tages doch noch brauchen könnte? Für diese Wackelkandidaten, die nie zu Lieblingsstücken werden können, hat Lina Jachmann den Tipp, diese mit umgekehrten Kleiderbügeln in den Kleiderschrank zu hängen. Sobald sie wieder angezogen werden, dürfen sie wieder regulär im Kleiderschrank hängen. Wenn sie ungetragen über eine längere Zeit im Kleiderschrank verharren, dann kümmert sich Lina Lachmann, die einen „grünen, nachhaltigen Minimalismus“ pflegt, um eine sinnvolle Weiterverwendung, beispielsweise im Klamottentausch mit Freundinnen. „Kürzlich hat eine Freundin auf einer Party eine Hose von mir getragen und hat toll darin ausgesehen. Das hat mich glücklich gemacht“, so berichtet die Kreativ-Direktorin. Unterm Strich, sagt Lina Jachmann von sich, dass sie durch ihren Lebensstil zu mehr „Klarheit, Fokus und Freiheit“ gefunden hat. „Es ist befreiend, wenig zu besitzen“.
Häufig wird Lina Jachmann gefragt, wie viele Dinge man als Minimalistin besitzen dürfe. Eine Zahlenangabe kann Lina Jachmann nicht machen. Denn durch Minimalismus soll ihrer Ansicht nach kein Druck entstehen. Es ist einfach befreiend, wenig zu besitzen, denn dadurch kann man Geld und Zeit sparen. Zeit beim Shopping und beim sich anschließenden um die Besitztümer Kümmern. Zentrale Frage ihres Lebensstils ist: „Welche Dinge bereichern mein Leben?“ Was Freude schenkt, das darf bleiben, auch wenn man es selten benutzt, wie etwa das Lieblingsbuch oder das Fotoalbum aus den 1980er Jahren. Und bei den Dingen, die sie immer wieder kauft – wie etwa Lebensmittel – legt Lina Jachmann ein „sehr bewusstes“ und „selektives“ Kaufverhalten an den Tag. Sie schaut sich gerne an, was sie kaufen will, vermeidet Online-Einkäufe und unterstützt den Standort, wo sie lebt. Sie ist sich dessen bewusst: „Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel.“

Lebensmittel auf besondere Qualität achten

in gutes Gefühl bei Lebensmitteln zu haben, genau zu wissen, welche Nahrungsmittel einem gut tun und wo sie herkommen, das macht aus der Pflicht des Einkaufs eine Freude. Ein Beispiel ist das Lebensmittel Nummer eins, das Wasser. Viele Menschen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, ob sie dem Wasser, das aus ihrem Wasserhahn kommt, wirklich trauen können. Bei so manchem Leitungswasser macht schon das bewusste Schmecken beim Trinken klar, dass das nicht die Qualität ist, mit der man seinen Körper versorgen möchte. Schließlich besteht der Körper zu rund 70 Prozent aus Wasser. Kein Wunder, dass der Kauf des richtigen Wassers eine wichtige Rolle spielt. Marktführer unter den Wasserherstellern im Naturkosthandel ist das Unternehmen St. Leonhards. Es setzt mit seinen „lebendigen Wässern“ alles daran, um den Verbrauchern eine besondere Qualität zu bieten: Neun Sorten aus sechs verschiedenen artesischen Quellen hat das Unternehmen im Sortiment. Damit die Kunden das für sie passende Wasser finden können, hat das Unternehmen den so genannten Sensorik-Test entwickelt (siehe Randspalte). Bei diesen Wasser-Verkostungen bestätigt sich immer wieder: Die Kunden finden leicht das für sie passende Wasser. Es ist das Wasser, das sich fast wie von alleine trinkt. Damit wird es auch einfach, die von Gesundheitsexperten formulierte Menge von rund zwei Liter pro Tag zu trinken.

Lebendiges Wasser ist auch das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, den Körper von hemmendem Ballast zu befreien. Durch Konsumgifte wie Nikotin, Kaffee oder Alkohol bilden sich im Körper Säuren, die durch Mineralstoffe neutralisiert und in Form von Schlacken im Körper abgelagert werden. Die Folgen sind vielfältig: von Cellulite bis hin zu Rheuma. Werden diese Schlacken im Rahmen einer Entgiftungsskur gelöst, ist es besonders wichtig, viel „lebendiges Wasser“ zu trinken. Denn seiner Stoffwechselreste und seiner oft seit Jahren angehäuften Stoffwechselschlacken entledigt sich der fastende Körper durch alle Öffnungen und Poren. Wer dabei nicht genügend trinkt, kann sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst nicht mehr riechen.
Auch wenn der Begriff „lebendiges Wasser“ in keinem herkömmlichen Lexikon steht, haben Wasser-Experten doch recht genaue Vorstellungen davon, welche Qualitäten die „Lebendigkeit“ ausmachen. Für Viktor Schauberger, den weisen Mann der Wasserforschung, hat Lebendigkeit viel mit seiner „Reife“ zu tun. Ein „reifes Wasser“ sprudelt aus eigener Kraft aus dem Boden, steigt zum Teil aus großen Tiefen von selbst aus dem Erdreich. Man nennt dieses Phänomen „artesisch“. Aufgrund seiner ursprünglichen Cluster-Strukturen kann „lebendiges Wasser“ nach Erkenntnis von Viktor Schauberger vom Körper besser aufgenommen werden und fördert die Ausscheidung von Schadstoffen und Giften. Mit den unterschiedlichen Effekten von Wässern auf den Körper hat sich auch Gerald H. Pollack auseinander gesetzt. Der Professor für Bioengineering an der University of Washington vermutet: Wasser, das über eine ausgeprägte „vierte Phase“ verfügt – und dazu zählt er „lebendiges Wasser“ – könnte Gewebe besser mit Flüssigkeit versorgen als Wasser, das nur wenig oder nichts von der vierten Phase enthält. Der Aggregatzustand der vierten Phase des Wassers ist so etwas wie eine biologische Batterie, die den Körper mit Energie versorgt.

Die Sinnesorgane als Ratgeber

Äpfel, die duften, sind hochwertiger als geruchslose Exemplare. Foto: depositphotos.com | kbuntu

Was in vielen anderen Bereichen den Einkauf so schwer macht: Die Menschen trauen kaum noch ihrem Körpergefühl. Dabei kann das eigene Körpergefühl beim Finden der passenden Lebensmittel Erstaunliches leisten und den Entscheidungsprozess einfach machen. Schon Goethe, der große Dichter und Naturwissenschaftler, formulierte: „Der Mensch selbst, so er sich der gesunden Sinne bedient, ist das größte physikalische Gerät“. Die Bestseller-Autorin Johanna Paungger („Zum richtigen Zeitpunkt“, „Aus eigener Kraft“) beispielsweise macht beim Einkaufen immer den Schnupper-Test. Denn Äpfel, die duften, das weiß sie aus Erfahrung, sind qualitativ besser als geruchlose Exemplare. Bei der Nahrung brauchen wir im Grunde keine wissenschaftlichen Analysen, um festzustellen, ob wir davon positiv angesprochen werden. Unser Körper, so wir auf ihn hören, gibt direkte Auskunft darüber. Ob uns ein Essen gut tut oder nicht, merken wir daran, ob wir uns nach der Nahrungsaufnahme erfrischt oder ermattet fühlen. Wenn uns nach der Mahlzeit eine bleierne Müdigkeit befällt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sie dem Körper mehr Energie abverlangt, statt Energie zu spenden. „Beim Essen auf den eigenen Körper hören lernen, kann viel Sicherheit geben“, so der Ernährungs- und Körperexperte Thomas Frankenbach. Denn der Körper ist schlauer als wir uns vorstellen können.
Vom Wasser bis zum Salz, vom Brot bis zum Käse: Die Liebe und Wertschätzung, mit denen Produkte hergestellt werden, lässt sich förmlich schmecken.

Tief durchatmen

Tief durchzuatmen in frischer Luft ist die naheliegendste Methode, um sich zu zentrieren und den Körper zu stärken. Foto: depositphotos.com | sixdun

Unzählig sind die Momente des Lebens, die wir als Trainingsfeld in Sachen Achtsamkeit nutzen können. Das fängt bei dem Allerselbstverständlichstem – dem Atmen an. „Von all unseren lebenserhaltenden Körperfunktionen nimmt der Atem die wichtigste Rolle ein“, schreiben Ruediger Dahlke und Andreas Neumann in ihrem Buch „Die wunderbare Heilkraft des Atmens“. Wir können längere Zeit auf Essen, Trinken, Zuwendung oder sogar Liebe verzichten, doch ohne Atem gibt es kein Leben. Jeder Atemzug lässt Sauerstoff in die kleinsten Bausteine unseres Körpers fließen und sorgt dafür, dass sie den Brennstoff erhalten, den sie zur Ausführung ihrer jeweiligen Funktion benötigen. Andererseits fungiert der Atem auch als Müllabfuhr des Körpers und sorgt auf der Zellebene dafür, dass die Rückstände der verbrauchten Atemluft unseren Körper wieder verlassen. Jede einzelne unserer Abermillionen Zellen ist auf den Stoffwechsel durch das Atmen angewiesen und viele körperliche Erkrankungen werden durch einen Stoffwechselmangel des jeweiligen Gewebes hervorgerufen. Bereits der französische Philosoph Voltaire war der Ansicht, dass ein Großteil der Krankheiten „hinfortgeatmet“ werden können. Dennoch ist der Atem bei vielen Menschen die Körperfunktion, der sie die geringste Beachtung schenken. Und im Stress des Alltags, durch Ängste und Bewegungsmangel kommt der Atem im wahrsten Sinne zu kurz. Dabei können wir durch tiefes Durchatmen nicht nur unseren Energielevel und unser Wohlbefinden deutlich erhöhen, auch alle Symptome, die mit Übersäuerung einhergehen – Kopfschmerzen, Gelenk- und Gliederschmerzen – , lassen sich durch bewusstes Atmen verbessern. Tief Durchzuatmen ist die purste und minimalistischte Methode, um sich zu zentrieren und zu mehr Leichtigkeit zu gelangen. Und wer dabei noch die belebende Wirkung des Sonnenlichts und die gesundheitsfördernden Effekte der Natur einbezieht, der hat in mehrfacher Hinsicht gewonnen.

Minimalismus in allen Lebensbereichen

Minimalismus ist wie ein Muskel, den man trainieren kann“, weiß Autorin Lina Jachmann aus Erfahrung und die daraus resultierende Geisteshaltung strahlt auf alle Ebenen des Lebens aus. Die Sprache, die Gedanken, der Kopf werden entrümpelt. Der Sponti-Satz „Zeit statt Zeugs“ führt auch dazu, dass Beziehungen zu anderen Menschen gewinnen. Beziehungen, die für einen wichtig sind, erhalten mehr Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung. Manchmal geschieht es auch, dass Beziehungen, die nicht gut tun, beendet, Freundschaften auf Eis gelegt werden. „Es lohnt sich immer wieder, über Freundschaften nachzudenken“, sagt der Soziologe Janosch Schobin, der sich in seinem beruflichen Leben dem Thema Freundschaften widmet.
Für geübte Minimalisten wie Lina Jachmann hat sich ihr Lebensstil auch auf den Umgang mit den sozialen Medien ausgewirkt. Es fördert ohnehin nicht das Wohlbefinden, zu viel Zeit in den sozialen Medien zu verbringen, das haben mehrere Studien mittlerweile festgestellt. Denn für das persönliche Wohlbefinden eines Menschen spielt die Größe seines Netzwerkes in den Online-Medien keine Rolle, wohl aber die Anzahl der Freunde im realen Leben, so eine Studie kanadischer Forscher. Lena Jachmann hat sich angewöhnt, ihren Mails nur ein definiertes Zeitfenster in ihrem Tagesablauf zu widmen. Und sie hat ihren Umgang mit E-Mails radikal verschlankt: Sie beschäftigt sich mit jeder Mail nur einmal. Sie entscheidet sofort, was damit passieren soll. Ob sie darauf antwortet, diese archiviert oder löscht. Ihren Lohn für die konsequent gelebte Selbstbeschränkung formuliert Lena Jachmann folgendermaßen: „Quality time oder Treffen mit Freunden.“
Schon seit Tausenden von Jahren beschäftigen sich die Menschen mit der Frage, wie sie leichter durchs Leben gehen können. Über die Freuden der Selbstbeschränkung hatte sich schon der griechische Philosoph Epikur Gedanken gemacht: „Die schönste Frucht der Selbstgenügsamkeit ist Freiheit“, so formulierte er bereits vor mehr als 2.000 Jahren. Die Prinzipien, die Menschen zu einem Lebensgefühl der Leichtigkeit verhelfen, sind die gleichen geblieben.

Sensorik-Test

Aufmerksam schmecken
Mit Hilfe des so genannten Sensorik-Tests lassen sich Unterschiede bei Wässern erschmecken. Über seine eigene Geschmacks-wahrnehmung kann jeder Mensch er­fahren, welches Wasser den individuellen Zustand des Körpers am Besten unterstützt. Besonders wichtig beim Sensorik-­Test ist es, die Wässer bei Zimmer-temperatur zu probieren, denn Kälte beeinträchtigt die Geschmacks-nerven. Und: Stille Wässer eignen sich am Besten. Das Wasser sollte dann – ähnlich wie bei Wein – mit Aufmerksamkeit im ganzen Mund geschmeckt werden. Das Wasser, das weich schmeckt, im Mund quasi aufquillt und sich so gut wie von alleine trinkt, ist das für den Verkoster richtige Wasser.

Körperbewusstsein

Wärme und Lebenskraft aktivieren
Wenn Sie ein Extra an Energie, Freude und Wärme brauchen, kann diese Übung helfen: Stehen Sie auf, recken Sie die Hände so hoch wie möglich, atmen Sie so tief ein, wie Sie nur können. Stellen Sie sich vor, wie sich Ihr Brustkorb auf den doppelten Umfang ausdehnt. Bringen Sie das ganze Gesicht zu einem breiten Lächeln und schauen dabei nach oben. Halten Sie noch einen Moment diese Position: Können Sie einen Effekt merken?

(Mehr zum Thema „Haltung zeigen“ finden Sie hier).

Buch-Tipp
Lina Jachmann
Einfach Leben
Der Guide für einen minimalistischen Lebensstil. Minimalismus-Ratgeber für Wohnung, Mode,
Beauty und Lifestyle.

Herausgeber: Knesebeck
ISBN 978-3957280381
Der Preis: 24,95 Euro,
240 Seiten

QC59W01

Bildnachweise: Titelbild depositphotos.com | kieferpix, kleines Foto Sensorik-Test, St. Leonhards