„Schluss mit Mogelpackungen“ lautet das Motto der Mediengestalterin Johanna Schäfer. Mit Leidenschaft rührt sie Naturkosmetik und verrät in Quell einige ihrer Lieblingsrezepte.

Ich stehe im Drogeriemarkt und sehe mich ratlos um. „Parabene, Palmöl, Paraffine, Aluminium, Mikroplastik“. Kaufe ich eines der Pflegeprodukte im Regal, gibt es diesen Cocktail meist gratis dazu. Gesunde Wirkstoffe sind dann nur wenige enthalten, auch wenn sie auf den hübschen Etiketten stolz angepriesen werden – außer vielleicht in der Naturkosmetik im untersten Regal ganz hinten, aber sogar hier komme ich nicht an dem vielen Plastikmüll der dicken Einwegverpackungen vorbei. Und doch verlässt niemand den Laden ohne ein paar Kleinigkeiten, die das Sammelsurium im heimischen Bad erweitern. Die Werbeversprechen von strahlendem Teint und glänzendem Haar wirken eben doch – unbewusst.

Naturkosmetik eine echte Wohltat

Ich möchte raus aus dieser Abhängigkeit, möchte gezielt Wirkstoffe nutzen ohne gefährliche Zusatzstoffe, die zuerst in meinen Körper und dann in die Gewässer gelangen. Ich möchte auch Geld sparen, die Umwelt schützen, Müll vermeiden, mein Bad in minimalistischem Look erstrahlen lassen.Dafür gibt es eine Lösung – nämlich selber rühren! Und zwar mit wenigen, hochwertigen Inhaltsstoffen und maximaler Wirkung. Diesen Schritt habe ich vor ungefähr fünf Jahren gemacht und seitdem viel ausprobiert. In meinem Bad finden sich nur noch wenige, ausgewählte Kreationen, abgefüllt in dekorative Glasbehälter. Heute verrate ich einige meiner Lieblingsrezepte.

Zahnpflege plastikfrei

Mundspülung:
50ml warmes Wasser
8g Xylit bzw. Birkenzucker
2 Tropfen ätherisches Minzöl

Ausnahmsweise nicht selbst gemacht: Zahnbürsten aus dem schnell nachwachsendem Rohstoff Bambus sparen Plastikmüll und sehen schick aus. Sie sind inzwischen schon im Drogeriemarkt erhältlich. Dazu passen Zahnputz-Tabletten von Denttabs im kompostierbaren Maisbeutel. Sie kommen mit viel weniger Inhaltsstoffen aus, weil die Konservierung im Gegensatz zur Paste wegfällt, sehr praktisch sind sie auch auf Reisen. Um die Zahnpflege komplett zu machen, fehlt noch die Mundspülung. Hier ist Wasser enthalten, daher sollte man die Mischung nur für wenige Tage anrühren. Birkenzucker kann ganz im Gegensatz zu herkömmlichem Kristallzucker Karies verhindern, man kann ihn übrigens auch für den Kaffee oder zum Backen benutzen. Er löst sich schnell im warmen Wasser, das Minzöl sorgt noch für den frischen Atem.

Seifen – selber sieden

Ein Tipp für Profis, denn Seifen sollte man erst nach ausführlicher Lektüre von Ratgebern und unter Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen sieden. Denn man braucht für das Verseifen der Öle Ätznatron, das wie der Name schon sagt, ätzend wirkt bei Haut- oder Schleimhautkontakt. Wer lieber auf Nummer sicher gehen will, kann erstmal hochwertige, palmölfreie Seife kaufen, die kommt oft in Papierverpackung und ersetzt Duschgel, Rasierschaum und Flüssigseife. Als Seifenablage eignet sich hervorragend ein Stück der Luffagurke. Sie sieht aus wie ein Schwamm und kann am Ende ihres Lebens auf den Kompost. Erhältlich ist die „geniale Gurke“ in türkischen Supermärkten. Mein Tipp: aus dem Rest der Gurke kann man noch einen Peelingschwamm und einen Spülschwamm machen.

Hautcreme – weniger ist mehr

Apropos Lieblingscreme – ich nutze inzwischen nur noch ein hochwertiges Öl (z.B. Rosenöl oder Nachtkerzenöl) für Gesicht und Körper, das ich mit feuchten Händen einmassiere. So bekomme ich eine Emulsion, die gut einzieht und die Poren nicht verstopft. Das Öl eignet sich gleichzeitig wunderbar zum Abschminken, denn es wirkt als Lösungsmittel und bindet ähnliche Inhaltsstoffe wie Make-up, Talg und Schmutz sehr gut. Einmassieren und mit einem feuchten Waschlappen abnehmen. Das Peeling ist dann auch schon erledigt.

Deo, das wirkt

Deocreme:
20 g Sheabutter
10 g Kokosöl
3 g Bienenwachs (vegan: Carnaubawachs)
5 g Speisestärke
12 g Natron.

Stehen die Zutaten für das Deo bereit, dann lohnt es sich auch gleich eine Lippenpflege mit zu rühren. Dafür die dreifache Menge Bienenwachs mit der einfachen Menge der Fette auflösen, in zwei bis drei Döschen füllen und aushärten lassen.So geht’s: Bienenwachs zusammen mit Kokosöl und Sheabutter im Wasserbad einschmelzen. Bienenwachs bekommt man oft regional vom Imker, bitte keine Kerzen benutzen, deren Wachs ist nicht gereinigt. Stärke und Natron (auch bekannt als Kaiser-Natron, Backsoda oder Natriumhydrogencarbonat) vermischen und langsam in die flüssigen Öle einrühren. Man kann mit dem Schneebesen oder Handmixer arbeiten. Bei Handwärme optional je 2-3 Tropfen ätherische Öle wie Salbei, Minze und Zitrone hinzufügen. Dann in ein schönes Glas abfüllen und sich jeden Morgen im Bad darüber freuen. Eine erbsengroße Menge unter den Achseln verrieben wirkt den ganzen Tag über unglaublich gut gegen Gerüche!

Inhaltsstoffe – Bewusst ausgewählt und gekauft

In vielen Rezepten sind Öle und Fette enthalten, die man auch in der Küche verwendet. Sie sind also beispielsweise im Bioladen oder direkt beim Erzeuger erhältlich. In Apotheken kann man sich einiges (in mitgebrachte Behälter) abfüllen lassen. Online bestellen sollte aus ökologischen Gründen die letzte Wahl sein. Wenn, dann größere Gebinde in Papier und Glas, gesammelt bei einem spezialisierten Anbieter.

Da sich aus den Rohstoffen ziemliche Mengen an Kosmetika herstellen lassen, muss man nicht oft bestellen. Enthalten Rezepte kein Wasser, so sind sie normalerweise so lange haltbar wie das MHD der Inhaltsstoffe – sofern man bei der Herstellung und Entnahme auf Sauberkeit achtet.

Achtung, sobald Wasser ins Spiel kommt, muss konserviert werden. Verkeimung ist oft mit bloßem Auge nicht erkennbar.

Bezugsquellen:
www.hinterauer.info
www.dragonspice.de

Die Autorin

Johanna Schäfer nähert sich seit sechs Jahren Schritt für Schritt einem nachhaltigen Leben. Die 34-jährige ist im Landkreis Rosenheim im schönen Oberbayern aufgewachsen und kommt aus einer
„grün“ denkenden, naturverbundenen Familie. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einem Land,wo Umweltschutz und Nachhaltigkeit noch Fremdwörter sind, folgte ihr Schritt zu Zero Waste.
Johanna Schäfer arbeitet als Mediengestalterin, ist zugleich DIY-Profi, Hobbygärtnerin und rührt Naturkosmetik.

Viele weitere Rezepte findet man auf www.smarticular.net. Viel Spaß beim Rühren! QC54E01

 

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