Seit fast 70 Jahren verbringt Dr. Wolf-Dieter Storl jede freie Minute in ungezähmter Natur und er hat sich dabei ein Universum an Wissen über die Wildnis erschaffen. Martina Guthmann hat den Ethnobotaniker und Kulturanthropologen zu der Heilkraft von Wildkräutern befragt. 

Quell: Das wilde Kraut ist Ihre Liebe. Warum steckt so viel Heilkraft in den Pflanzen, die wild wachsen?
Dr. Wolf-Dieter Storl:
Wildpflanzen kamen schon vor über 400 Millionen Jahren auf die Erde und haben sich die ganze Zeit mit allen möglichen Bakterien, Pilzen und Viren auseinandergesetzt. Alle Völker der Welt haben sich – von Intuition geleitet – die Kräfte der sich in der Natur behauptenden Pflanzen geborgt. Heute bestätigen immer mehr Forschungsergebnisse die Heilkräfte der Wildkräuter. Sie sind die ersten und besten Heilmittel. Und wir wissen erst einen kleinen Bruchteil über die Stützen der Gesundheit.
Quell: Welches heimische Kraut ist für unser Immunsystem besonders stärkend?
Dr. Wolf-Dieter Storl:
Mein persönlicher Verbündeter ist die Schafgarbe, die auch mein Leben verändert hat. Sie hält im wahrsten Sinne Leib und Seele zusammen und ist für mich ein Beispiel für die Vielfältigkeit der Wildkräuter-Kraft: sie wirkt viren-abweisend und immunsystemstimulierend, antiseptisch bei äußeren Wunden genauso wie beruhigend im Magendarmtrakt und sie stärkt die Leber, unser elementares Organ, deren Name sich vom Wort Leben ableitet. Im Haustee meiner Frau, auf den übrigens der Sonnentor-Wildkräutertee zurückgeht, spielt die Schafgarbe eine wichtige Rolle. Zum Start in den Tag genauso wie zum Ausklang trinken wir ihre intuitive Mischung seit vielen Jahren täglich gerne, weil sie auch eine Wohltat für die Sinne ist: Brombeer- und Himbeerblätter geben ihr Duftnuancen, die Ringelblume –im Englischen Marygold – sorgt für die Farbtupfer, denn auch das Auge trinkt mit.
Quell: Welchen Rat haben Sie für die, die selbst auf Wildkräutersuche gehen?
Dr. Wolf-Dieter Storl:
Es gibt über 300.000 Pflanzensorten; keiner kann sich diese Enzyklopädie zu eigen machen. Ich empfehle jedem, langsam anzufangen, also mit vielleicht zwei oder drei Pflanzen, die einem schon vertraut sind und auch mit kleinen Mengen zu experimentieren. Am besten ist der Weg über das Interesse, vielleicht ist da eine Pflanze, die einem immer wieder über den Weg läuft oder einen wegen ihres Duftes oder ihrer Blüte magisch anzieht. Wildpflanzen wachsen da und dann, wo und wann man sie am besten braucht, und sie finden uns, wenn wir den Kräutergang zu einem sinnlichen Erlebnis machen.
Quell: Wie können wir empfänglicher werden für die Heilkraft der Pflanzen?
Dr. Wolf-Dieter Storl:
Wir sind keine Fremdlinge, sondern die Kinder der Erde und tragen in uns die Fähigkeit, mit feinen Sinnen die Dinge wahrzunehmen. Wer – statt nur auf Experten zu hören und Lösungen von außen zu erwarten – sich selbst ganz bewusst wahrnimmt, dem offenbart sich auch die Welt der Pflanzen. Wir gehören zur Schöpfung und zu unseren Aufgaben gehört es, all unsere Liebe und Bewunderung den Wildpflanzen zu schenken. So werden wir auch beschenkt mit deren heilender Wirkkraft.
Quell: Wie erhält man die Inhaltsstoffe der Wildkräuter am besten?
Dr. Wolf-Dieter Storl:
Natürlich lassen sich Wildkräuter in Alkoholauszügen und Ölen konservieren. Die einfachste und reinste Form ist es, sie zu trocknen. Wichtig ist dafür ein wirklich trockener, mäßig warmer und schattiger Platz. Trocknet man Pflanzen in der prallen Sonne, verlieren sie leicht ihre Farbe und auch ihre Wirkkraft. Im Herd sollte man höchstens Wurzeln trocknen. Ideal ist es, die Kräuter auf ein Netz zu legen oder in Bündeln über Kopf aufzuhängen. Wenn sie richtig trocken sind, dürfen sie in Tüten oder Schraubgläser umgefüllt werden. Dann kann man das ganze Jahr davon zehren.

Bio-Wildkräuter­tee vom Kräuter-Experten
Für und zusammen mit Sonnentor hat Dr. Wolf Dieter Storl diese Wildkräuterteemischung kreiert. Die Zutaten – Zitronenmelisse, Schafgarbe, Brombeerblätter, Lindenblüten, Himbeerblätter, Haselnussblätter, Thymian, Löwenzahnblätter und Ringelblumen – sind aus kontrolliert biologischem Anbau. Ein gehäufter Teelöffel dieser Wildkräuter bringt ein krautig-blumig-herbes Aroma in die Tasse und jede Menge Energie in den Körper. www.sonnentor.com
Storl teilt sein Wissen als Autor und Referent. www.storl.de

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Bildnachweis: Sonnentor