Gemeinschaft leben

Hunderte von wissenschaftlichen Studien zum Thema Lebenszufriedenheit hat der amerikanische Sozialwissenschaftler und Psychologe David Niven ausgewertet, um „Die 100 Geheimnisse glücklicher Menschen“ für sein gleichnamiges Buch zu entschlüsseln. Der Aufbau und die Pflege von Beziehungen ist dabei eine der wirkungsvollsten Strategien. Mehr als zwei Drittel des persönlichen Glücks hängen von der Anzahl der Freunde, der Nähe zu Freunden und innerhalb der Familie sowie von Beziehungen zu Arbeitskollegen sowie Nachbarn ab. Und eine viermal größere Chance, mit sich selbst im Einklang zu sein, haben Menschen, die sich anderen Menschen nahe fühlen. Wer sich niemandem geistig und seelisch verbunden fühlt, ist weniger glücklich.

In diese Richtung zielen auch die Ergebnisse des „World Happiness Report 2013“, den das Sustainable Development Solutions Netzwerk der Vereinten Nationen bei den Wissenschaftlern John Helliwell, Richard Layard und Jeffrey Sachs in Auftrag gab. Darin ist zu lesen: „Die Identität von Individuen und ihre Fähigkeit zu gedeihen, werden wesentlich von ihrer sozialen Umgebung beeinflusst. Dazu gehört die Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen und Kontakte mit den Mitmenschen zu haben (Familienmitglieder, Freunde, Kollegen). Schwierigkeiten in der Kommunikation, Einsamkeit und soziale Isolation sind gut dokumentierte Begleiterscheinungen von mentalen Krankheiten.“

Mehr als zehn Jahre später kommen die gleichen Forscher zu dem beruhigenden Ergebnis: Der „World Happiness Report 2022“ ist wie ein helles Licht in dunklen Zeiten. Die Pandemie brachte nicht nur Leiden und Schmerz, sondern auch eine Zunahme von sozialer Unterstützung und Hilfsbereitschaft. Während wir die Schrecken von Krankheit und Krieg bekämpfen ist es wichtig, dass wir uns die Fähigkeiten der Menschen vor Augen führen, sich in Zeiten der Not gegenseitig zu unterstützen. So hat das Spendenvolumen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen. Allein im März verzeichneten die Spendenorganisationen ein Plus von 160 Prozent. Vielleicht wissen die Spender instinktiv, dass Fairness und Großzügigkeit auch ihnen selbst zugute kommen. Glück ist eben ansteckend.

Foto: lev dolgachov, Syda_Productions, depositphotos

 

 

 

24. Juni 2022