Gegen etwas zu sein, bringt gar nichts. Das weiß der Lebensmittelkaufmann Georg Sedlmaier aus Erfahrung und rief deshalb die Interessensgemeinschaft für gesunde Lebensmittel, kurz IG FÜR, ins Leben. In den 20 Jahren ihres Bestehens konnte der Gründer mit seiner Gemeinschaft eine Menge bewegen.
Was ist ein Positivist? Wenn man es nicht philosophisch betrachtet, dann ist es die Mischung zwischen einem unermüdlichen Aktivisten und einem Menschen, der trotz der globalen Herausforderungen seine positive Einstellung niemals verliert. Wenn es einen Menschen gibt, auf den diese Eigenschaften zutreffen, dann ist das Georg Sedlmaier, vor mehr als 70 Jahren in Niederbayern als Sohn von Lebensmittelhändlern geboren.
Seine Hartnäckigkeit hat sich Georg Sedlmaier antrainiert, als er als Umsatz-Beschaffungsmaßnahme für seine Eltern zu Fuß von Bauernhof zu Bauernhof zog, um Menschen, die nur schwer Zeit zum Einkaufen fanden, mit Nötigem, Nützlichem und ein klein wenig Luxuriösem zu versorgen. Seinen Entschluss, in Sachen Lebensmittel-Aufklärung aktiv zu werden, fasste er Jahrzehnte später bei einem Urlaub in Kalifornien, als er mit Entsetzen beobachtete, dass Restaurant-Gäste ihren wertvollen Fisch mit Ketchup geschmacklich ruinierten. „Da hätten sie sich gleich ein billiges Fertiggericht kaufen können“, so räsoniert er und seitdem hat er es sich auf seine Fahnen geschrieben, Lebensmitteln wieder zu mehr Wertschätzung zu verhelfen – nicht zuletzt auch deswegen, um die Menschen an ihren natürlichen Appetit zu erinnern, der sie vor Übergewicht und Zivilisationskrankheiten schützt.
Themen-Trendsetter
Bei der Wahl der IG-Für-Themen hatte Georg Sedlmaier immer den richtigen Riecher – lange bevor diese im Mainstream angelangt waren. Ein erstes Arbeitstreffen mit einer Hand voll Gleichgesinnten organisierte Georg Sedlmaier vor 20 Jahren in der Rhön zum Thema künstliche Aromen und deren mögliche Auswirkungen auf den natürlichen Appetit. In der Zwischenzeit hat sich auf diesem Feld durch die Kennzeichnung von Lebensmitteln und der Vermeidung von Zusatzstoffen Einiges in die richtige Richtung bewegt. Weitere Themen waren „die Stärkung der Eigenkompetenz“, „Grüne Gentechnik“, „Umgang mit der Schöpfung“, „Chancen und Risiken der Gentechnik bei Lebensmitteln“, „Ethik und Moral in Handel und Industrie?“ oder „Tierwohl“. Aber nicht nur den geistigen Austausch, auch konkrete Forschung förderte er mit seiner Interessensgemeinschaft. Auswirkungen des Kunststoffs Bisphenol A in Schraubdeckeln von Wasserflaschen. Was am Anfang ein scheinbar unbedeutendes Problem schien, bestätigte sich in seiner Wichtigkeit durch das spätere Verbot von Bisphenol A in Babyflaschen.
Gute, gesunde Lebensmittel bleiben von vielen Seiten bedroht: Durch den vermeintlichen Preisdruck auf Erzeuger und Lebensmittelhandel, der dazu führt, dass die Qualität zwangsläufig leidet. Durch Gentechnologie, misshandelte Böden oder nicht artgerecht gehaltenen Tieren. Die Themen gehen der IG-Für nicht aus. Und Georg Sedlmaier hält unverdrossen an einem Motto des französischen Schriftstellers Victor Hugo fest: “ Nichts ist mächtiger als eine Idee deren Zeit gekommen ist.“
IG FÜR – Interessensgemeinschaft für gesunde Lebensmittel
Vor zwanzig Jahren hatte IG-FÜR-Gründer Georg Sedlmaier eher an eine Interessensgemeinschaft von maximal 50 Mitgliedern gedacht. Mittlerweile sind es rund 700 Mitglieder unterschiedlicher Berufsgruppen, Partei-Zugehörigkeiten und Religionen. Das Besondere: Bei der IG-FÜR finden unterschiedliche Meinungen Gehör und die Mitglieder kommen miteinander ins Gespräch – auch über vermeintlich Trennendes hinweg. Jede neue Mitgliedschaft ist für Georg Sedlmaier ein persönlicher Erfolg und er liebt es, sich mit seinen Mitgliedern fotografieren zu lassen: Mit dem Dalai Lama zum Beispiel, mit diversen Bischöfen oder Ministern. Vielleicht wird er aufgrund seiner zahlreichen Briefe eines Tages auch beim Papst vorgelassen. Dem bekennenden Katholiken und Menschenfreund wäre es zu wünschen.
www.ig-fuer.de/
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