Sich unabhängig vom großen Stromnetz zu machen ist eine Idee, die umweltbewegten und sicherheitsbewussten Menschen immer besser gefällt. Die Preise für Stromspeicher fallen, zudem wird ihr Einbau von Seiten der Bundesregierung gefördert.

Die Nordsee-Insel Pellworm sorgte Ende des Jahres 2015 für Aufsehen: In einem bundesweit einmaligen Projekt konnte der Netzbetreiber Schleswig-Holstein-Netz zeigen, dass es auch im vergleichsweise sonnenarmen Deutschland möglich ist, eine Gemeinde energieautark zu machen. Auf der 1 000 Einwohner zählenden Ferieninsel erzeugen Windkraftanlagen, ein großer Solarpark sowie Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Privathäusern schon heute dreimal so viel Strom, wie insgesamt auf der Insel verbraucht wird. Das Problem ist nur, dass der Strom aus Sonne und Wind nicht immer dann zur Verfügung steht, wenn er gerade benötigt wird. Um die auseinanderfallende Erzeugung und Nachfrage von Strom zusammenzubringen, wurde ein sogenanntes hybrides Speichersystem eingerichtet: Wird bei Starkwind und Sonne zu viel Strom erzeugt, fließt dieser in ein System aus Kurz- und Langzeitspeichern. Dafür wurde Pellworm als „Projekt des Jahres“ mit dem German Renewables Award 2015 ausgezeichnet.
Auch wenn Kritiker dem zehn Millionen teuren Projekt mangelnde Wirtschaftlichkeit vorwerfen, so zeigt das Innovationsprojekt SmartRegion Pellworm doch, was technisch möglich ist und künftig von den Kosten her optimiert werden kann. In kleinerem Maßstab haben Eigenheim-Besitzer schon seit einigen Jahren bewiesen, wie man sich von den großen Energie-Erzeugern unabhängig machen kann. Seit im Jahr 2011 die ersten Batteriespeicher auf den Markt kamen, sind deren Preise permanent gesunken: Kosteten Ende 2012 Speicher für etwa sechs Kilowattstunden Strom (ohne Einbau und dazu gehörige Solarzellen) etwa 15.500 Euro, so sind ähnlich leistungsstarke Batterien heutzutage schon für weniger als die Hälfte des damaligen Preises zu bekommen. Rund 1000 Euro je Kilowattstunde kostet derzeit in Deutschland ein Komplettsystem mit Solarzellen, Speicher und Installation. Zwischen Mai 2013 und März 2015 wurden in Deutschland mehr als 17 000 dezentrale Solarstromspeicher installiert.

Doppelter Nutzen von Solarstromspeichern
„Solarstromspeicher bringen einen doppelten Nutzen: Die Betreiber können mehr von ihrem selbst erzeugten Solarstrom nutzen und sparen dadurch Kosten“, erklärt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). Es lohnt sich finanziell immer mehr, den selbst erzeugten Strom vollständig selbst zu nutzen. Denn die Einspeisevergütung für neu in Betrieb genommene Fotovoltaik-Anlagen ist mittlerweile auf maximal 12,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gesunken. Gleichzeitig steigen permanent die Strompreise: Nach Zahlen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft lag der durchschnittliche Strompreis in Deutschland im Jahr 2015 bei 29,13 Cent – bei mehr als doppelt so viel, wie private Stromerzeuger für ihren Strom bezahlt bekommen.
Doch das Finanzielle ist nur ein Argument für Privatmenschen, sich ein derartiges System aufs Dach zu bauen: „Ein Großteil der heutigen Betreiber von dezentralen Solarstromspeichern möchte mit  seiner Investition insbesondere einen eigenen Beitrag zum Gelingen der Engergiewende leisten“, beobachten Wissenschaftler der RWTH Aachen in ihrem „Speichermonitoring 2015“. Demzufolge betrachtet nur eine Minderheit der Betreiber ihren Speicher als eine sichere, beziehungsweise ertragreiche Geldanlage. Denn durch Stromspeicher wird es möglich, den weiteren Ausbau von Photovoltaik-Anlagen voranzutreiben, ohne dabei die Aufnahmefähigkeit der Stromnetze überzustrapazieren.

Technologie in den Kinderschuhen
„Ähnlich zu den Anfängen der deutschen Photovoltaik-Branche in den 1990er Jahren stellen dezentrale Solarstromspeicher heute eine noch junge Technologie dar, die neue Anforderungen an die jeweiligen Installateure stellt“, schreiben die Wissenschaftler von der RWTH Aachen. Und so beschäftigen neben dem Preis die Interessenten vor allem die Sicherheit der Systeme. Im Jahr 2014 sorgten Schlagzeilen zu brennenden Photovoltaikspeichern für Aufregung. Denn die für die Speicherung verwendeten Lithium-Ionen-Speicher können durchaus in Flammen aufgehen, wie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zeigte. Der Bundesverband Energiespeicher (BVES) veröffentlichte daraufhin Ende 2014 einen „Sicherheitsleitfaden Lithium-Ionen-Hausspeicher“. Mithilfe dieses Leitfadens können die Hersteller ihre Systeme nach einem strukturierten Sicherheitssystem aufbauen und entsprechend prüfen. Rund 50 Hersteller bieten derzeit in Deutschland Blei- und Lithium-Ionen-Speicher für Einfamilienhäuser und kleine Gewerbebetriebe an.

Fachgerechte Installation
„Für den sicheren Betrieb von Photovoltaik-Speichersystemen kommt auch den Installateuren eine wichtige Rolle zu“, ist im BUND-Jahrbuch 2016 „Ökologisch bauen und renovieren“ nachzulesen. Der Photovoltaik-Speicherpass des Bundesverbandes Solarwirtschaft soll Installateuren helfen, Systeme sicher zu installieren und eine fachgerechte Arbeit zu dokumentieren. Auf der Internet-Seite des Bundesverbandes Solarwirtschaft ist eine Liste von Fachbetrieben einzusehen, ebenso wie Beispiele zufriedener Strombatterie-Betreiber.
Einer davon ist Felix Eisenhart aus Berlin, der mit seiner Familie auf dem energieautarken Wohnschiff „Helene“ lebt. Solaranlagen, ein Windenergie-Generator, ein Blockheizkraftwerk für die dunkle Jahreszeit, sowie energieoptimierte Geräte und ein Batteriespeicher machen die „Helene“ so unabhängig, dass sie jederzeit zu fremden Ufern aufbrechen kann, ohne dass ihre Bewohner dabei Lebensqualität einbüßen müssen.

Bis zu 30 Prozent Förderung

Seit dem 1. Mai 2013 fördert die Bundesregierung über ein eigenes, bei der KfW angesiedeltes Förderprogramm den Einbau eines Solarstromspeichers in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage. Bislang wurden rund 7 000 Solarspeicher mit einem KfW-Tilgungszuschuss gefördert. Ursprünglich sollte das Förderprogramm Ende des Jahres 2015 auslaufen, doch die Bundesregierung beschloss, das Programm zu verlängern.
Gefördert wird der Kauf des Batteriespeichers in Verbindung mit Photovoltaikanlagen. Die staatliche KfW-Bankengruppe gewährt einen zinsgünstigen Kredit über die Anschaffungssumme des Kombisystems mit Solarstromanlage plus Speicher oder für den Speicher allein im Fall der Nachrüstung. Der Staat fördert den Kauf eines Speichers zudem mit einem attraktiven Tilgungszuschuss für den KfW-Kredit.
Die Förderhöhe hängt von der Größe der Photovoltaik-Anlage und den Anschaffungskosten des Speichersystems ab. 30 Prozent der anzurechnenden Kosten bezuschusst der Staat. Dabei wird unterschieden, ob der Speicher gleichzeitig mit einer Solaranlage installiert oder ob er zu einer bestehenden Photovoltaik-Anlage mit Errichtungsdatum nach dem 31.12.2012 nachgerüstet wird. Der maximale Fördersatz liegt im ersten Fall bei maximal 600 Euro pro Kilowatt Solaranlagen-Leistung, im zweiten Fall bei maximal 660 Euro, da ein höherer Aufwand für den nachträglichen Einbau der Steuerungstechnik angenommen wird. Hierbei muss die Anschaffung der Photovoltaik-Anlage deutlich abzugrenzen sein von den Zusatzinvestitionen in den nachträglichen Einbau des Speichers.

Die Sonne speichern

Ein herstellerunabhängiges Informationsportal rund um Solarspeicher betreibt der Bundesverband Solarwirtschaft. Dort finden Interessierte alle Infos, die sie zum Thema Solarstromspeicher brauchen. In der Handwerkerdatenbank finden Sie kompetente Fachbetriebe, die Sie bei Ihrem geplanten Projekt vor Ort beraten und Ihnen ein qualifiziertes Angebot unterbreiten können.
www.die-sonne-speichern.de

39F07-pv_speicherIn einem Einfamilienhaus mit einer Photovoltaik-Anlage können Verbraucher in Kombination mit einem lokalen Batteriespeicher ihren externen Strombezug um bis zu 60 Prozent reduzieren. Dadurch machen sich Erzeuger von Sonnenstrom unabhängiger von steigenden Strompreisen und können sicher sein, dass sie umweltfreundlichen Strom verbrauchen.

Foto: sonnenbatterie.de | Grafik: www.solarwirtschaft.de – Quelle Frauenhofer ISE

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Der Speicherpass

Eine Photovoltaik-Anlage ist ein hochwertiges Produkt mit einer Lebensdauer bis zu 30 Jahren – wenn gute Komponenten eingesetzt wurden und die Installation nach den Regeln der Technik erfolgt ist. Doch kann der Laie nur schwer erkennen, welche Qualität die Anlage aufweist. Hier hilft der Anlagenpass. Für den Solarstromspeicher übernimmt diese Funktion der Speicherpass.
www.speicherpass.de

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