In der richtigen Dosis und in seiner ursprünglichen Reinheit bringt der Regen wahren Segen auf die Erde, die Energie, aus der alles erwachsen kann. Umwelteinflüsse haben aber enormen Einfluss auf Qualität und Quantität des wertvollen Niederschlags.
Er reinigt unsere Luft, er beeinflusst unser Trinkwasser, er verändert den Boden. Er ist ein essentieller Baustein im Kreislauf der Natur. Mal freuen wir uns, wenn er auf die Erde prasselt und das Grün der Pflanzen zum Glänzen bringt, mal bringt er uns Verdruss, wenn er nicht enden mag oder außer Kontrolle gerät; mal erwarten wir ihn sehnsüchtig oder zaubern ihn mit Techniken herbei. Was ist das für Wasser, mit dem uns der Himmel grüßt?
Wenn Wasser an der Erdoberfläche verdunstet und in die Höhe steigt, bleiben alle Schadstoffe und Mineralien zurück; beim Regen, der aus den Wolken kommt, handelt es sich also im Grunde genommen um destilliertes Wasser – bis zu 2 Millionen Liter Wassers stecken in einer Wolke. Aber wenn dieses Wasser als Regen wieder zur Erde fällt, reichert es sich wieder mit Staubpartikeln, Pollen, Säuren und sogar Bakterien an, die sich in der lokalen Luft befinden. Es hängt also von der lokalen Luftqualität ab, wie sauber unser Regen ist, ob das weiche Regenwasser zum Beispiel zum Haarewaschen nutz- oder sogar trinkbar ist. Dabei hat nicht nur die Luft-Verschmutzung durch uns Menschen Einfluss, je nach Windverhältnissen kann zum Beispiel der Regen in Süddeutschland auch voller Saharastaub sein. Eine Station im Lee – in der windabgewandten Seite – einer Großstadt wird andere Werte messen als im Luvbereich, also in der dem Wind zugewandten Seite. Grundsätzlich ist die Luft und damit auch der Niederschlag heute sauberer als noch vor ein paar Jahrzehnten.
Weniger Sauer
Der saure Regen der 1980-er Jahre ist durchaus noch ein Thema, allerdings hat sich durch Filter und die Verwendung von schwefelfreien Kraftstoffen die Schwefelsäure deutlich reduziert. Neben Schwefel- und Salpetersäure werden sämtliche wasserlöslichen Inhaltsstoffe – von Chlor über Kalium bis zu Magnesium – im Langzeitvergleich vom Deutschen Wetterdienst DWD am Observatorium Hohenpeißenberg gemessen. Dafür wird der Niederschlag mit einem „wet-only“ Sammler aufgenommen, das heißt, das Gerät ist nur dann nach oben geöffnet, wenn tatsächlich Niederschlag fällt. Seit Beginn der Messungen hat sich der pH-Wert erhöht und die elektrische Leitfähigkeit der Proben ging zurück, da weniger gelöste Ionen im Regen sind. Der sich positiv verändernde ph Wert (2017 lag er bei 5,2) ist ein Indiz für die sauberer werdende Atmosphäre und dies lässt sich für nahezu alle Substanzen im Langzeitvergleich sagen. In der Chemie des Niederschlags zeigen sich auch saisonale Schwankungen, ausgelöst beispielsweise durch landwirtschaftliche Tätigkeit. Im Frühjahr dominiert in der Konzentration der Inhaltsstoffe das Ammoniumnitrat und hierfür ist neben der höheren Temperatur vor allem das Ausbringen der Gülle verantwortlich. Da sich Bakterien – etwa aus Vogelkot – im Regen befinden könnten, ist Regenwasser in der EU nicht als Trinkwasser zugelassen. Man sollte Regenwasser also nur trinken, wenn man das Wasser abkocht oder mit einem Wasserfilter reinigt. Viel gefährlicher, aber nur punktuell erforscht – beispielsweise vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LFU) – ist der Anteil an nicht wasserlöslichen Stoffen, wie Aluminium, Strontium und Mangan sowie die Zunahme von Nanopartikeln im Regenwasser. Was die Niederschlagsmenge angeht, so wird am Hohenpeißenberg seit rund 140 Jahren nach klassischer Hellmann-Mess-Methode gemessen, aber schon auf dem 10 x 10 Meter großen Messfeld zeigt sich eine Variabilität von 10 Prozent im Gesamtniederschlag, was Langzeittrendvergleiche schwierig macht. Für die nächsten 30 Jahre prognostizieren die Experten aber, dass es in unseren Breitengraden wohl im Sommer weniger und im Winter mehr regnen wird. Dr. Werner Thomas vom DWD ist überzeugt, dass Starkniederschläge (also 20 Liter beziehungsweise 30 Liter pro Quadratmeter) klimabedingt tendenziell zunehmen werden. Umso wichtiger wird es, mit dem Geschenk des Himmels strategisch umzugehen.
Potentiale für die Nutzung von Regenwasser
Wieviel Potential in der Nutzung von Regenwasser steckt, zeigt sich an aktuellen Forschungsprojekten zur Verdunstungskühlung in Städten durch Fassaden- und Dachbegrünungen. Eine Weiterentwicklung sind wassergesättigte Vegetationsbeete, auch Urban Wetlands genannt, die in der Nähe versiegelter Flächen, Straßen oder am Rand von Kanälen Sinn machen. Werden diese Wasserflächen aus in Zisternen gespeichertem Regenwasser gespeist, dann können diese bewachsenen Wasserflächen bei starkem Regen Überschwemmungen verhindern und in trockenen Perioden die Luft im städtischen Raum kühlen.
Statistik:
Messstationen des Umweltbundesamtes
1982 untersuchte das Umweltbundesamt noch an 19 Stationen in Deutschland den Niederschlag, heute sind es nur noch sieben Stationen.
Weitere Informationen:
www.dwd.de
www.umweltbundesamt.de
www.lfu.bayern.de
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