Zum Fest von Mariä Aufnahme in den Himmel am 15. August werden in katholischen Gegenden Festgottesdienste gefeiert. Dort werden dann Kräutersträußchen gesegnet, die die Gläubigen in die Kirche mitbringen. Nach altem Brauch soll ein Kräutersträußchen aus mindestens sieben Kräutern bestehen, dies können etwa Wermut, Kamille, Johanneskraut, Salbei, Königskerze, Spitzwegerich oder Arnika sein. Dieser Brauch ist schon seit dem 9. Jahrhundert bekannt und lebt in den letzten Jahren immer mehr auf. Ein Kräutersträußchen ist nach katholischem Verständnis ein heiliges Zeichen, das durch das Weihegebet und den Glauben des einzelnen Christen Wirkung entfaltet. Helfen sollten die geweihten Kräuter (besonders in Form einer Teezubereitung) gegen mögliche Verzauberung des Viehs, Gewitter, Krankheit; für eine gute Ernte, Eheglück und vieles mehr. Das ganze Jahr über nahm man auch vom Kräuterbuschen, um zu räuchern. Besonders heilkräftig sollte es sein, wenn Kräuterbuschen mit Weihrauch vermischt im Krankenzimmer angewendet wurde. In manchen Orten Bayerns und Tirols beginnt damit auch die Zeit des Frauendreißigers, die Zeit zwischen den Festen Mariä Himmelfahrt am 15. August und Mariä Namen am 12. September. Der Ursprung des Frauendreißigers liegt vor allem auch in der konkreten Erfahrung, nach der diese Spanne als besonders günstige Zeit für das Sammeln von Kräutern gilt, denen dann ihre größte Heilkraft zugeschrieben wird. Dieses Erfahrungswissen wurde in das Christentum übernommen.

Wermut

Wermut wächst am besten auf kalk- und nährstoffreichen Böden, zum Beispiel in Weinbergen, an Felshängen, Straßenrändern, Bach- und Flussläufen. Seine seidig schimmernden, graufilzig behaarten und gefiederten Blätter duften aromatisch. Wermut ist eine typische Bitterstoffpflanze. Der sprichwörtliche Wermutstropfen gehört zwar nicht zu den Wohlgenüssen, birgt in dieser Bitterkeit  aber eine potente Heilkraft. Die Inhaltsstoffe des Wermuts regen vor allem die Verdauung an und helfen gegen Appetitlosigkeit. Anerkannt ist zudem die galleflussfördernde Wirkung, was wiederum einen positiven Einfluss auf die Fettverdauung hat. Die Volksheilkunde verwendet Wermut zusätzlich bei Magendruck, Völlegefühl und Blähungen. Auch als frisches Gewürz macht Wermut fette Speisen bekömmlicher.

Kamille

An Feldrändern bildet die Kamille im Sommer duftende gelb-weiße Farbtupfer. Bis zu 50 Zentimeter hoch werden die ein- bis zweijährigen Pflanzen, die ein filigranes Blattwerk ziert. Die Kamille besitzt vier Haupteigenschaften: Sie ist entzündungshemmend, krampflösend, beruhigend und wirkt gegen Blähungen. Daraus leitet sich eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten ab. Kamillentee beruhigt und lindert akute Magenbeschwerden. Äußerlich behandelt man mit der Kamille schlecht heilende Wunden. Sie ist eine wichtige Heilpflanze in der Frauenheilkunde. In der Anthoposophie gilt die Kamille als die freundliche Mutter unter den Pflanzen. In der Sonne leuchtet sie, sie ist aber nie grell, sondern weich und anschmiegsam.

Johanniskraut

An den Tupfen ist es sofort erkennbar: Gegen das Licht gehalten, sehen die grünen Blätter des Johanniskrauts wie durchlöchert aus. Die vermeintlichen Löcher sind Sekretbehälter, die eine Flüssigkeit aus ätherischen Ölen und Harz enthalten. Ein zweites sicheres Erkennungszeichen ist der Farbumschlag der zerriebenen fünfblättrigen Blüten von leuchtend gelb zu blutrot, der charakteristischen Farbe des Johanniskrautöls. Zu finden ist diese Pflanze an Wegrändern, Dämmen, Feldrainen, am liebsten in der vollen Sonne, die sie für ein üppiges Wachstum benötigt. Bekannt ist Johanniskraut aus der Therapie leichter bis mittelschwerer Depressionen. Es regt zudem die Blutzirkulation an. Einreibungen helfen bei Nervenschmerzen, Rheuma, Hexenschuss und Verstauchungen.

Salbei

Salbei ist weitverbreitet und gehört zu den artenreichsten Gattungen. Viele Arten werden seit dem Altertum als Heilpflanzen genutzt, darunter der für Küche und Medizin wichtige Echte Salbei (Salvia officinalis). Bei der Pflanze ist der Name Programm. Denn Salbei leitet sich ab vom Lateinischen salvare „heilen“ bzw. salvus „gesund“. Salbeiblätter enthalten Flavonoide, Gerbstoffe und Rosmarinsäure. Die Blätter wirken verdauungsfördernd und werden daher bei schweren, fettigen Speisen verwendet. Die Heilwirkung des Salbeis geht vor allem auf die enthaltenden Gerb- und Bitterstoffe der Pflanze aus, die u.a. die Verdauung fördern, Blähungen lindern und Magen- und Darmkrämpfe bekämpfen können. Weitere wichtige Wirkstoffe sind die zahlreich enthaltenden ätherischen Öle, die antibakterielle und teils antivirale Eigenschaften aufweisen.

Königskerze

Die Königskerze sieht genauso aus, wie sie heisst. Majestätisch wächst sie kerzengrade bis zu 2 Meter nach oben und blüht auf einem Großteil ihrer Höhe mit leuchtendgelben runden Blüten. Sie bevorzugt trockene, sonnige Stellen und wächst in fast ganz Europa. Die Gattung umfasst etwa 300 Arten. Viele der Arten werden als Heilpflanzen verwendet. Sie ist eine wichtige und bekannte Heilpflanze bei Husten, vor allem bei Reizhusten. Hauptsächlich werden die Blüten in Tees verwendet, aber auch die Blätter können eingesetzt werden. Mit ihren warm-gelben Blüten ist die Königskerze ein Symbol für langes Leben.

Spitzwegerich

Der Spitzwegerich, auch Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Wegerichgewächse gehört. Das Wort „Wegerich“ entstammt dem Althochdeutschen von wega = Weg und rih = König. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Er kommt häufig in Fettwiesen, in Parkrasen (dort vor allem in seiner mageren Ausbildungsform), an Wegen und in Äckern vor. Der Spitzwegerich wirkt reizmildernd und leicht hustenlösend. Er wird gegen Katarrhe der Luftwege und entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut eingesetzt. Seine Wirksamkeit beruht auf der einhüllenden Wirkung der Schleimstoffe als auch auf der adstringierenden Wirkung der Gerbstoffe sowie der antibakteriellen Effekte seiner Inhaltsstoffe.

Arnika

Wer Arnika in der Natur finden möchte, muss hoch hinauf: Auf ungedüngten Bergwiesen und in Heidekrautbeständen der Bergwelt ist sie zu Hause und reckt dort von Juni bis in den August ihre leuchtend gelben, ein wenig zerzaust wirkenden Blütenköpfe in die Luft. Arnika gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Die strahlend gelben Blüten wirken wundheilend, desinfizierend und entzündungshemmend. Arnika hilft, das Gewebe zu regenerieren und eignet sich zur Behandlung aller Verletzungen. Außerdem wird sie zur Vorbeugung und Behandlung von Muskelkater gerne verwendet. Arnikasalbe ist zur Venenpflege und zur Behandlung von entzündeten Venen wichtig. Bei Entzündungen im Mund und Rachen regen Spülunen mit Arnika die Durchblutung an und steigern die Abwehrkräfte der Schleimhäute. Fotos: teilweise von WALA Heilmittel GmbH

Buch-Tipp:

Catrin Cohnen  Das kleine Heilpflanzenbuch insel taschenbuch ISBN 978-3-458-35983-8