Probieren geht über Studieren: Unser Anliegen ist es, die Dinge, über die wir schreiben, zu testen. Hier finden Sie Innovationen und Ideen, die uns nach kritischer Prüfung besonders überzeugt haben. Ein Test von Martina Guthmann.

Was für ein immenser Aufwand“, denke ich mir, während ich dem Wassertankwagen von St. Leonhardspfunzen ins 70 km entfernte Schneizlreuth folge. Nur dort, im Hotel Mauthäusl, gibt es bislang die Möglichkeit, ein Vollbad in der St. Leonhardsquelle zu nehmen. Am nächsten Morgen werde ich am eigenen Leib spüren, dass dieser Aufwand, den die visionären Wirtsleute und Quellenbesitzer für ihre Gäste betreiben, im wahrsten Sinne die Reise lohnt. Früher waren viele Menschen – meist aus München – nach St. Leonhardspfunzen gekommen, um in dem Wasser zu baden. Gerade bei Schwangeren soll das Baden in Leonhardsquelle sehr beliebt gewesen sein. Das Badehaus stand damals direkt neben der Kapelle. Heute hingegen wird die Quelle fast nur noch zum Trinken genutzt. Was fühlt sich richtiger an, als dieses besonders reine Tiefen-Wasser, das mich als lebendiges Getränk seit Jahren überzeugt, durch alle Poren meiner Haut aufnehmen zu können? Aus dem Wasserhahn sprudelt das wohltemperierte Quell-Wasser in die Badewanne und umhüllt mich wie ein Baby im Mutterleib. Ich schalte meinen Verstand ab, lasse geschehen und spüre die energetische Kraft des Wassers. Ich spüre, wie von den Haar- bis in die Zehen-Spitzen meine Zellen ihren Durst stillen können. Hotelchefin Maria Abfalter berichtet:„Menschen mit Erschöpfungszuständen erleben das Bad meist als aktivierend.“ Menschen mit Stoffwechsel-Themen hingegen sollen das entsäuernde und entgiftende Bad als körperliche Herausforderung empfinden. Ihnen wird empfohlen, sich danach noch im Bergkristallzimmer oder auf einer Schaukelliege im Spa mit Blick auf die Weißbachschlucht auszuruhen. Kaum aus der Wanne heraus bin ich im Nu trocken, die Wasserperlen ziehen in die gut durchfeuchtete Haut. So aufgetankt mache ich einen Spaziergang, der auch ganz im Zeichen von lebendigem Wasser steht: zunächst durch die Weißbachschlucht und dann den Soleleitungsweg entlang über den ältesten Seerosenteich Deutschlands bis hin zum Thumsee. Der kristallklare Bergsee ist sicherlich an einem heißen Sommertag die perfekte Erfrischung. Gerne kehre ich danach wieder ins Mauthäusl zurück. Ein Häusl an der Mautstelle in einer Schlucht mitten in den Bergen, das hatte ich mir im Vorfeld klein und verschachtelt vorgestellt. Stattdessen empfangen mich lichtdurchflutete Gast-Räume, Biergarten und Café-Terrassen mit imposantem Blick in die Landschaft, großzügige und für Bergfreunde ideal ausgestattete Zimmer mit genau der richtigen Mischung von schlichter Moderne und gemütlicher Holzatmosphäre sowie Betten zum Hin- und Wegträumen. Vom Rauschen des Weißbachs werde ich bei weit geöffnetem Fenster in den Schlaf gewiegt. Die ganze Nacht über strömt frische Luft in meine Lungen, bis ich am frühen Morgen mit dem Zwitschern der Vögel sanft aus den Träumen gleite. Beim Frühstück treffe ich fröhliches Personal und in sich ruhende, zufriedene Gäste. Neben den Stuten- und Ziegenmilchprodukten aus der hauseigenen Molkerei gibt es viel anderes Regionales und Selbstgemachtes zu genießen. Wie lange wird dieses Bade-Erlebnis nachhalten? Jedes Glas St. Leonhardsquelle, das ich seither trinke, erinnert mich an diesen leichten, schwebenden Zustand. Ein Vollbad kostet 45 Euro und ist jeden Cent wert.

http://hotel-mauthaeusl.de/

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Quelle-Foto: www.hotel-mauthaeusl.de

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