Um grüner Auto zu fahren und Kosten zu sparen gibt es mehrere Alternativen: Ein Öko-Auto kaufen, gelegent-lich einen Wagen mieten oder sich ein Auto mit anderen teilen. Quell-Autor Ralf Perey hat letzteres ausprobiert.
Das Auto als Statussymbol gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Heutzutage geht es darum, die Möglichkeiten des automobilen Zeitalters intelligent zu nutzen ohne deswegen ein Auto sein eigen nennen zu müssen. Ich wohne in der Stadt und fahre meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, brauche keinen Parkplatz, keine Garage, keine Versicherung, muss keine Steuern für mein eigenes Auto zahlen und brauche nie zum TÜV. Trotzdem benötige ich ab und an ein Auto. Dieses Wunsch-Auto teile ich mir mit 20 anderen Nachbarn.
Heute gehe ich ein paar Straßen weiter zu einem großen Parkplatz, schlendere zu meinem gebuchten Auto und schließe es mit meiner Kundenkarte auf. Den Schlüssel zum Starten finde ich wie immer im Handschuhfach. Ich muss heute einkaufen, meine Mutter im Krankenhaus besuchen und ein paar große Pakete zur Post bringen. Um 18.00 Uhr bin ich wieder am Parkplatz und verriegele das Auto mit meiner Kundenkarte. Das kommt so zwei bis drei Mal im Monat vor, denn viele Erledigungen für die ich ein Auto brauche, lege ich einfach auf einen Termin. Am Monatsende bekomme ich dann eine Sammel-Rechnung der Carsharing Firma. Übrigens, das Tanken erledige ich auch mit der Tankkarte des Autos, ganz üblich bei einer Tankstelle.
Was vor mehr als 20 Jahren als soziale Innovation in der Schweiz begann, zieht mittlerweile auch hierzulande immer größere Kreise: Rund 158.000 Menschen in Deutschland haben 2009 Carsharing als Alternative zum eigenen Auto genutzt. Nach einer Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums kommen allerdings rund 2,5 Millionen Menschen für Carsharing in Frage. Ein großes Potential.
Für wen lohnt sich Carsharing?
Interessant ist Carsharing für alle, die für den täglichen Arbeitsweg nicht auf ein Auto angewiesen sind, die nicht mehr als 7.000 km im Jahr mit dem Auto zurücklegen (müssen) und die in größeren Orten relativ zentral wohnen. Viele Alltagswege sollten gut mit Bus und Bahn, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erledigen sein. Besonders attraktiv ist Carsharing für FreiberuflerInnen, Unternehmen, Verwaltungen, Institutionen und Vereine, weil die Kosten für einen eigenen Fuhrpark oft erheblich über den Kosten für die zeitweise Nutzung von Carsharing-Fahrzeugen liegen.
Je nach Größe der Carsharing-Organisation teilen sich zwischen 15 und 20 Menschen ein Auto. Im Durchschnitt werden durch ein Carsharing-Auto vier bis acht private PKW ersetzt. Das Verkehrsverhalten verändert sich durch die Teilnahme am Carsharing gewaltig. Ehemalige AutobesitzerInnen reduzieren ihre PKW-Fahrleistung im Schnitt um 50 bis 60 Prozent. Die laufenden Kosten werden auf ein Minimum reduziert. Die Umwelt wird wesentlich weniger belastet. Viele unbeliebte Tätigkeiten wie den Werkstattbesuch, die Autowäsche oder den Termin beim TÜV braucht der Nutzer nicht selbst zu erledigen – das übernimmt die Carsharing-Organisation, bei der er Mitglied ist. Weiterer Vorteil: Man muss sich nicht auf einen Autotyp festlegen, sondern kann je nach Anlass wählen. Etwa zwischen Stadtflitzer, Kombi, Limousine oder Transporter. Durch diese Wahlmöglichkeiten hat man Zugriff auf einen Fuhrpark, den sich ein Normalverdiener selbst gar nicht leisten könnte. Je nach gewähltem Autotyp verändern sich jedoch Tagespreis und Kilometerpreis, der im Übrigen gleich die Spritkosten enthält. Beim Tanken gilt es statt des eigenen Portemonnaies die Tankkarte des Carsharing-Unternehmens zu zücken.
Die Nachteile des Auto-Teilens
Die Carsharing-Stationen sind hauptsächlich in größeren Städten vorhanden, in denen die Ausleihstationen gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können. Wer am Stadtrand oder in einem Dorf mit schlechter öffentlicher Verkehrsanbindung wohnt, wird diesen Service kaum in Anspruch nehmen können. Gelegentlich kann es durchaus auch mal vorkommen, dass nicht immer zum Wunschzeitpunkt ein Fahrzeug frei ist. Dies geschieht allerdings eher selten. Durch ausgeklügelte Buchungssysteme und vorausschauendes Planen können sich die Carsharing-Unternehmen gut auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen. Wer sich für Carsharing interessiert, muss zudem wissen, dass das Auto-Teilen nur bis zu einer Fahrleistung von maximal 10.000 Kilometer billiger ist als ein eigenes Auto. Wer längere Fahrten ab 300 bis 400 km machen möchte und den Wagen in einer anderen Stadt zurückgeben will, sollte sich lieber einen Mietwagen leisten. Wer allerdings das Auto nur stundenweise bis tageweise nutzen möchte, der sollte sich für ein Carsharing-Unternehmen entscheiden.
Die Pflichten der Nutzer
Auch wenn die Carsharing-Firma für die technische und optische Wagenpflege zuständig ist, muss sich der Nutzer dennoch an Grundregeln in Sachen Sauberkeit halten. Wenn die Kinder mit Keksen krümeln oder schmutzige Waren transportiert wurden, erwartet das Carsharing-Unternehmen, dass der Nutzer den Wagen selbst säubert. Wenn das Scheibenwischwasser aufgebraucht wurde, dann muss es wieder aufgefüllt werden – im Winter entsprechend mit Frostschutzmittel. Bei Fahrten über 500 km ist es Pflicht, sich um Reifendruck, Ölstand und Kühlwasser zu kümmern. Im Versicherungsfall beträgt die Eigenbeteiligung je nach Schaden und Unternehmen zwischen 1.000 Euro und 1.500 Euro. Viele Carsharing-Unternehmen bieten spezielle Sicherheitspakete an, die eine Reduzierung der Selbstbeteiligung auf z.B. 200 Euro möglich machen, natürlich gegen Extrakosten. Der Carsharing-Nutzer muss seit mindestens zwei Jahren einen Führerschein besitzen.
Privates Auto-Teilen
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, die Vorteile des Carsharings mit den Vorteilen eines eigenen Autos zu verbinden: indem man sein Auto dauerhaft mit Freunden oder Nachbarn teilt. Um Streit bei ungeplanten Ereignissen wie etwa Unfällen vorzubeugen empfiehlt sich dabei jedoch eine vertragliche Regelung der Nutzungsbedingungen. Das Modell funktioniert dann gut, wenn das Auto für unterschiedliche Zwecke benötigt wird oder die Beteiligten nicht täglich darauf angewiesen sind. Zum Beispiel nutzt es einer für den Arbeitsweg, die anderen überwiegend abends oder am Wochenende. Der VCD (Verkehrsclub Deutschland) hält einen
Mustervertrag zum nachbarschaftlichen Auto-Teilen bereit, der für alle wesentlichen Punkte Erläuterungen und Vorschläge anbietet. Das private Auto-Teilen kann so auch am Stadtrand oder in einem Dorf funktionieren.
Intelligente Autonutzung
Die Autoindustrie wird sich in den nächsten Jahren mit dem Kundenwunsch nach intelligenter Autonutzung konfrontiert sehen. Sie wird ihre Kunden beim Kauf eines sparsamen Stadtmobils die Garantieleistung anbieten müssen, das gekaufte Modell für den Urlaub oder zu Transportzwecken gegen einen größeren Wagentyp eintauschen zu können. Ein derartiges Konzept würde einen Trend zu kleineren, schwachmotorisierten PKW unterstützen, von denen nicht nur die NutzerInnen, sondern auch die Umwelt und die ganze Gesellschaft profitieren. Es liegt an jedem Einzelnen, mit einer intelligenten Autonutzung jetzt zu beginnen.
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