Interview mit dem Vorsitzenden des Bodenfruchtbarkeitsfonds Mathias Forster

Versalzung, Verdichtung, Versiegelung – der fruchtbare Boden unter unseren Füßen wird rapide weniger. Warum dieses Problem gesellschaftliche Relevanz hat und wie der Bodenfrucht- barkeitsfonds dem entgegenwirken kann, erklärt der Vorsitzende Mathias Forster im Interview.

Quell: Warum ist es so wichtig, dass wir uns endlich um den Boden kümmern?
Mathias Forster: Der Boden bringt die Früchte hervor, die Menschen und Tiere ernähren. Von daher sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass wir Menschen den Boden vor Vergiftung und anderen Formen nachhaltiger Schädigung schützen. Doch dies ist derzeit nicht der Fall: Er degradiert groß- flächig in rasanter Geschwindigkeit und seine Fruchtbarkeit geht zurück – tendenziell sogar im Biolandbau, wie verschiedene Studien zeigen.

Quell: Was genau bedroht denn die Fruchtbarkeit des Bodens?
Mathias Forster: Der Boden ist dann dauerhaft fruchtbar, wenn er die Fähigkeit hat, langfristig gesunde Pflanzen hervorzubringen. Er verliert diese Fähigkeit, wenn er auf eine ihm nicht gemäße Weise behandelt wird, etwa durch den Einsatz von zu schweren Maschinen. Dadurch wird der Boden verdichtet und eine tiefe Durchwurzelung wird schwierig bis unmöglich. Verdichtung und Versie- gelung, aber auch verminderter Humusgehalt, führen dann zu einer verminderten Wasserrück- haltekapazität und als Folge treten Überschwemmungen, Erosion und Erdrutsche auf. Der Boden wird zudem oft mit Monokulturen traktiert und mit allerlei chemisch-synthetischen Stoffen behandelt, die ihm nicht guttun.

Quell: Wie lässt sich die Fruchtbarkeit nachhaltig erhalten?
Mathias Forster: Der konventionelle industrielle Landbau ist, meiner Meinung nach, in vielerlei Hinsicht ein Irrweg. Das zeigt sich deutlich an Erscheinungen, über die auch in den Medien immer häufiger berichtet wird: Zu beobachten ist beispielsweise die Verarmung der biologischen Aktivität, der Rückgang des Kohlenstoffgehalts, der verringerte Abbau von Schadstoffen. All das sind Zeichen, dass es dem Boden nicht gut geht und ein grundlegender Richtungswechsel nötig ist. Im Biolandbau wurden über Jahrzehnte Erfahrungen gesammelt und Methoden erfolgreich erprobt, um die Fruchtbarkeit nachhaltig zu erhalten. Jetzt müssen wir diese nur noch auf möglichst allen Flächen anstreben.

Quell: Und wie soll das konkret aussehen?
Mathias Forster: Die Bewirtschaftung der Böden ist immer ein Kompromiss für den Landwirt. Schließlich lebt er ja von dessen Erträgen. Er muss aber auch die Fähigkeit ausbilden, den Boden genau zu beobachten, um im richtigen Augenblick mit den geeigneten Maßnahmen die Bearbeitung durchzuführen. Und er muss ihm zurückgeben, was ihm guttut – zum Beispiel qualitativ hochwertigen Kompost. Eine für den jeweiligen Boden stimmige Fruchtfolge ist genauso ein wichtiger Aspekt wie der Anbau von lang stehenden Gründüngungspflanzen. Je nachdem, welche Pflanzen er hier verwen- det, können Verdichtungen aufgebrochen werden, die Bodenbelüftung kann verbessert, Humus aufgebaut, die Wasserrückhaltekapazität gesteigert werden. In der biologisch-dynamischen Land- wirtschaft wird der Boden darüber hinaus mit biologisch-dynamischen Präparaten behandelt. Sie regen das Bodenleben an, stärken die Pflanzen und sorgen für einen höheren Anteil an organischer Substanz, was die Grundlage für Humusbildung ist. Es geht darum, das komplexe Wechselspiel von Lebewesen immer besser zu verstehen und entsprechend zu handeln.

Quell: Genügt es nicht, einfach mehr „bio“ zu kaufen?
Mathias Forster: Alle diese Maßnahmen bedeuten Aufwand und Kosten für den Betrieb. Kosten, die der Landwirt nur teilweise aus dem Verkauf seiner Produkte decken kann. Um den Landwirten finanziell, aber auch durch Fortbildung unter die Arme zu greifen, haben wir den Bodenfrucht- barkeitsfonds gegründet. Damit möchten wir die Bodenfruchtbarkeit fördern und gleichzeitig zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit beitragen.

So unterstützen Sie den Bodenfruchtbarkeitsfonds: Patenschaften durch Privatpersonen: Privatpersonen haben die Möglichkeit, für die Fläche Verantwortung zu übernehmen, die ein Mitteleuropäer für seine gesunde Ernährung im Durchschnitt beansprucht. Das sind 2.500 Quadratmeter; die Patenschaft dafür kostet 100 Euro jährlich. Unternehmenspatenschaften: Mit der Unternehmenspatenschaft Plus können Unternehmen ihre CO2-Bilanz ausgleichen. Dies geschieht durch den zusätzlichen Humusaufbau auf den Partnerhöfen, durch den vermehrt Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Boden gebunden wird. Die Spendenhöhe liegt bei 200 Euro pro gebundener Tonne CO2. Auch können die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern und Kunden die Partnerhöfe besuchen und dadurch wieder in Kontakt zur Landwirtschaft und
zum Boden treten.

http://www.bodenfruchtbarkeit.bio/

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Quelle-Foto: aminic181/Fotalia

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