Fruchtbarer Boden liefert Nahrung, Futter sowie nachwachsende Rohstoffe. Doch diese wichtige Lebensressource ist in Gefahr. Was wir für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit tun können. Von Martina Guthmann.

Klimaerwärmung, Luftverschmutzung und Trinkwasser-Knappheit – all dieser Gefahren für unser Öko-System sind wir uns längst bewusst. Dass auch fruchtbares Land immer knapper wird und der Boden vielerorts kurz vor dem Kollaps steht, darüber geht man oft hinweg. Fruchtbarer Boden ist keine Selbstverständlichkeit und es gibt kein Leben ohne fruchtbaren Boden.

Endlich und unendlich kostbar
Um die Welternährung im Jahr 2050 sicherzustellen, werden laut wissenschaftlichen Untersuchungen 120 Millionen Hektar zusätzliches Ackerland benötigt. Tatsächlich verlieren wir aber im Moment fruchtbare Böden in einer alarmierenden Geschwindigkeit – jährlich gehen weltweit 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren, das entspricht einer Größenordnung von 30 Fußballfeldern pro Minute. Und schon heute hungern weltweit eine Milliarde Menschen mangels direktem oder indirektem Zugang zu fruchtbarem Land. Es dauert aber 2000 Jahre, bis nur 10 Zentimeter Boden entstanden sind. Wir leben also weltweit auf Kosten unserer Böden und jedes Konto, auf das wir weniger einzahlen als wir entnehmen, wird früher oder später geplündert sein.

Fünffacher Kunstdünger-Einsatz
Überbauung und Versiegelung tragen großen Anteil daran, dass wir den fruchtbaren Boden unter unseren Füßen verlieren. Vor allem aber ist es die industrielle Landwirtschaft, die mit ihren nicht-nachhaltigen Anbaumethoden fruchtbare Böden schädigt und zerstört.
Der Verbrauch von synthetischen Düngern hat sich in letzten 50 Jahren verfünffacht. Monokulturen tragen zur Auslaugung der Böden bei. Aber auch Erosion, Kontaminationen, Versalzung und Wüstenbildung dezimieren die Flächen. Das hat schon heute dramatische Auswirkungen auf die Welternährung, den Wasserhaushalt, die Artenvielfalt und das Klima. Daher ist es höchste Zeit, dass auch Böden auf die globale Agenda für nachhaltiges Wirtschaften kommen.

Amsterdam-Erklärung – weltweites Engagement
Unter dem Motto „SOS – Save our Soils“ haben die Vereinten Nationen deshalb das vergangene Jahr 2015 zum Jahr des Bodens erkoren. Damit sollte die Bedeutung der Böden für die Ernährungssicherung in der Welt und für den Wohlstand unserer Gesellschaft verdeutlicht werden. Bei der internationalen Konferenz „Celebrating Soil! Celebrating Life!“, die der weltweit agierende Bio-Großhändler „nature & more“ im vergangenen Jahr in Amsterdam organisierte, ging es ebenfalls um das Thema, wie fruchtbarer Boden für künftige Generationen erhalten bleiben kann.

Fruchtbaren Boden durch Permakultur mehren
Die Verschwendung des Bodens kommt uns schon heute teuer zu stehen: Für Bodenwiederherstellung werden derzeit 60 Euro weltweit pro Mensch und Jahr ausgegeben. Langfristig ist es nicht nur günstiger, sondern auch überlebensnotwendig für unseren Planeten, die maßlose und unnötige Versiegelung von Flächen zu stoppen und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Ökologische Landwirtschaft, Demeter-Landbau und Permakultur sind die besten Lösungen, um unsere Böden zu regenerieren und gleichzeitig Biodiversität und weltweite Nahrungssicherheit zu fördern. Aber auch zu Hause lässt sich im Kleinen etwas für die Bodenfruchtbarkeit tun: Indem man Küchenabfälle in Kompost umwandelt, den man im Garten oder in Blumenkästen verwenden kann. Bokashi wird die Methode genannt, mithilfe von Effektiven Mikroorganismen Kartoffelschalen, Teeblätter oder Salatstrünke zu fruchtbarer Erde zu recyclen (siehe Kasten). Die Lösung für viele Probleme der Welt liegt unter unseren Füßen: Es ist der nachhaltige Umgang mit unserem Boden und jeder kann sofort aktiv dazu beitragen.

Bokashi – Bodenfruchtbarkeit aus Küchenabfall

Bokashi

Der Name „Bokashi“ ist japanisch und bedeutet: mit Effektiven Mikroorganismen fermentierter Kompost. Durch die Transformation von Biomüll zu fruchtbarer Erde trägt man zur Abfallreduzierung bei und produziert wertvollen Humus für Zimmer- und Balkonpflanzen genauso wie für Gartenbeete. Der bestehende Boden verbessert sich und kann mehr CO2 binden. So kann jeder zur Bodenfruchtbarkeit beitragen, sich an gesunden Pflanzen erfreuen und das Klima schützen.

Man braucht dafür einen Eimer, der luftdicht verschließbar ist und einen Siebeinsatz zum Ablassen von Flüssigkeit. Für die natürliche Beschleunigung des Kompostierprozesses fügt man Effektive Mikroorganismen dazu. Effektive Mikroorganismen (EM) sind Mikroorganismen, die auch traditionell in der Lebensmittelverarbeitung eingesetzt werden und in der Natur überall verbreitet sind, wie etwa Milchsäurebakterien, Hefepilze oder Photosynthesebakterien.

Nach und nach presst man die möglichst gut zerkleinerten Küchenabfälle jeder Art in den Eimer hinein und gibt bei jedem Arbeitsgang etwas EM in getrockneter oder flüssiger Form dazu, solange, bis der Behälter randvoll gefüllt ist. Durch den luftdichten Deckel dringen keine Gerüche nach außen und die Fermentierung geht voran. Die sich bildende Flüssigkeit sollte regelmäßig abgelassen werden und kann als Flüssigdünger mit Wasser verdünnt werden. Nach rund vier Wochen bei Raumtemperatur ist der Fermentationsprozess abgeschlossen: Guter Bokashi riecht süß-säuerlich, hat ein fahles Grau-Blau und zeigt immer noch Strukturen des ursprünglichen Materials. Die Effektiven Mikroorganismen im fertigen Bokashi vermehren sich in Blumenkästen, Blumentöpfen oder im Beet weiter und aktivieren die bereits vorhandenen Mikroben. Die Pflanzen werden widerstandsfähig und wachsen gesund. Der Grund: Schon ein Teelöffel so gesunder Erde enthält Milliarden gute Mikroorganismen, die den Boden verbessern und schlechte Mikroorganismen verdrängen.

Fotos: Martina Guthmann | Monika Frei-Herrmann |

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Mehr Infos zum Thema

Die Kampagne „Save our Soils“ (Rettet unsere Böden) zielte in den vergangenen drei Jahren darauf ab, Verbraucher bezüglich der Bedeutung von Böden für Ernährung, Gesundheit und Klima zu sensibilisieren und sie zu Boden-Botschaftern zu machen. Auf Facebook sind die Guerilla-Aktionen Save our Soils zu sehen, an der sich weltweit Menschen beteilig-ten. Ziel der Aktionen war es, mit konkreten Beispielen auf den dramatischen Verlust unserer Lebensgrundlage aufmerksam zu machen.

www.globalsoilweek.org
www.grund-zum-leben.de

www.facebook.com/saveoursoils.now.

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