Ferien und Freizeit ohne das Element Wasser, das ist kaum vorstellbar. Je nach Lust und Laune können wir dafür das flüssige Nass wählen, das uns gerade am besten tut. Von Martina Guthmann.

Mit dieser Hommage an die Auszeit am Wasser wollen wir an Beispielen zeigen, wie wir die Kraft des Wassers noch intensiver erleben, in uns aufnehmen können und wie wir uns an seiner Schönheit und Energie grenzenlos erfreuen können – und das auch an vielen Orten in unserer näheren Umgebung. Urlaub am Wasser ist die bei den Deutschen immer noch beliebteste Urlaubsart. Baden im Meer, See oder Pool gehört zu den häufigsten Ferienaktivitäten. Unzählige Rad- und Wanderkilometer führen an Bächen und Flüssen entlang. Auf dem Verkehrsweg Wasser – bei Kreuzfahrten auf Flüssen und Meeren, auf Hausbooten, bei Kanufahrten oder Stand-up-paddeling-Touren – findet Urlaub und Auszeit in mannigfacher Hinsicht statt. Ein Wellness-Urlaub ohne den gezielten Einsatz von Wasser – ob zum Erfrischen oder zum Aufwärmen – ist kaum zu finden. Nicht zu vergessen der Wassersport – Schwimmen, Tauchen, Surfen, Segeln, Wasserwandern, Angeln. Schließlich gehören Wasserspiele zu einer römischen Villa genauso wie zu einem orientalischen Palast, denn Wasser bereichert nicht nur jedes Landschaftsbild, es verzaubert auch jegliche Architektur als zusätzliches Element, bei alten Schlössern genauso wie in der modernen Architektur.

All diese Erholungseffekte des Wassers müssen wir nicht auf den langersehnten Urlaub verschieben. Wir müssen dafür nicht um die halbe Weltkugel jetten, um uns mit und am Wasser zu erfreuen. Die Auszeit am Wasser ist für uns jederzeit und in unseren Breitengraden zum Glück auch fast überall möglich: Wir haben Seen und Meere, Quellen und Bäche, Wasserfälle und Flüsse. Wasser ist Leben: Am Wasser ist immer irgend etwas los und so kann Wasser etwas mit uns machen und uns in Balance bringen, wenn wir an dem für uns richtigen Ort sind.

An der frei zugänglichen artesischen St. Leonhards-Quelle darf sich jeder nach Herzenslust laben. Foto: TSt. Leonhards |Thomas Straub

An Quellen
Wo tiefe Wasser aus eigener Kraft austreten, da sind im wahrsten Sinne Kraftquellen – so genannte lebendige Wässer – mit erstaunlichen Gesundheitseffekten zu finden. In unseren Breitengraden sind wir beschenkt mit Quellen und oft kann es Wunder wirken, die ganz in der Nähe seines eigenen Wohnorts sprudelnde Quelle regelmäßig aufzusuchen. Für manch artesische Quelle mit ganz spezifischer Heilkraft lohnt sich die weitere Anreise, insbesondere, wenn die heilende Quelle genau zum ganz persönlichen Regenerationsbedarf passt.
Kraftvoll gegen Erschöpfungs- und Burnout-Gefühle wirkt beispielsweise die Bad Füssinger Heilquelle. Die Zusammensetzung des schwefelhaltigen Thermalwassers ist in Europa einmalig: es kann rheumatische Beschwerden, Rückenschmerzen, Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen sowie den Stresshormongehalt im Körper lindern. Im Bio-Vitalhotel Falkenhof können die Gäste in der privaten Panoramatherme auf dem Dach direkt in die Bad Füssinger Heilquelle eintauchen. Über die spezifischen Heilanzeigen von Deutschlands Heilquellen – von Augenleiden bis Stoffwechselstörungen – informiert die Homepage des Bäderkalenders. Eine umfangreiche Übersicht über frei zugängliche artesische Quellen findet sich in dem Buch „Lebendiges Wasser –Energiequell des Körpers“ aus der Edition Quell.
Wer sich an Quellen wie zum Beispiel der St. Leonhardsquelle in Stephanskirchen bei Rosenheim oder der St. Georgsquelle in Ruhpolding einmal gelabt hat, wird sich beim Genuss des Mineralwassers zuhause immer an diese unvergesslichen Momente zurück erinnern.

Am Fluss, Strom oder Bach
Um Gedanken und Pläne in Fluss zu bringen, eignet sich das Aufsuchen von Fließgewässern. Die Quell-Chefredaktion praktiziert diese Methode mit Erfolg in der Mittagspause an der Frankfurter Mainpromenade genauso wie bei Strategie-Wanderungen entlang der Traun von der Chiemgauer Außenstelle des Verlags.
Wer große Veränderungswünsche in sich trägt, der sollte in Erwägung ziehen, einem Fluss von der Quelle bis zur Mündung zu folgen, sei es zu Fuß oder mit dem Rad.Deutschlands Fluss-, Rad- oder Wanderwege bieten für jede Kondition und jeden Zeitrahmen attraktive Routen an – für Naturliebhaber, Ruhesuchende oder Kultururlauber.
Ein Großprojekt ist es, dem abwechslungsreichen Rhein auf seinen mehr als 1.200 Kilometern von der Quelle bis zur Mündung zu folgen. Manchmal ist es aber auch der kleine unbekannte Bach in der unmittelbaren Umgebung, der sich für eine Auszeit anbietet: Wer sich die Mühe macht, genauer hinzuschauen, der kann Überraschendes erleben: Möglicherweise Auen, die vom Wechsel zwischen niederer und hoher Wasserführung geprägt werden und Lebensraum für seltene Pflanzen und Tieren schaffen. Vielleicht entdecken wir im Bachlauf den Stein, der dem Wasser seine Richtung weist oder beobachten ein Blatt, das sich auf den Weg zur Mündung macht. In jedem Fall kommen in Begleitung des Fließgewässers nicht nur der Körper, sondern auch der Kopf in Bewegung und es scheint, als ob das fließende Wasser uns sagen wolle: Es geht immer weiter.

Am Wasserfall
Sauberes Wasser und reine Luft – die Kombination dieser zwei Naturelemente zeigt sich besonders eindrucksvoll in der Nähe von Wasserfällen. Beim Fall und Aufprall entwickelt sich ein fein verstäubtes, hoch konzentriertes Aerosol – aus der Verbindung von negativ geladenen Luftionen mit schwebenden Wasserpartikeln, die aufgrund ihrer Winzigkeit tief in die Atemwege eindringen können. Und diese ionisierte Luft, die wie ein Antioxidans wirkt, ist der Grund, warum Wasserfälle zu den Orten gehören, an denen wir uns ganz besonders gut erholen können. Der „Wasserfall-Effekt“ kann Stress abbauen, Asthma und allergische Entzündungen lindern, die Lungenfunktion verbessern, das Immunsystem in Balance bringen, wie eine Anti-Aging-Kur für den Körper wirken. Der mächtigste Wasserfall Kontinentaleuropas ist der Rheinfall – ein Naturspektakel aus weiß schäumender Gischt. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr, wenn bis zu 1,2 Millionen Liter pro Sekunde hinabrauschen, zeigt sich der Rheinfall in seiner ganzen wilden Pracht. Zu dem Felsen inmitten des Wasserfalls gelangen Besucher aus aller Welt vom Schlössli Wörth aus mit dem Boot. Wer die fast hundert steilen Stufen dieses Naturwunders mit zitternden Knien erklommen hat, kann im Herzen der tosenden Fälle nur noch den Fluss hören und seinen Atem intensiv fühlen. Mit besonders vielen mächtigen Wasserfällen gesegnet sind die bergigen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Doch es müssen nicht immer die größten, die höchsten, breitesten Wasserfälle sein. Vom Schwarzwald bis nach Sachsen, vielleicht auch ganz in der Nähe des eigenen Wohnorts, finden sich Wasserfälle, jeder für sich einzigartig.
Der Weissbach, ein recht kleiner, sprudelnder Gebirgsbach, stürzt ganz in der Nähe des Landhotels Mauthäusl in Schneizlreuth in einem sprühenden und gurgelnden Wasserfall in die Tiefe. Genau wie seine großen Brüder versprüht auch er ungewöhnlich viele negativ geladene Ionen, die als natürliche Anti-Oxidantien so förderlich sind für Gesundheit und Wohlbefinden. Und jeder, für den der Weg in die Weissbachschlucht zu beschwerlich ist, kann diese ionisierte Luft auf der Terrasse des Mauthäusls oder direkt beim Öffnen des Hotel-Zimmer-Fensters 24 Stunden lang genießen. Bis zu 30 Mal mehr Ionen als in der Großstadt werden in der Umgebung des Wasserfalls gemessen. Nicht nur diese einzigartige Lage macht das Mauthäusl zu einem kleinen Wohlfühlrefugium für Wasser-­Sensitive: Zu trinken gibt es für alle Hausgäste kostenlos die verschiedenen Wässer der St. Leonhards Quellen und im Spa-Bereich des Hauses kann man – weltweit einzigartig – ein Wannenbad in dem artesischen Mineralwasser nehmen.

Am Meer
Durch seine Gezeiten, durch das Auf und Ab der Wellen und auch durch Wind und Wetter bringt das Meer ein permanent bewegtes Umfeld hervor. Und das ist der Grund für das Freiheitsgefühl, das sich an der Küste und auf dem Meer schon nach wenigen Augenblicken einstellt. Hinter den Horizont blicken zu können, ermöglicht es vielen Menschen, ihre Stress- und Angstgefühle los- und ihre Träume zuzulassen.
Die schmerzlindernde Wirkung des Meeresrauschens scheint sogar dann zu funktionieren, das belegen zahnmedizinische Studien, wenn wir Meeresmusik hören oder Videoaufnahmen von Meer und Sand sehen.
In live ist das Meer natürlich noch wirksamer, mit seiner stimmungsfördernden höheren UV-Strahlung und dem Immunsystem stimulierenden Reizklima. Die pollen- und staubarme Luft lässt Allergiker durchatmen; das Jod in der Luft ist fast mit einer wertvollen Nahrungsergänzung zu vergleichen. Weil Alt und Jung den Strand als Sehnsuchtsort empfinden, ist der Urlaub am Meer ein wahres Mehrgenerationenziel. Jährlich werden weltweit die schönsten Strände gewählt, Kriterien sind die Abgeschiedenheit, klares Wasser und sauberer Strand. An einer der europäischen Küsten und Inseln, von Island bis nach Italien, von Lettland bis nach Portugal, kann jeder seinen persönlichen Lieblingsplatz am Meer finden. Während sich die Ostsee ohne spürbare Gezeiten und einem Salzgehalt von weniger als zwei Prozent sanft anfühlt, fordert etwa das Reiz-Klima auf der Hochsee-Insel Helgoland in der Nordsee den Körper intensiv. Noch salziger als der Atlantik ist das Mittelmeer und erreicht in seinem östlichsten Ausläufern die höchste Salz-Konzentration. Wer die günstigere und ruhigere Nebensaison wählt, wird an seinem Platz am Meer doppelt beschenkt.

Der Chiemsee wird auch gerne als das Bayrische Meer bezeichnet. Foto: Andrea Tichy

Am See
Seen eignen sich aufgrund ihrer ausgeglichenen Natur besonders für ruhebedürftige Urlauber. Der Literat Martin Walser schreibt Seen sogar „Zärtlichkeit“ zu. Die stillen Gewässer gründen nicht selten tief. Aus der Wassermenge, der Qualität ihrer Zuflüsse und der ihnen angedeihten Achtsamkeit rührt auch ihre Sauberkeit. Der klarste See der Welt liegt im Nelson-Lakes-Nationalpark auf der Südinsel Neuseelands. Der Blue Lake schimmert blau-violett. In Europa gilt der Lac d’Annecy in der französischen Region Rhône-Alpes als sauberster See. Er wird von Gebirgsflüssen mit Trinkwasserqualität gespeist und entstand vor rund 18.000 Jahren, als die großen Alpengletscher schmolzen. Der Große Stechlinsee im seenreichen Brandenburg, 90 Kilometer nördlich von Berlin, inmitten des Ruppiner Seenlandes, gehört zu den saubersten Seen Norddeutschlands – so klar, dass man an manchen Stellen bis zu zehn Meter in die Tiefe gucken kann. Der österreichische Weissensee gilt als eines der schönsten Tauchreviere der Alpen. Sichtweiten bis zu 20 Meter auf zahlreiche Fischarten sorgen für unverwechselbare Unterwasser-Erlebnisse. Der Walchensee ist einer der größten und tiefsten Alpenseen in Deutschland und hat Trinkwasserqualität. Ebenso zum Trinken rein ist der österreichische Mondsee, der aufgrund seiner hohen Konzentration an Kalziumkarbonat türkis-grün schimmert – anders, aber sicher genauso bezaubernd wie der neuseeländische Blue Lake.

Kleine Auszeiten in der Natur
„Lernt das Wasser richtig kennen und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein.“ Pfarrer Kneipps Worte bringen es auf den Punkt, was bis heute Kneippianer auf aller Welt vereint: Regelmäßiges Kneippen kann geradezu zur gesunderhaltenden Sucht werden. So viele öffentliche Kneippanlagen gibt es inzwischen verstreut, dass der Kneippbund noch an dem Übersichts-Suchregister arbeitet. Wer sich mit der Kneipp-Philosophie vertraut machen will, ist gut aufgehoben in Kneippheilbädern, die einen hervorragenden Ruf in Gesundheitsvorsorge und Naherholungswert genießen. Die Wiege der Kneippschen Lehre liegt in Bad Wörishofen, wo Kneipp vor 150 Jahren lebte und wirkte. Bad Camberg ist das älteste hessische Kneippheilbad. Wissenschaftlich längst nachgewiesen ist die Wirksamkeit der Wechselwirkung von Warm- und Kalt-Anwendungen – für Körper und Psyche heilsame Streicheleinheiten – und das ist sogar in den eigenen vier Wänden möglich. (Siehe auch Randspalte „Zuhause Kneippen“).
Regenspaziergänge, eine Pause am Springbrunnen, ein Blick in den Bachlauf, ein Gang zum Quell-Brunnen – so lassen sich Berührungs-Momente mit unserem Lebenselixier ganz bewusst genießen. Und so fühlen sich jegliche Auszeiten am Wasser immer wie ein Kurz-­Urlaub an.

Wasserfälle: Interessante Wasserfälle in Europa – keiner wie der andere
In Deutschland:
Rhein, Triberg, Todtnau, Urach, Röthenbach,
Buchenegg, Geratser Wasserfälle, Kuhflucht, Lechfall, Zipfelsbacher, Scheidegg, Drei Mühlen, Saarburg, Blauenthal und Trusetal

In Österreich:
Krimmler, Myra, Stuibenfälle, Bad Gastein,
Wildensteiner, Grawa
Fälle, Nixenfall am Attersee, Lassingfall, Grottensteinschlucht

In der Schweiz:
Trümmelbach, Mürrenbach, Staubbach, Jaun,Berglistüber,
Foroglio, Saut du Doubs, Piumogna

See: Augen- und Ohrenschmaus
In der Landschaft vielfältig schillernd – blau, grün, oder grau, in Abhängigkeit vom Licht, von Schwebstoffen oder vom Untergrund, Lichtwellen reflektierend und die Umgebung spiegelnd – wir schauen es an und sind uns einig: Es ist schön, Wasser im Blick zu haben. Wasser-Geräusche sind die Begleiterscheinung seiner Bewegung – es gluckst und gluckert, es tröpfelt, es prasselt es plätschert, es tost als Wellen oder als Wasserfall – wir lauschen dem Wasser und sind uns einig: Was­ser ist die Musik der Natur.

Kräfte des Meeres
Belebender Badekult. Schon vor hunderten von Jahren zog es Menschen zur Kur an die Küste. In den Tiefen des Meeres schwimmen neben Salz unzählige weitere Mineralstoffe. Auf diesen Heilkräften und dem unvergleichlichen Seeklima basiert die Thalasso-­Therapie, die zentrales Element der Seebäder und Seeheilbäder ist. Heiligendamm bei Bad Doberan an der Ostsee blickt in Deutschland auf die längste Badetradition zurück.

Kleine Auszeit: Zuhause Kneippen
Auch in den eigenen vier Wänden lässt sich das Kneippen realisieren. Auf der Homepage des Kneippbundes wird in youtube-Videos sehr gut erklärt, was bei kneippschen Güssen zu beachten ist, damit sie besonders wirkungsvoll das Immunsystem stärken und die Seele streicheln. www.kneippbund.de