Nicht der Ausstoß an Kohlendioxid (CO2), sondern der Verlust verdunstungs-fähiger Landschaften ist die Ursache des Klimawandels, davon ist der Landschaftsökologe Prof. Wilhelm Ripl überzeugt. Quell-Autorin Eva von Hase-Mihalik hat sich mit dieser bislang wenig beachteten These auseinandergesetzt.

Das Wetter scheint verrückt zu spielen: Seit vielen Jahren beobachten wir, dass Jahreszeiten, Wetter- und Naturphänomene nicht mehr sind wie früher. Nach langen Trockenperioden werden wir plötzlich von Hochwasser heimgesucht. Die beiden vorletzten Sommer in Deutschland waren in den ersten Wochen so kalt, dass die ganze Nation zu verzweifeln schien – und das alte Lied von Rudi Carell „Wann wird es endlich wieder richtig Sommer“ auf Facebook immer wieder die Runde machte.
Auch die letzten Kältewellen in Kanada und den USA schienen die Theorie von der ständigen Klimaerwärmung ad absurdum zu führen, gefolgt von unerwarteten Schneetreiben in China oder Tunesien oder Hurricans von bisher ungekannter Heftigkeit. Ständig haben wir mit offensichtlichen Irritationen im Klima zu kämpfen –und kaum ein Thema ist so umstritten wie dieses.
Der amerikanische Vize-Präsident Al Gore leitete vor acht Jahren mit seinem Film „Eine unbequeme Wahrheit“ eine breite Debatte über die drohende Klimakatastrophe ein. Seither sprechen „Experten“ und Regierungen von gefährlicher Erderwärmung wegen zu „hohen CO2 -Austoßes“, und verordnen ihren Gesellschaften eine Maßnahme nach der anderen, um eine „kommende Klimakatastrophe“ einzudämmen. Allen voran das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), der sogenannte Weltklimarat, der der UN angegliedert ist.
Gerade in Europa und Deutschland werden die Menschen für einen CO2-reduzierenden „Umbau“ ständig zur Kasse gebeten: Angefangen von (quecksilberhaltigen) Energiesparlampen, bis hin zu Sondersteuern für erneuerbare Energien, oder Emis-sionshandel mit CO2-Papieren – all dies wird und wurde auf die Verbraucher umgelegt und geht in Milliardenhöhen.

Gefährliche Kritik an der Mainstream-Meinung
Kritiker einer solchen Politik halten die sogenannte Klimakatastrophe – und die seit Jahren angekündigte Erderwärmung – für haltlos oder zumindest stark übertrieben. Sie werden von den Leit-Medien als „Klima-Skeptiker“ oder „Klima-Leugner“ verunglimpft und als rücksichtslose Individuen dargestellt, die durch ihr Verhalten die Zerstörung der Erde provozieren. Damit sind sie starkem Druck ausgesetzt. Der jüngste, in Deutschland bekannt gewordene Fall, ist der emeritierte Prof. Lennart Bengtsson, früherer Direktor des Hamburger Max Planck-Instituts, der im Mai 2014 dem als „klimaskeptisch“ bekannten Akademischen Beirat der „Global Warming Policy Foundation“ (GWPF) beitrat. Bereits eine Woche später machte er seinen Schritt rückgängig. Wie er gegenüber dem „Spiegel“ ausführte, wurde er unter so großen Druck gesetzt, dass er um seine „Gesundheit und Sicherheit“ fürchtete.

Verlust verdunstungsfähiger Landschaften als Ursache
Die Zahl der Kritiker an der dogmatischen Politik des IPCC wächst ständig. Einer, der schon seit Jahren die Politik des IPCC fundiert unter die Lupe nimmt, ist Prof. Wilhelm Ripl, emeritierter Professor für Landschaftsökologie und spezialisiert in Gewässerkunde. „In Bezug auf die angeblich ständig steigenden Temperaturen“, so Prof. Ripl, „gibt es keine verlässlichen Zahlen, geschweige denn jahrelange internationale Vergleichsmessungen.“ All die Daten, die vom IPCC in Bezug auf Erderwärmung genannt würden, beruhten rein auf Computerhochrechnungen. (Und zwar nur an einem einzigen Ort: auf Mount Mauna Loa/Hawai). Es gebe weder Beweise für eine stetige Klimaerwärmung und noch viel weniger dafür, dass der CO2-Ausstoß daran Schuld sein solle. Prof. Wilhelm Ripl sieht zwar klimatische Veränderungen und Extreme – aber er führt diese vor allem auf den Verlust verdunstungsfähiger Landschaften und die Störung der Wasserkreisläufe in der Natur zurück. Auf keinen Fall auf den Ausstoß von CO2: „Es gibt kein wissenschaftliches Argument dafür, dass CO2 ein Schadgas sein soll. Im Gegenteil, CO2 ist ein wichtiges Lebensgas, notwendig für das Wachstum unserer Vegetation. Offensichtlich werden hier Ursache und Wirkung verwechselt: Denn es ist so, dass immer zuerst die Temperaturen steigen und dann in Folge davon der CO2-Gehalt der Luft.“
Das wichtigste Klimagas ist laut Prof. Ripl der Wasserdampf. Durch Verdunstung und Kondensation wird Kühle erzeugt, entstehen Wolken und Gewitter. Aber die Verdunstungsmöglichkeiten werden durch unsere Bodenbewirtschaftung immer geringer.
Der Verlust verdunstungsfähiger Landschaften, der ist menschengemacht. Zur Korrektur dieser Politik sei eine Regionalisierung der Wirtschaft, insbesondere mit den Subsistenzprodukten Wasser, Energie und Nahrungsmitteln notwendig.

Regionale Strukturen statt Wüsten

„Ursache eines menschengemachten Klimawandels ist die irreversible, großflächige Zerstörung von verdunstungsfähiger, mit fruchtbarem Boden und Vegetation ausgestatteter Landwirtschaft“, ist Prof. Wilhelm Ripl überzeugt. Denn durch die moderne Art des Wirtschaftens entziehen wir dem Boden ständig Wasser: durch Trockenlegung von Mooren und Abholzung von Wäldern, durch Trinkwassergewinnung aus Tiefbrunnen. Dadurch werden die wasserungesättigten Zonen vergrößert, Sauerstoff oxidiert Schwefel und Stickstoff zu starken Säuren, was die Wüstenbildung beschleunigt. Dazu kommt: Die Bodenfrüchte und das Trinkwasser werden in Städten zu Abfällen und rasch abgeführten Abwässern verwandelt, die zum Meer geführt werden, anstatt die Nährstoffe an die Böden zurückzugeben. Flüsse werden begradigt, Seitenarme der Flüsse trocknen aus, kleine und große Wasserkreisläufe werden zerstört, beschleunigt und auf schnellstem Wege ins Meer geführt.
Auf ausgebauten Acker- und Waldböden, fördern wir Straßenbau und Schwerverkehr. Das beschleunigt den Verwüstungsprozess und schränkt die nachhaltige Nutzung der Landwirtschaft immer weiter ein, wie die historische Entwicklung des mediterranen Raums eindrucksvoll zeigt.
Stattdessen empfiehlt Prof. Ripl ein Zurück zu regionalen Strukturen mit Subsistenzproduktion, in die auch Städte eingebunden werden.
Der urbane Gartenbau sollte verstärkt werden, gekoppelt mit Kühlung, Wasserkreislauf und Abfallnutzung zur Neuproduktion von tierischen Proteinen auf Zwischennutzungsflächen und den obersten Stockwerken aller Gebäude.
Schon heute gibt es Beispiele für Landwirtschaft und Fischzucht mitten in der Stadt. Finanziert werden sollte dieser Umbau mit den bisherigen Subventionen für die Landwirtschaft.

33W17-Wilhelm-RiplDer Querdenker

Prof. Dr. Wilhelm Ripl wurde 1937 in Ybbsitz, Österreich geboren und ist Landschafts-ökologe und Limnologe (Süßwasserökologe) sowie emeritierter Professor der TU Berlin. Er leitet das Systeminstitut Aquaterra e.V. und untersucht die Wasserkreisläufe der Erde. Im Zentrum stehen dabei zukunftsfähige Verfahrensweisen der Kreislaufwirtschaft und ökologischen Bodennutzung nach den Bedürfnissen der Natur. Nach Ripls Auffassung ist es ein Mangel der gängigen Klimamodelle, dass in ihnen nur die Atmosphäre und nicht die Oberfläche der Erde berücksichtigt wird und mit ihr das mit Abstand wichtigste Kühlsystem – der Wasserkreislauf.

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Foto: Monika Frei-Herrmann | Portrait Ripl: Wolfgang Schmidt

Tagung „Wasser und Klimaschutz“ am 15. und 16. November 2014