Philosophie für Zwischendurch
Auf www.quellonline.de gibt es eine ganze Reihe philosophischer Anregungen, mit deren Hilfe sich die Herausforderungen des Alltags besser meistern lassen. Beispielsweise die Anleitung des griechischen Philosophen Epiktet, wie wir innerlich frei werden können:
„Über das eine gebieten wir, über das andere nicht.“ Dieses Zitat stammt aus Epiktets „Encheiridion“ (Handbüchlein), das die Grundzüge seiner praktischen Lebensphilosophie sowie deren konkrete Anwendungen in Form von Verhaltensregeln in bestimmten Situationen wiedergibt. Diese kleine Schrift ist eine Anleitung „zur Sorge um sich“, die auch ihren Weg in die moderne Philosophie und Psychologie gefunden hat. Der freigelassene, ehemalige Sklave Epiktet (50-138 n. Chr.) gehört mit Seneca und dem römischen Kaiser Marc Aurel zu den wichtigsten Vertretern der späten römischen Stoa. Philosophieren ist für ihn keine Theorie, sondern eine praktische, gelebte Tätigkeit, ein innerlich freies Leben in unerschütterlicher stoischer Ruhe angesichts äußerer Umstände, die wir nicht ändern können. Philosophie ist für ihn die einzig wahre Lebensform, wie auch der Begriff der Freiheit Mittelpunkt seiner Überlegungen ist. Diese stoische Gelassenheit, diese innere Freiheit, ist zweifellos ein Idealzustand, der zwar erstrebenswert, aber unerreichbar zu sein scheint. Über alles, was von uns ausgeht, unser Handeln, Begehren und Meiden gebieten wir selbst und können dieses beeinflussen. Über alles, was nicht von uns ausgeht, worauf wir keinen Einfluss haben, gebieten wir nicht. Darunter zählen zum Beispiel Besitz, Prestige, Macht, aber auch der menschliche Körper. Wie leicht vergisst man, dass man auf die Gesundheit oder den Erhalt des Arbeitsplatzes nur bedingten Einfluss hat. Worüber wir gebieten, ist von Natur aus frei und kann nicht gehindert oder gehemmt werden. Worüber wir nicht gebieten, steht unter fremdem Einfluss, ist modern ausgedrückt, fremdbestimmt. Ziel ist es, den Unterschied zwischen Eigenbestimmung und Fremdbestimmung zu erkennen und eine innere Distanz zu den Dingen, die wir nicht ändern können, auf die wir keinen Einfluss haben, zu entwickeln.
Von Helga Ranis
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