Coline Roux-Salembien ist 16 Jahre alt und absolviert als französische Austauschschülerin derzeit ein Praktikum in der Quell-Redaktion. Welche Unterschiede ihr in Deutschland im Vergleich zu Frankreich auffallen, hat sie für uns aufgeschrieben.

Kein Sprudel für den Franzosen

Die Franzosen trinken meistens Wasser ohne Kohlensäure, während es in Deutschland nur Sprudelwasser gibt!

Das Brot

In Frankreich gibt es zwar verschiedene Sorten von Baguette, aber es besteht immer aus Weißbrot (klassisches Baguette, Campaillette, Sarmentine, Banette, Pain de Campagne, Schrotbrot, Graubrot, Milchweißbrot…). Die Deutschen punkten mit mehr als 300 Sorten von Brot aus verschiedenen Mehlsorten (Brötchen, Brezel, Weißbrot, Schwarzbrot, Vollkornbrot, Pumpernickel, Malzkornbrot, Leinsamenbrot, Sojabrot, Rosinenbrot, Gewürzbrot, Kartoffelbrot und das Kleiebrot).

Das Essen

In der französischen  Tradition ist das Essen ein Ritual. Es besteht aus  drei Gängen (manchmal vier): eine Vorspeise (meistens Gemüse, Pastete oder Suppe), dann das Hauptgericht, (Käse und davon gibt es mehr als 300 Sorten in Frankreich) und zum Schluss einen Nachtisch. Begleitet wird ein richtiges französisches Essen von Wein (das ist die Spezialität von Frankreich): von Rotwein aus Bordeaux, Champagne aus Reims, Weißwein von der Loire oder aus dem Elsass. In Deutschland isst man hingegen gerne Wurst (Leberwurst, Currywurst…) und trinkt Bier. Eine Sache ist paradox: In Deutschland macht Champagnertrinken einen besseren Eindruck als Biertrinken, obwohl Champagne viel mehr Alkohol als das Bier enthält!

Kulinarische Spezialitäten

Frankfurt: Apfelwein, grüne Sauce, Handkäse

Bordeaux: Rotwein, Caneles (Kuchen) und Macarons (Süßigkeiten)

Die Verkehrsmittel

In Deutschland gibt es in den Großstädten (zum Beispiel in Berlin, Frankfurt oder Nürnberg) eine U-Bahn, mehrere Buslinien und die Straßenbahn. In Frankreich gibt es die U-Bahn nur in der Hauptstadt Paris. In Städten wie Bordeaux gibt es Busse, Straßenbahn und Leih-Fahrräder (V-Cube), die man für ein Tag mieten kann. Die größten Autobahnen in Deutschland haben  oft vier oder sechs Spuren, während die französische Autobahn meistens nur zwei oder vier Spuren hat. Der deutsche Verkehr ist besser organisiert als in Frankreich: er fließt flüssiger. Ein Pluspunkt für Deutschland!

Dafür kosten aber in Frankreich die Transportmittel viel weniger als in Deutschland. Eine Wegstrecke kostet in Frankreich immer 1,40 Euro, während der Preis eines Tickets in Frankfurt mindestens 1,60 Euro beträgt. In Frankreich gibt es zudem viele Ermäßigungen. So zahlen zum Beispiel Schüler, Studenten oder Ausländer (die an einem Austauschprogramm teilnehmen) nur  11,30 Euro für zehn Fahrten. Man kann auch eine unbeschränkte Karte kaufen (316 80 Euro pro Jahr). Ein Pluspunkt für die Franzosen!

Die Schule     

Eine Stunde Unterricht in Deutschland dauert 45 Minuten, in Frankreich hingegen 55 Minuten. Die deutschen Schüler bleiben circa 6 Stunden in der Schule (von viertel vor acht bis ein oder zwei Uhr) während die französischen Schüler von acht bis sechzehn oder siebzehn Uhr Unterricht haben und am Mittag in der Schulkantine essen. Die deutschen Schüler haben also die flexibleren Unterrichtszeiten. Auch sind die Methoden der Lehrer ganz unterschiedlich. In Frankreich gibt es mehr Frontalunterricht als in Deutschland, wo im Unterreicht viele Projekte durchgeführt werden.

Die französischen Lehrer sind auch viel distanzierter als die deutschen. Sie sind auch strenger. Die deutschen Schüler haben weniger Disziplin als die französischen Schüler: Sie können im Unterricht trinken, manchmal essen. Warum wird das nicht auch in Frankreich erlaubt?

Das Schulsystem ist sehr unterschiedlich in den beiden Ländern. Das fängt schon bei den Babys an. In Frankreich ist es ganz normal, sein Baby mit drei Monaten in eine Krippe zu schicken. Viele Mütter müssen nämlich arbeiten. Wenn das Kind drei ist, geht es für drei Jahre in die „Ecole Maternelle“ (das ist ein bisschen wie ein Kindergarten). Dort lernt es den Umgang mit anderen kleinen Kindern.

 Kinderkriegen

In Deutschland dauert der Mutterschaftsurlaub 14 Wochen (6 Wochen vor der Geburt und 8 Wochen nach der Geburt). Die Mütter kümmern sich oft um ihr Baby bis es drei ist (oder sie sind ohnehin Hausfrauen). Dann geht das Kind in den Kindergarten und die Mutter arbeitet wieder. Wenn sie früher ihr Baby in den Kindergarten schickt, kann sie sich unbeliebt machen. Manchmal wird sie Rabenmutter genannt.

In Frankreich dauert ein Mutterschaftsurlaub 16 Wochen (6 Wochen vor der Geburt und 10 Wochen nach der Geburt). Die Mutter kann auch ihren Urlaub bis zu drei Jahre verlängern. (Die Mütter mit mehreren Kindern machen das oft). Theoretisch muss ein Arbeitgeber die Frau nach ihrer Schwangerschaft wieder beschäftigen. Aber das ist in Frankreich komplizierter als in Deutschland. Manche Unternehmen verändern den Arbeitsplatz der Frau oder erkennen ihr ihre Position ab. Für eine wichtige Stelle kann eine Frau gefragt werden: „Wie viele Kinder möchten Sie haben?“ Normalerweise ist diese Art von Fragen verboten… Französinnen müssen oft zwischen ihrer Karriere und ihrem Privatleben wählen.