Bewegung an der frischen Luft macht bekanntlich gesunden Appetit. Umso genussvoller ist es, diesen mit den saisonalen und lokalen Spezialitäten der Region zu stillen. Entdecken Sie fünf Reise-Tipps für Genießer von unserer Reiseexpertin Martina Guthmann.

Markantes Elbstandsteingebirge 

Traditionsreiche Leibspeisen in charakterstarker Landschaft.

Herbst auf der Bastei
Foto: Silvio Dittrich

Es ist die Stille, mit der die grandiose Landschaft des Elbsandsteingebirges überrascht. Nur wenig abseits der Hauptrouten der Nationalparks sächsische und böhmische Schweiz eröffnen sich weniger bekannte Pfade zwischen filigranen Felsen, tiefen Schluchten und alten Wäldern. Hierhin hat es eine weitgereiste Germanistin verschlagen. Bei Dr. Barbara Siebert war es Liebe auf den ersten Blick für die markante Landschaft, die stillen Gehöfte, den murmelnden Schwarzbach. Der Landgasthof, den sie nun dort betreibt, bietet wohnliche Gasträume, in denen sich Kultursinnige, Kammermusiker und Autoren zu Hause fühlen. Feinsinnig ist auch Dr. Sieberts regionale Küche, die nach dem Rhythmus der Natur schmeckt. Ihre Vorliebe für heimische Zutaten kombiniert sie gerne mit dezenten Inspirationen aus Asien. Dem Genusswanderer sei aber auch der ganz traditionelle Krautwickel, das kulinarische Markenzeichen der sächsischen Schweiz, ans Herz gelegt. QC53E03

www.schwarzbachtal.de

Die Berge mit allen Sinnen er-schmecken

Südtiroler Spezialitäten auf der Olpererhütte

Foto: Manuel Daum Olpererhütte

Auf dem Weitwanderweg von München nach Venedig liegt im Hochgebirgspark der Zillertaler Alpen die Olperer Hütte. Ihre Küche ist der Quell-Redaktion im wahrsten Sinne nachhaltig in Erinnerung geblieben. Die Pächter Katharina und Manuel Daum legen größten Wert auf die Regionalität ihrer Speisen – von der herzhaften Brotzeit über Salat und Gemüse der Saison bis zu den Zillertaler Süßspeisen, vom Frühstück bis zum Abendessen.„So schmecken die Berge“ heißt das dahinterliegende Qualitätsversprechen, dem sich mehr als 100 Alpenvereins-Hütten verschrieben haben. Dazu zählen Hütten in unterschiedlichen Höhenlagen, von den westlichen Allgäuer Alpen bis zur Schneeberggruppe in den Ostalpen. „Je mehr Zutaten wir aus der näheren Region und der bergbäuerlichen Kulturlandschaft beziehen, umso mehr freuen sich nicht nur unsere Gäste“, erklären die Hüttenwirte das Prinzip des aktiven Umwelt- und Naturschutzes: Es geht um den Erhalt der bergbäuerlich geprägten alpinen Kulturlandschaft. Die auf 2.389 Metern gelegene Olperer Hütte ist auch für Tagesausflügler aus dem Zillertal ein gut erreichbares Ziel, aber auch ein idealer Ausgangspunkt für Hochgebirgswanderwege oder für das Besteigen des 3.476 Meter hohen Olperer, dem höchsten Gipfel der Tuxer Alpen.

Hochgenuss auf der Olpererhütte. Foto: DAV, Thilo Brunner

Hochgenuss kulinarischer Art lässt sich in jedem Fall auf der Hütte und der sonnenverwöhnten Terrasse erleben – mit Blick auf Zillertaler Hauptalpenkamm und dem Schlegeisspeichersee. Und mit diesen besonders schönen Momenten in der Natur verschmilzt nachhaltig ein unvergleichlicher Geschmack auf der Zunge – „so schmecken die Berge“. QC53E04

www.olpererhuette.de

Pure Natur am Salinenweg

Wasser und Stuten-Ziegenmilch-Produkte direkt von der Erzeuger-Quelle

Hotel Mauthäusl Foto: Thomas Straub

Inmitten unberührter Natur liegt das Mauthäusl und doch an einer historisch bedeutsamen Route: Vor 400 Jahren verlief durch das Weißbach-Tal die erste Pipeline der Welt: Die wertvolle Salzsole, die bis heute in Bad Reichenhall unterirdisch sprudelt, wurde 32 km weit über zigtausende handgebohrte Holzrohre zur Weiterverarbeitung nach Traunstein geleitet, das in diesem Jahr sein Jubiläum feiert. Der Salinenweg ist heute ein abwechslungs- und lehrreicher Wanderweg für die ganze Familie. Achtsam ging man damals mit dem weißen Gold um. Und Achtsamkeit ist es auch, was das Mauthäusl als Hotel und Einkehr am Salinenweg ausmacht: „Im Wort Lebensmittel steckt doch ‚Leben‘, gerade bei den Grundnahrungsmitteln sollte keiner nachlässig sein“, rät Maria Abfalter, die mit ihrer Familie das Hotel betreibt. Das fängt mit der Wahl des Wassers an: St. Leonhards Wasser, das unberührt aus der Tiefe sprudelt, ist so ein wahres Geschenk der Natur. Wer den Durst nach dem Wandern damit stillt, spürt, wie angenehm es Kehle und Körper befeuchtet. „Mit der Natur im Reinen zu sein – darum geht es bei allem, was wir zu uns nehmen und für uns tun“, beschreibt die patente Wirtin das, was sie und ihre Familie seit Jahrzehnten antreibt und gesund hält.

Delikatessen aus Stuten-und Ziegenmilch Foto: Klaus Rammel

Hier im Mauthäusl können die Gäste neben traditionell bayerischer Küche Vital-Gourmet-Menüs nach den Langlebens-Lehren alter Weltkulturen und heimischen Gesundheitslehren genießen. Natürlich regional und ohne Zusätze und Geschmacksverstärker. Dazu zählen auch die Delikatessen aus Stuten- und Ziegenmilch von der Naturkäserei St. Georg, die mit ihrem einzigartigen, mild-nussigen Aroma besondere Geschmackserlebnisse bieten. QC53E05

www.hotel-mauthaeusl.de

Piemont die Wiege der Slow Food -Bewegung

Das Geheimnis der Entschleunigung für höchsten Genuss

Das Valle-Maira im Piemont. Foto: Philipp Boecker | Sapio

Der kleine Ort Bra, Piemont im Jahr 1986: ein junger Soziologe und Journalist sorgt sich um den Erhalt der Esskultur und gründet einen Verein, der sich für unverfälschtes Essen und moderates Lebenstempo engagiert. Inzwischen zählt der Verein Slow Food weltweit mehr als 100.000 Mitglieder, die sich für einen respekt- und genussvollen Umgang mit dem, was uns am Leben hält, engagieren. Dabei geht es auch um kleinbäuerliche Strukturen, um biologische Vielfalt, um regionales Essen ohne Geschmacksverstärker oder importierte Beilagen, um eine einfache, aber extrem köstliche Küche.
Das Valle Maira in den Piemontesischen Alpen im Jahr 2019: Entlang der Wanderwege duftet es nach aromatischen wilden Bergkräutern, Bienen summen, Ziegen weiden genüsslich zwischen den Bergseen. Zurück in der Locanda Lou Pitavin beginnt der Kochkurs bei Valeria und Marco: Hauchdünn wird der Bandnudel-Teig gezogen, in Torta Salata und in Kräuterflan werden achtsam die gesammelten Kräuter mit eingearbeitet. Im alten Backhaus nebenan wird erst Sauerteigbrot, dann Haselnuss-Torte gebacken und dann in der Restwärme des Ofens ein Bohnen-Eintopf über die ganze Nacht hin gegart. Reich deckt das Piemont den Tisch und auf den täglichen Wanderungen gibt es immer wieder neue kulinarische Entdeckungen – beim Winzer, beim Imker, bei der kleinen Käserei. Alle teilen die Passion für gute Küche, denn Kultur beginnt und endet mit dem Gespür für Nahrung. QC53E06

www.sapio.de

Nachhaltigkeit in der Röhn

Bodenständige Spezialitäten aus dem Biosphärenreservat

Die Rhönschafe genießen die klare Luft. Foto: Neumann / Krenzer

5:30 Uhr in der Früh, der Ploatz ist nun auch im Ofen. Seit 1:00 Uhr nachts ist das kleine Team des Bio-Hofs am Backen, vom dreieckigen Tipi-Brot bis hin zu dem für die Rhön typischen flachen runden Kuchen, im Rhöner Platt „Ploatz“ genannt – alles zum Frühstück bereit für die Gäste von Christof Genslers Indianer-Hotels. Der passionierte Rhöner Bauer ist geistiger Vater des Tipi-Dorfs auf seinem Feld. Es ist ein wahres Kinderparadies und doch sind 80 Prozent seiner Gäste Erwachsene, die sich eine Auszeit vom Alltag im Neonlicht gönnen. Dazu gehört Reisig sammeln, Stöcke schnitzen, am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel sitzen, bodenständige Mahlzeiten genießen und sich Kindheitsträume erfüllen. Gensler ist stets „empfängnisbereit“ für nachhaltige Ideen und geht mit deren Umsetzung „schwanger“, während andere noch den Kopf schütteln. Am Ende sind alle begeistert – von seinem Tipi-Dorf genauso wie von seinem neuesten „Baby“, der Biosfairen-Wurst, einer mit fair gehandelten Gewürzen abgeschmeckten Spezialität aus dem Biosphärenreservat. Nicht nur Genslers Rinder lieben die Freilandhaltung auf der Rhön. Zu den ältesten Schafrassen zählen die Rhön-Schafe, die seit dem 16. Jahrhundert die Landschaft prägen und mit ihrem gesunden Appetit die Fauna im Biosphärenreservat im Gleichgewicht halten. Wer mit Schäfer Weckbach oder mit der Schäferin vom Spiegelshof durch die heideähnliche Landschaft wandert, erfährt noch mehr über die schützenswerte Rasse. Der Rhönschafwanderweg endet direkt am Rhönschafhotel der Krenzers, einem wahren Gourmet-Hotspot der Rhön. Nach einem hausgebrannten Apfel-Sherry schläft es sich doppelt gut im Schäferwagen. Am nächsten Tag geht es über den verwunschenen Basaltsee zu Edwins Fischerhütte, um mit Blick auf den Bachlauf der Sonder heimische Rhönforelle zu genießen. Schön leben ist so einfach. Die Rhön tut Leib und Seele gut. QC53E07

 

Wander -Tipps
Übernachten auf Mehr-Tagestouren:
im Tipi des Indianerdorfs: www.bio-hof-gensler.com
in Krenzers Schäferwagen: www.rhoenerlebnis.de/angebote-uebernachtung
Fangfrische Rhönforelle unterwegs genießen: www.fischerhuette-edwin.de
Picknick-Proviant: www.rhoener-bauernladen.de
mit tierischer Begleitung: www.rhoenschaefer-weckbach.de
www.spiegelshof.de

 

Bildnachweis: Titelbild; Philipp Zieger | Tourismusverband Sächsische Schweiz, Blick vom Schrammstein auf Tor-und Falkenstein