Das Waldviertel ist eine Region voller Gegensätze: Innovationskraft trifft auf Traditionsbewusstsein und aus vermeintlicher Strukturschwäche haben sich spannende Unternehmen und Initiativen entwickelt. Martina Guthmann hat sich in der für Einheimische und Urlauber attraktiven Region umgesehen – hier ihr 1. Tipp
Biologische Vielfalt in naturbelassener Landschaft
Mystisch liegt der Morgennebel über den Weiten des Waldviertels. Die Landschaft fühlt sich so zurückgezogen an, als sei die Zeit stehen geblieben. Und das, obwohl sie mit dem Auto nur knapp eine Stunde von Wien entfernt ist. Später lerne ich enorm aufgeweckte Menschen kennen, die mit innovativen, kreativen Ideen ihre Heimat und ihre Traditionen bewahren und weiterführen. Die Betätigungsfelder der Waldviertler reichen von der Land- und Kräuter-Wirtschaft bis hin zur vielfältigen Handwerkskunst. „Wer vermeintlich weit hinterher ist, braucht in unserer Welt nicht so weit zurück zum echten, wahrhaften Leben“, bringt es Johannes Gutmann, der Gründer des Tee- und Gewürzevermarkters Sonnentor auf den Punkt.
Er war es, der schon in den 1980er Jahren dieses Potential des Waldviertels erkannte und die Bauern seiner Heimat ermutigte, auf ihren kleinen Anbauflächen hochwertige Bio-Kräuter anzupflanzen. Was Gutmann intuitiv tat, bestätigt jetzt die Weltagrar-Forschung: kleinstbäuerliche Strukturen biologischer Landwirtschaft können weltweit Armut verhindern, Pfanzenvielfalt und Naturräume erhalten. So lässt es sich im Waldviertel nicht nur gut leben, sondern auch wunderbar Urlaub in idyllischer Landschaft machen, die mit biologischen Köstlichkeiten aufwartet. Rund um das Kräuterdorf Sprögnitz lassen sich Kräuterwander- und Baumhoroskop-Wege, Wälder, Mohn-, Johanniskraut- und andere Heilkräuter-Wiesen, Moorteiche und Badestellen entdecken. Wie nachhaltige Landwirtschaft nach Permakultur-Prinzipien funktioniert, erlebt man auf dem Frei-Hof direkt neben dem Firmensitz von Sonnentor. Der Bio-Pionier hält sein „Sonnentor“ offen für alle, die sich für die Verarbeitung von Kräutern und Gewürzen interessieren. Passend zur Saison gibt es ganzjährig Seminare rund um Bio-Anbau, Kräuter-Kunde und -Verarbeitung. Kulinarisch lockt das Bio-Restaurant Leibspeis´ und zum Nächtigen die Land-Lofts, kuschelige Öko-Wohnwagons. Was braucht man mehr zum guten Leben? „Wir möchten unseren Gästen zeigen, wie es anders, eben ganz natürlich geht, wie wir auf diesem einfachen Weg alle gut leben können und der Erde gleichzeitig mehr geben als nehmen“, sagt Gutmann. Das scheint das Credo des Waldviertels zu sein, das seine Gäste achtsamer macht, dadurch Samen der Nachhaltigkeit in die Welt trägt und auch Mut macht, aus vermeintlich Rückständigem unglaublich viel nachhaltig Schönes und Gutes zu erreichen.
Auf dem Frei-Hof wird nach Permakultur-Prinzipien angebaut.
Arche Noah – Schau Garten Schiltern
Der Verband bewahrt und pflegt tausende gefährdete Gemüse-, Obst- und Getreidesorten. Der Schau-Garten ist ein kleines Paradies.
QC49L02
Bildnachweis: Titelbild und Foto vom Frei-Hof jeweils Sonnentor; Foto Arche-Noah von arche-noah.at