Aufgrund ihres Tragekomforts und ihrer Hautfreundlichkeit ist Baumwolle die am häufigsten verwendete Naturfaser: Rund 25 Millionen Tonnen beträgt jährlich die weltweite Baumwoll-Produktion.

Baumwolle – die meistgenutzte

Kaum eine Pflanze zerstört die Umwelt so stark wie die Baumwolle: Wasser versiegt, Böden versalzen, Tiere sterben, Menschen verlieren ihre Grundlage. Auch wenn zertifizierte Bio-Baumwolle erst einen winzigen Bruchteil der weltweiten Ernte beträgt (0,1 Prozent) ist in Sachen Umweltschutz einiges in Bewegung geraten. Aber Achtung: Nur Bezeichnungen wie „kbA“ (kontrolliert biologischer Anbau) oder „organic cotton“ garantieren Baumwolle, die nach strengen ökologischen Kriterien angebaut wird. Dagegen sagt „handgepflückte Baumwolle“ oder „schadstoffgeprüft“ über die Art des Anbaus der Baumwolle und deren Weiterverarbeitung nichts aus.

Hanf – die genügsame
Hanf gehört zu den vielseitigsten und traditionsreichsten Pflanzenfasern. Im Anbau ist die Pflanze anspruchslos. Sie kommt fast ohne Pestizide aus und benötigt keine Herbizide. Kleidung aus Hanf ist kühl und robust; Levi Strauß machte die erste „Urjeans“ aus Hanfstoff, den er auf Segelschiffen fand. Denn Hanf vermodert aufgrund seiner antibakteriellen Schutzstoffe kaum, selbst wenn er feucht ist.

Leinen – die traditionsreiche
Die genügsame Bastfaser wird seit Jahrtausenden zur Herstellung mattglänzender, edler bis rustikaler Kleidungsstücke verwendet. Leinen wirkt kühlend und ist atmungsaktiv, schmutzunempfindlich und langlebig. Typisch für Leinen ist die Knitterneigung der Stoffe. Es wird bisher nur wenig Leinen kontrolliert biologisch angebaut.

Seide – die hautfreundliche
Seide gehört wie die Wolle zu den tierischen Naturfasern. Naturbelassene Seide ist die Faser, die der menschlichen Haut am ähnlichsten ist; man sagt ihr eine heilsame und entzündungshemmende Wirkung nach. Seide isoliert sehr gut; hält im Winter warm und im Sommer kühl. Nur die Fasern dürfen als „Seide“ bezeichnet werden, die aus den Kokons seidenspinnender Schmetterlingsraupen gewonnen werden. Für viele Tierschützer ist Seide tabu, denn normalerweise wird die Seidenraupe getötet, um die Fäden aus dem Kokon zu gewinnen. Bei Ökoseide bleibt die Raupe am Leben und sie wird auch nicht mit Hormonen behandelt, um größere Kokons zu gewinnen.

Wolle – die vielseitige
Wolle ist ein wahrer Alleskönner: sie macht eine Dehnung bis zu 30 Prozent ohne Beschädigung möglich, reguliert Feuchtigkeit und ist schwer entflammbar. „Schurwolle“ muss auf jeden Fall von lebenden, gesunden Schafen stammen, während „Wolle“ aus wiederaufbereiteter Wolle hergestellt werden kann. Biowolle („kbT“) stammt von Schafen, die auf Naturweiden grasen. Die Tiere werden nicht vorbeugend mit Antibiotika traktiert, um sie gesund zu halten und bei Parasitenbefall nicht durch Bäder mit Chemie geführt. Auch die Verarbeitung erfolgt schadstofffrei und die Rohware wird vor dem Transport nicht mit Insektiziden gegen Mottenbefall bespritzt.

Kaschmir – die edle
Die Kaschmir-Wolle wird aus dem Unterhaar der Kaschmir-Ziege gewonnen, eine seltene Ziegenart, die vor allem in der Mongolei, China, dem Irak, Afghanistan, Persien und Indien zu Hause ist. Dieses Unterhaar, auch Duvet genannt, wird während des natürlichen Fellwechsels gesammelt oder ausgekämmt und zu Kaschmir-Wolle verarbeitet. Da dieses Unterhaar die Ziegen gegen extreme Wetterbedingungen schützen soll, schützt es als Wolle perfekt gegen Kälte. Pro Pullover braucht man den Jahresertrag von drei bis vier Ziegen. Problematisch kann die Veredelung der Wolle durch Ausrüstungschemikalien sein.

Foto: René Antonoff

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