Anlässlich eines Bildungsurlaubs über den Finanzplatz Frankfurt ergab sich die Gelegenheit, die beiden in Frankfurt ansässigen Alternativbanken kennenzulernen: Ziel der Alternativbanken ist es, ein Gleichgewicht von Mensch, Umwelt und Wirtschaft zu schaffen, also nachhaltiges Banking. Aus diesem Grund werden auch nur Kredite an Personen, Unternehmen oder Organisationen vergeben, die aktiv einen Mehrwert für Mensch, Umwelt, Gesundheit und Kultur schaffen. Die Kreditbereiche sind dann auch Umwelt, Soziales, Kultur, Wohnen und Ernährung. Unterstützt werden Projekte in der ökologischen Landwirtschaft, Fair Trade, seniorengerechtes Wohnen, Bildung und Kunst. Beide Banken wurden von der Financial Times als „Sustainable Banks“ ausgezeichnet und gehören mit anderen führenden Nachhaltigkeitsbanken zur „Global Alliance for Banking on Values“. Das Geschäftsmodell ist einfach: Die Banken sammeln das Geld ein und verleihen es an nachhaltige Unternehmen und Institutionen aus der Realwirtschaft. Das Besondere daran ist, dass der Kunde indirekt Einfluss darauf hat, was mit seinem Geld unterstützt werden soll, d.h. man kann sich bei der Geldanlage für einen Bereich entscheiden, den man gerne unterstützen möchte. Die Banken veröffentlichen regelmäßig detaillierte Berichte darüber, wem und in welcher Höhe ein Kredit eingeräumt wurde. Wie bei jeder anderen Bank auch ist die Geldanlage über Konto, Tagesgeldkonto, Sparplan usw. möglich. Die Einlagen sind bis zu einem Höchstbetrag von 100000€ gesetzlich abgesichert. Da die Banken nicht über Filialen verfügen und man nicht alles mit Online-Banking erledigen kann, scheint mir ein Girokonto, das in der Regel nur ein Durchlaufkonto ist, im praktischen Alltag zu umständlich zu sein. Die beiden Banken arbeiten zwar mit den Volksbanken und Sparkassen zusammen und man kann sich mit der Bankkarte an den jeweiligen Geldautomaten bedienen, aber es fallen unter Umständen Gebühren an. Auch ist die Kreditvergabe an Privatpersonen sehr schwierig, denn das, wofür man normalerweise einen Kredit beantragen würde, ist in der Regel kein „ Mehrwert für Mensch, Umwelt und Kultur“, sondern dient in erster Linie zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Man fragt sich natürlich zu recht, warum man ein Girokonto bei einer Bank eröffnen soll, von der man im Notfall keine Gegenleistung, sprich Kredit bekommt. Ich denke, dass sich nachhaltiges Banking vor allem für den Kundenkreis eignet, dem nach Begleichung der laufenden Kosten noch Geld zum längerfristigen Anlegen bleibt, und der mit diesem Geld etwas für seine Mitmenschen und der Umwelt bewirken möchte. In gewissem Sinne sind die alternativen Banken „Zweitbanken für gutgestellte Idealisten“ und das ist nicht das Schlechteste.

Von Helga Ranis