In einer Zeit des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels sind kreative Lösungen gefragt. Wem es gelingt, sich seiner Stärken zu besinnen und neue Ausdrucksweisen dafür zu entwickeln, dem winkt selbst in herausfordernden Zeiten Erfolg.

Durch Zoom neue Klienten gewinnen

Foto: Frank Ude

Petra E. Haslinger ist selbständige Qigong-Lehrerin, Trai­nerin und Künstlerin im oberbayerischen Amerang. Vor Corona bestand ihr Angebot in Qigong-Kursen, Seminaren, Faszienarbeit, Access Bars-Sitzungen und 1:1 Coachings, die sie in der näheren Umgebung ihres Wohnsitzes abhielt oder in Italien. Schon lange spielte sie mit der Idee, mit Online-Coaching zu starten. „Der Lockdown hat mir das Archiv meiner Ideen geöffnet und ich musste mich nur noch bedienen“, so berichtet die innovative Trainerin. „Dein Alltags-Ich in neuem Glanz“, lautete der Titel ihres ersten Online-Coachings, zu dem sich spontan sechs Frauen anmeldeten. Morgens um halb sieben unter der Woche und einmal pro Woche abends für anderthalb Stunden traf sich „Qigong-Petra“ vier Wochen lang via Zoom mit ihren Teilnehmerinnen. Mit Erfolg: Durch die neue Technik erreichte sie nicht nur Teilnehmer, die zu weit von ihr entfernt wohnten, um in einen konventionellen Kurs zu kommen. Darüber hinaus konnte sie mit der täglichen Frequenz am frühen Morgen auch die Intensität des Kurses erhöhen. „Wir machen weiter“, lautet das Fazit ihrer zufriedenen Teilnehmerinnen, die durch die Corona-Krise ebenfalls in Sachen Technik versierter waren als vorher.

Persönliche Kontakte statt Online-Handel

Foto: Theresa Meyer Fotografie

Als am 18. März 2020 in Bayern die Geschäfte wegen Corona schließen mussten, war für Eva und Heinz Glatzeder in Lohhof klar, dass sie auf keinen Fall einen Online-Shop einrichten würden. Die erfahrenen Textilhändler wollten damit vermeiden, dass bei der Wiedereröffnung die besten Teile in den wichtigsten Größen irgendwo unterwegs sein und für den Neustart fehlen würden. Stattdessen nahm sich Eva Glatzeder ihrer Kundenkartei an und erstellte eine Liste speziell von allein lebenden und nicht mehr so mobilen Kundinnen. Konsequent rief sie jeden Tag Damen ihrer Liste an und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei und ob sie Hilfe benötigten. An Kundinnen mit Garten verschickte sie Samenpäckchen der Werbegemeinschaft mit einem Brief, der Mut machen sollte, aber nicht auf ihre Ware abzielte. Als Glatzeders sechs Wochen später ihr Geschäft wieder öffnen durften, war die Reaktion ihrer Kundinnen überwältigend: Sie schrieben Karten, Emails und brachten Blumen zum Neustart. Alle Kundinnen, zu denen Eva Glatzeder Kontakt aufgenommen hatte, kamen und bedankten sich, dass sie speziell an sie gedacht hatte. Die Umsätze im Mai waren sehr gut und halfen, den Verlust durch den Shutdown in Grenzen zu halten.

Die Tafel kommt zu den Bedürftigen

Foto: Andrea Jaksch

Überschüssige Lebensmittel sammeln und diese an bedürftige Menschen verteilen, mit diesem Kern-Konzept engagieren sich in Deutschland mehr als 940 gemeinnützige Vereine unter dem Dachverband der Tafel. Die Corona-Lockdown-, Abstands- und Hygiene-Bestimmungen bedeuteten erstmalig eine Zwangs-Pause für die Tafel. Für die Vorsitzende der Starnberger Tafel Erika Ardelt stand aber außer Frage, dass gerade in dieser Extrem-Situation die Menschen, mit denen sie in telefonischem Kontakt stand, nicht allein gelassen werden dürfen, und so rief sie kurzerhand mit freiwilligen Helfern einen Liefer-Service ins Leben. Dieser Bring-Service stellte sich als wahrer Segen für die Geringverdiener und Mittellosen heraus, denn deren ohnehin schon schwierige finanzielle Lage hätte sich – ohne den Tafel-Service – durch die Verteuerung von Gemüse und Obst und Zusatzausgaben wie Desinfektionsmittel und Masken sonst sicherlich enorm verschärft. Gerade alte Menschen mit geringer Rente und auch alleinerziehende Mütter mit Kindern, die auf weniger als den Hartz-IV- Regelsatz kommen, konnten dank dieses „Plan B“ von Erika Ardelt ohne Unterbrechung mit Lebensmitteln versorgt werden.

Hybride Events: Live und Digital

Foto: HABEGGER AG

Keine Kongresse, keine Messen, keine Konzerte bis hin zu größeren Hochzeitsfeiern, plötzlich Stillstand. Nicht ganz, denn während der eine die Zeit nutzte, um eine mobile Hände-Waschstation zu erfinden, stellten andere ganze Konzerte als Live-Stream im Internet zur Verfügung. Eine attraktive Möglichkeit, die sicher auch nach der Krise genutzt wird, bieten große Dienstleister wie beispielsweise die Schweizer Firma Habegger AG ihren Kunden an. Das firmeneigene Livestream-Studio kann für Presseveranstaltungen, Kundenevents und Konferenzen genutzt werden. Der Digitale Event soll einem Live-Erlebnis dabei so nahe wie möglich kommen. Da der physische Event aber immer unersetzlich sein wird, wird das kreative Format von sogenannten hybriden Events wohl auch in Zukunft verstärkt angeboten werden. Denn gerade die Mischung aus einer echten physischen Veranstaltung, die gleichzeitig virtuell gestreamt wird, eröffnet neue Möglichkeiten. Nicht nur im geschäftlichen Bereich, auch im privaten. Gerade bei Hochzeiten können Freunde und Verwandte, denen es nicht möglich ist vor Ort zu sein, durch diese Form die bewegensten Momente live miterleben.

Gutscheine

Umsatz ankurbeln.

Gute Nachrichten in schlechten Zeiten: In der oberbayerischen Stadt Traunstein bekamen die Bürger von der Stadt Gutscheine geschenkt, die sie dann in den Gaststätten des Ortes einlösen konnten. Der »Traunstein-Gutschein« ist Teil des Maßnahmenpakets, das der Stadtrat zur Stärkung der heimischen Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise geschnürt hat.

Jeder Erwachsene erhielt einen Verzehrbon in Höhe von zehn Euro, für jedes Kind bis zwölf Jahre gab es fünf Euro. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer betonte, dass die Aktion den Gastronomen zugute komme – und dass sie den Bürgern ein »Stück Lebensfreude« beschere.

Hilfsbereit

Gute Nachbarschaft

In seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“ beschreibt Paul Watzlawick in der „Hammergeschichte“ eine im wahrsten Sinne verunglückte Kommunikation unter Nachbarn. Ganz anders haben viele Menschen Nachbarschaft in der Zeit des Corona-Lockdowns erlebt: „Kann ich Ihnen etwas aus den Apotheke mitbringen und vor die Tür stellen?“ – „Haben Sie noch Stoffreste? Ich bin gerade dabei, Masken zu nähen und könnte auch für Sie eine machen.“ Die kurzen Wege, die alle Menschen mit ihren Nachbarn verbinden, wurden in der Corona-Krise zum Segen. Das darf auch nach Corona so bleiben. QC57L04