In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob die Genehmigung für den Einsatz des umstrittenen Herbizidwirkstoffs Glyphosat für weitere 15 Jahre verlängert wird. Die derzeitige Genehmigung läuft Ende 2017 aus. In Brüssel geht man davon aus, dass die EU-Kommission bald ihren Vorschlag vorlegen wird. Die EU-Mitgliedstaaten werden einer Verlängerung aber wohl nicht im Wege stehen, denn die Europäische Chemikalienagentur (Echa) hält den Wirkstoff für ungefährlich. Monika Held hat sich mit dem weit verbreiteten Wirkstoff auseinander gesetzt.
Glyphosat das meist verwendete Herbizid der Welt
Glyphosat ist einer der weltweit am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Pflanzenschutzmitteln, die zur Verhinderung von unerwünschtem Pflanzenwuchs oder zur Abtötung von Pflanzen oder Pflanzenteilen verwendet werden. Man bezeichnet diese Mittel auch als Herbizide oder umgangssprachlich als „Unkrautbekämpfungsmittel“. Das erste Glyphosat-Herbizid wurde 1974 unter dem Handelsnamen „Roundup“ auf dem Markt eingeführt. Mittlerweile wird der Wirkstoff in hunderten von Pflanzenschutzmitteln unter verschiedenen Handelsnamen weltweit vertrieben. Roundup von Monsanto ist eines der meistverkauften Herbizide überhaupt. Es steht im Verdacht, Embryonen zu schädigen und Krebs auszulösen.
Glyphosat wird in der Landwirtschaft und im Gartenbau zur Bekämpfung von Wildkräutern (Unkraut) vor der Aussaat verwendet. Beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen mit einer Glyphosatresistenz wird der Wirkstoff außerhalb der Europäischen Union auch nach der Aussaat angewandt, um konkurrierende Wildkräuter zu bekämpfen. Das zweite Einsatzgebiet von Glyphosat ist die Vorerntebehandlung von Getreide auf dem Feld, auch Sikkation genannt. Glyphosat beschleunigt den Reifeprozess des Getreides, dieses reift gleichmäßiger und kann früher geerntet werden.
Nicht nur in der Landwirtschaft wird Glyphosat eingesetzt, auch der Hobbygärtner im eigenen Garten verwendet oft dieses giftige Herbizid.
Wie wirkt Glyphosat?
Glyphosat greift in die Produktion bestimmter Aminosäuren (z.B. Tryptophan, Tyrosin) ein, die für das Wachstum von Pflanzen, Pilzen und Bakterien essentiell sind. Tryptophan gehört zu den essentiellen Aminosäuren, kann also vom menschlichen Körper nicht gebildet und muss mit der Nahrung zugeführt werden. Es ist die Vorstufe des Neurotransmitters Serotonin und von Melatonin. Tryptophan-Mangel wurde bei folgenden Erkrankungen des Nervensystems festgestellt: Alkoholismus, Angstzustände, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Demenz.
WHO verkündet: Glyphosat ist ein Krebserreger
Auch wenn die Europäische Chemikalienagentur Echa den Wirkstoff für ungefährlich hält, sieht das die WHO ganz anders. Die im März 2015 in der Fachzeitschrift Lancet Oncology veröffentlichte Studie zeigt auf, dass insgesamt fünf Organophosphate, die als Herbizide oder Pestizide zum Einsatz kommen, krebserregend sind.
Darunter befindet sich auch das Herbizid Glyphosat, das in die Gruppe 2A eingestuft wurde. Diese Kategorie umfasst Substanzen, die bei Tieren definitiv und bei Menschen höchstwahrscheinlich Krebs auslösen.
Die Forschungen ergaben mitunter eine Häufung von Karzinomen der Nierentubuli und von bösartigen Tumoren im Stütz- und Bindegewebe. Zudem erhöhte Glyphosat die Rate von Geschwülsten in der Bauchspeicheldrüse und es kam zu einer erhöhten Rate von Hautkrebs. Die Wissenschaftler konnten überzeugende Beweise vorlegen, dass das Herbizid Lymphdrüsen- und Lungenkrebs auslöst.
Weltweit steigt die Anzahl von Darm-Erkrankungen wie Zöliakie (Verdauungskrankheit, die den Dünndarm schädigt und die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung stört), Gluten-Intoleranz und Reizdarmsyndrom. Das erhöhte Aufkommen der Krankheiten steht im Zusammenhang mit dem verstärkten Einsatz von Glyphosat, wie es im Monsanto-Unkrautgift Round-up vorkommt. Menschen, die unter Zöliakie zu leiden haben, vertragen kein Gluten, ein Protein, dass in Weizen, Roggen und Gerste vorkommt. Gluten-Unverträglichkeit ist ein wachsendes Problem weltweit. Symptome können Übelkeit, Durchfall, Hautausschläge und Depression sein.
Glyphosat im Urin
Bei einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung zum Unkrautvernichter Glyphosat konnte bei der Mehrheit der Teilnehmer das Herbizid im Urin festgestellt werden. Bei 79 Prozent der Teilnehmer war die Belastung im Urin fünf- bis zweiundvierzigfach höher als der Rückstandshöchstwert für Pestizide in Trinkwasser – dieser beträgt 0,1 Nanogramm pro Milliliter. Es liegt also flächendeckend eine erhebliche Belastung vor. Das Alarmierende: Die Urinproben von Kindern und Jugendlichen ergaben die höchsten Messwerte. Insgesamt konnten bei 99,6 Prozent der Probanden Rückstände gefunden werden.
Glyphosat im Bier
Da kann einem der Durst auf Bier schon vergehen. Bei einem Test der 14 beliebtesten Biermarken Deutschlands hat das Münchner Umweltinstitut Spuren des Unkrautvernichters Glyphosat gefunden. Die Werte lagen zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter und damit im extremsten Fall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser von 0,1 Mikrogramm.
Glyphosat ist hochtoxisch für Gewässer
Es regnet und das Glyphosat wird in Gewässer und auch in die Erde gespült. Glyphosat ist für Gewässer hochtoxisch. Je nach Dosis vernichtet Glyphosat im Wasser nahezu alles, was darin lebt und wächst – ob nun Fische, Frösche, Algen oder Wasserpflanzen.
Alle Umwelt- und Naturschutzverbände sind sich einig, es darf keine Verlängerung der Genehmigungsfrist geben. Denn das Herbizid ist auch ein Hauptverursacher des Artensterbens in der Agrarlandschaft. Aus diesem Grund hat sich auch eine Europäische Bürgerinitiative EBI gegen Glyphosat gebildet.
Quelle-Foto: Wikipedia, own work, „Author: Frank Vincentz; An der Straße auf dem Pfingstrasen in Breitenworbis
Über die Autorin
Monika Held, geboren 1966 in München, ist Mineralstoffberaterin nach Dr. Schüßler, Ernährungs- und Mikronährstoffberaterin und seit 2011 in ihrer eigenen Praxis in Bad Aibling tätig. Sie hat in ihren zahlreichen Antlitzanalysen erkannt, dass wir eigentlich im Grunde alle „vergiftet“ sind. Nach ihrem 1. Buch „Was Frauen wissen wollen – gesund und schön im Alter“, hat sie das Buch „Tatort Gifte im Körper“ – wie unser Körper täglich vergiftet wird und wie wir die Gifte wieder loswerden – geschrieben.
Das Buch „Tatort Gifte im Körper“ erklärt, wo die Gifte herkommen und wie wir sie wieder loswerden können. Da wir uns kaum vor den Umweltgiften und Schwermetallen schützen können, ist eine Entgiftung wichtig. Tatort Gifte im Körper, Heldverlag, ISBN 978-3-981537-58-1, 272 Seiten, gebunden, 21,90 € (22,50 € Österreich).
Mineralien.held@gmx.net