Was in südlichen Ländern selbstverständlich ist, findet auch hierzulande immer mehr Anhänger: sich an öffentlich zugänglichen Trinkbrunnen zu erfrischen und dort den Trinkvorrat für unterwegs oder sogar für zuhause abzuzapfen.
Der Brunnen sprudelt direkt vor der Sportler-Bar und er ist umringt von ausgepowerten Fahrrad-Fahrern, die sich ihre Trinkflasche mit dem köstlichen Nass auffüllen. Der Brunnen übt offensichtlich eine größere Anziehungskraft aus, als das Getränkeangebot in der Bar und das hat wohl nicht nur finanzielle Gründe. Auch die Besitzerin des nahe gelegenen Hotels erzählt, dass sie sich ihren persönlichen Tages-Vorrat an Wasser immer hier am Trinkbrunnen holt. Der kostenlose Zugang zu dem erfrischenden Nass ist die eine Sache, sein frischer Geschmack eine andere.
Wer sehenden Auges durch Italien fährt, der entdeckt überall, dass dies ein Land der Trinkbrunnen ist. Schon seit tausenden von Jahren sind es beispielsweise die Bewohner Roms gewohnt, ihren Durst an den frei zugänglichen Brunnen zu stillen, die überall in der ewigen Stadt sprudeln. Mehr als 2.500 Trinkwasserbrunnen sind über das ganze Stadtgebiet von Rom und Ostia verteilt – vom Kolosseum bis zum Bahnhof Termini. Von den Römern werden diese kleinen Brunnen ob ihrer charakteristischen Form liebevoll „Nasone“ genannt, was so viel wie „große Nasen“ bedeutet. Die Qualität des Wassers soll hervorragend sein und kann laut Reiseführer bedenkenlos genossen werden.
Nach dem Vorbild von Rom entstehen nun auch in deutschen Städten immer mehr Trinkbrunnen. Beispiel Frankfurt: Dort gehört der Wasserversorger Mainova zu den Vorreitern, die im Sommer öffentliche Wasserentnahmestellen in Betrieb nehmen. Der im Jahr 2016 installierte Brunnen am Frankfurter Liebfrauenberg etwa trägt dazu bei, im Sommer das Leben in der Frankfurter Innenstadt zu erleichtern. Der Trinkbrunnen wird wöchentlich gesichtet und monatlich wird die Trinkwasserqualität überprüft. Dieser Service wird von Bürgern und Touristen gleichermaßen geschätzt und so bilden sich vor dem Brunnen oft lange Schlangen. Mittlerweile hat die Mainova zwei weitere Trinkbrunnen in Betrieb genommen. Einen auf der Großen Bockenheimer Straße und einen im Wasserlehrpfad im Wasserpark auf der Friedberger Landstraße.
Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Im Rahmen ihrer Anpassungsstrategie an den Klimawandel hat es sich die Stadt Frankfurt zum Ziel gesetzt, auch immer mehr historische Brunnen zur Erfrischung im Sommer öffentlich zugänglich zu machen. Beispielsweise in der Altstadt, in Bornheim oder Sachsenhausen. Schon früher dienten die historischen Trinkbrunnen der Frankfurter Bevölkerung als Trinkwasserquell – zu erkennen an den typischen Säulen aus Mainsandstein, verziert mit Figuren, manche mit einem kleinen Sandsteinbecken. Wer will, kann sich hier von Ende März bis Ende Oktober erfrischen, Hände und Gesicht benetzen, Füße unter den Hahn halten; manch einer traut sich, wie früher Wasser am Hahn zu zapfen, um es zu trinken. Wer weiß: Vielleicht entwickelt sich auch hierzulande eine Trinkbrunnen-Kultur wie in südlichen Ländern?
Klimaanpassung in Frankfurt am Main.
Die für die Rhein-Main-Region prognostizierten Veränderungen durch den Klimawandel sind unter anderem sommerliche Hitze und Trockenheit. Neben verstärkten Anstrengungen im Klimaschutz hat die Stadt Frankfurt deshalb auch eine eigene Anpassungsstrategie an den Klimawandel entwickelt. Dazu zählt beispielsweise die Wieder-Inbetriebnahme historischer Trinkbrunnen oder die Installation neuer Trinkbrunnen.
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Bildnachweis: Titelbild Andrea Tichy, kleines Foto, Ulrike Kohl