Annecatrin Pantel ist Innenarchitektin, Holzexpertin und Gründerin des Berliner Labels „Stadtalm“. Wie sie es schafft, in der Großstadt Oasen der Ruhe zu schaffen, erzählt sie in einem Interview mit Quell-Herausgeberin Andrea Tichy.

Quell: Als Innenarchitektin beschäftigst Du Dich schon seit Längerem mit dem Thema „Entschleunigung“. Was war für Dich der Auslöser, Dich dieses Themas anzunehmen?
Annecatrin Pantel: Gesundes Wohnen ist für mich eine Herzensangelegenheit. Räume zu gestalten, die nachhaltig gut tun, ist immer mein Ziel. Doch ist mit dem rasanten Tempo des digitalen Alltags Stress entstanden, der nicht zu unserem Biorhythmus passt. Oftmals kommt es zu Schlafstörungen oder zu anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Wie konnte ich als Innenarchitektin etwas dagegen tun? Ich nahm mich der Problemstellung an und begab mich auf die Suche. Meinen digitalfreien Ruhepol fand ich mit meinem Garten. Mit den Händen in der Erde zu wühlen, den Kopf wieder mit dem Körper zu vereinen, ließ mich runterkommen. Doch mein Garten entschleunigt mich nicht nur, er ist für mich auch ein Quell der Freude. Ich begab mich wieder auf die Suche, dieses Mal nach dem besten Material zur Entschleunigung. In den hohen Alpen fand ich es. Das Holz der Zirbe. Es beruhigt und setzt den vielfältigen Strahlen im Raum ein Stoppschild vor. Ich gründete die Stadtalm, mit dem Ziel, Räume zu schaffen, in denen man seine Seele wieder hören kann.

Quell: Welche Räume eignen sich besonders, um sie unter dem Aspekt der Entschleunigung zu betrachten?
Annecatrin Pantel: Zunächst einmal der Stadtraum! Ich wünsche mir entschleunigte innerstädtische Stadträume. Die Lärm- und Staubemission in den Städten macht hochgradig krank. Durch Fassadenbegrünungen und grüne Dächer würde ganz natürlich und nachhaltig ein gesundes und energiesparendes Raumklima in der Stadt entstehen. Es gäbe mehr Vögel und Bienen und sicherlich mehr entspannte Gesichter. Doch zurück zur Innenarchitektur. Die starke Reizüberflutung wirkt mittlerweile in fast allen Bereichen des täglichen Lebens auf uns ein, am Arbeitsplatz, in Schulen, Universitäten, Kindergärten oder beim Einkaufen. Da ist es ganz wichtig, zu Hause eine Ruhezone für sich einzurichten. Mit dem richtigen Gestaltungskonzept verwandelt sich zum Beispiel das Schlafzimmer oder auch das Badezimmer zur Oase der Ruhe.
Quell: Was sind für Dich in Innenräumen die wichtigsten Faktoren in Sachen Entschleunigung?
Annecatrin Pantel: Die richtige Quantität und Qualität der Materialien ist verantwortlich für eine ruhige Wohlfühlatmosphäre. Erst wenn alles in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander steht und sich harmonisch ergänzt, ist die Tür zur Entspannung geöffnet. Für mich gibt es keine Trends, sondern nur ehrliche, solide, natürliche gesunde Materialien und erstklassiges Handwerk. Holz wirkt warm und hat einen heimeligen Charakter. Ich liebe Holz und besonders das edle Zirbenholz. Mit Naturmateralien, natürlichen Farben, Licht und Schatten, Reduktion, Ordnung und zeitlosem Design lässt sich eine ruhige Atmosphäre schaffen, die es einem ermöglicht, zu sehen ohne zu denken.

Quell: Gibt es auch historische Erkenntnisse/Praxisbeispiele zu diesem Gebiet?
Annecatrin Pantel: Die ältesten Erkenntnisse zum Thema Entschleunigung sind wohl im Buddhismus zu finden. Wenn wir uns im Alltag die Zeit nehmen könnten, die benötigt wird, um das Gedankenkarussell abzuschalten, würden wir die Stille in uns finden. In den Städten gibt es viele schöne Orte, Plätze und Räume, die sich ideal zum Entschleunigen eignen, beispielsweise Kirchen, Gotteshäuser oder Museen. Und auf dem Land laden die vielen schönen kleinen Kapellen oder Klostergärten zum entspannenden Verweilen ein. In den Bergen sind es die gemütlichen Chalets und Hütten. Neben den naturnahen Berghütten liebe ich besonders die Gartenkunst von Peter Joseph Linné. In Potsdam finden sich gleich mehrere von ihm gestaltete Parkanlagen. Diese malerischen, räumlichen Gartenkompositionen verbunden mit der Architektur sind wie Kunstwerke, die zum Träumen einladen. Immer wenn die Architektur eine Antwort auf den Ort und die vorgefundene Natur ist, entsteht eine spürbare harmonische Atmosphäre.

Quell: Welche Auswirkungen hat dieses Thema konkret für Deine Arbeit? Gibt es konkrete Projekte der „Entschleunigung“?
Annecatrin Pantel: Ich sage zum Beispiel ganz klar „Ja“ zu einer Kücheneckbank. Für mich gibt es nichts Entschleunigerendes. Und in einer gemütlichen Ecke werden positive Emotionen frei. Wenn das Zuhause zum Relaxen einlädt, ist die Grundlage zur Entschleunigung vom Alltagsstress schon gegeben. Dann muss man sich nur die Zeit dazu nehmen.

Stadtalm Berlin
Naturmaterialien und Ökologie
Stadtalm Berlin verwendet nur beste Materialien, die meist auch in traditionellen Herstellungsverfahren produziert werden. Das Zirbenholz kommt aus dem Grödnertal am Rande der Dolomiten aus einer Höhe von rund 2.500 Metern. Auch die Wolle kommt von alpinen Schäfern aus Tirol und Südtirol und die Lodenstoffe werden in Österreich hergestellt. Stadtalm Berlin arbeitet mit mehreren kleinen Werkstätten in den Alpen zusammen, die alle in traditioneller Handarbeit und nachhaltiger Bewirtschaftung produzieren. Produkte von Annecatrin Pantel gibt es auch im Quell-Shop zu kaufen.

 

Herz für Holz
„Ich Glaube an die Kraft der Bäume. Nicht umsonst wachsen sie in den Himmel.“
Annecatrin Pantel hat mit „Stadtalm Berlin“ eine Marke geschaffen, unter deren Namen sie Räume schafft sowie Möbel und Produkte zum Entschleunigen entwirft. Mit besonderem Gespür für die traditionelle Verwendung des Zirbenholzes gestaltet sie Produkte mit wohltuend entspannender Wirkung. Ihr Produkt-Design besteht dabei nicht nur aus dem Visuellen: im Fokus stehen auch die Auswirkungen auf die Sinne. Duft, Haptik und Praktikabilität ergeben die ganzheitlich wirkende Ausstrahlung der Produkte. Zum modernen Leben, das für viele in der Stadtlebende doch eher stressig und belastend ist, können die Produkte von Stadtalm Berlin eine Balance herstellen.

www.stadtalm.com

 

 

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Bildnachweis: Annecatrin Pantel