Einkommensschwachen Menschen in den Entwicklungsländern den Zugang zu solarbetriebenen Produkten zu ermöglichen hat sich die junge Firma Prosonergy auf die Fahnen geschrieben.  Quell-Bayernkorrespondentin Claudia Schwarzmaier hat mit den Entwicklern dieser Geschäftsidee gesprochen.

Als Mitteleuropäer kennt man das Gefühl nur von den seltenen Stromausfällen, man drückt auf den Lichtschalter und es wird nicht hell, der Herd bleibt kalt, der schöne TV-Plasmabildschirm kennt nur noch die Farbe schwarz. Wir sind an die ständige Verfügbarkeit von Strom so gewöhnt, dass wir uns ein Leben ohne Elektrizität nicht mehr vorstellen können. Ganz anders in Afrika, dort haben derzeit knapp 600 Millionen Menschen keinen direkten Zugang zur Elektrizität. Diese Menschen können weder das Grundbedürfnis nach elektrischem Licht noch einen weitergehenden Bedarf z. B. nach Radionutzung oder dem Aufladen von Mobiltelefonen stillen. Aber nicht nur in Afrika haben die Menschen keinen Zugang; weltweit sind es geschätzte 1,3 Mrd. Menschen.

Genau hier setzt die Idee eines jungen Münchner Start-Up Unternehmens an. Sie wollen diesen einkommensschwachen Menschen den Zugang zu solarbetriebenen Produkten ermöglichen. Eine kleine Auswahl dieser Produkte zeigte das junge Start-up Unternehmen, das sich den Namen Prosonergy (PROducts powered by SOlar eNERGY) gegeben hat, bei einer Veranstaltung des LMU Entrepreneurship Centers (LMU EC) kürzlich in der Münchner Universität. In einer 90sekündigen Kurzpräsentation stellte Güngör Kara, Gründer von Prosonergy,  den rund 800 Zuhörern in der großen Aula der Universität die interessante Frage, ob sie wüssten, wie viel Geld die einkommensschwachen Menschen in Afrika für Lampen-Petroleum ausgeben. Die Zahl ist beeindruckend: mehr als 8,2 Mrd. US-Dollar im Jahr und dieses Geld fließt direkt zu den großen Öl-Multis. Die Menschen bezahlen aber auch mit ihrer Gesundheit, denn das Einatmen der petroleumverseuchten Luft ist genauso giftig, wie wenn man pro Tag zwei Packungen Zigaretten inhalieren würde.

Würde es gelingen, diesen Menschen den Zugang zu bezahlbaren solarbetriebenen Produkten zu ermöglichen, dann hätten sie nicht nur ein „gesundes“ Licht, sondern sie könnten über Solar-Home-Systeme eigene Elektrizität erzeugen und damit z.B. Kühlschränke, Radios aber auch vor allen Dingen Mobiltelefone aufladen. Ihr Lebensstandard würde erheblich steigen, aber auch die Umwelt würde von der Idee profitieren, denn wenn es gelingt, die Petroleum-Lampen im großen Umfang zu ersetzen, dann könnten bis zu 190 Millionen Tonnen CO² Emissionen reduziert werden.

 Strom bis in den hintersten Winkel

Angesichts der gewaltigen Zahlen stellt man sich natürlich unwillkürlich die Frage. „Wie soll das gehen?“
Der Kern der Geschäftsidee ist der Vertrieb. Produzenten für qualitativ hochwertige, solarbasierte Lösungen gibt es bereits in ausreichender Zahl. Schwierig ist der weitreichende Vertrieb der Produkte, denn was nützt die schönste technische Lösung, wenn sie die Menschen in ihren abgeschiedenen Dörfern nicht erreichen. Woran es ebenfalls fehlt sind  After-Sales Dienstleistungen, niemand kümmerte sich bisher um Reparaturen und um das extrem wichtige Thema des Recyclings der verbrauchten Akkus.  Hier setzt nun das junge Start-Up Unternehmen an. Prosonergy übernimmt die globale Bündelung bzw. die Koordination des Prozesses zwischen den Produzenten, Händlern und den Endverbrauchern. Durch die globale Bündelung können die Importkosten reduziert und damit auch die Preise für die Solarprodukte gesenkt werden. In Tansania wurde die Idee in der Praxis bereits erfolgreich getestet. Lieferketten wurden aufgesetzt, Kooperationsverträge mit lokalen Partnern geschlossen und sogenannte „Solar Entrepreneurs“ ausgebildet.

Gerade die Solar Entrepreneurs spielen eine wichtige Rolle in dem Gesamtkonzept. Über ein spezielles Ausbildungsprogramm möchte Prosonergy Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Die Idee ist, Solarunternehmer und –unternehmerinnen auszubilden, die sich durch den Verkauf von Solarprodukten selbstständig machen können und damit eine verlässliche Einkommensquelle für sich und ihre Familien generieren. Über die Solarunternehmer soll auch der bislang fehlende After-Sales-Service angeboten werden. Mit Hilfe einer smarten Lösung kann der Käufer des Solarprodukts bei Problemen den Solarunternehmer ganz einfach jederzeit um Hilfe und Unterstützung bitten.  Das Ausbildungsprogramm für die zukünftigen Solarunternehmer, das sogenannte „Empowering Solar Entrepreneurs –Programm“ (ESEP) können Stiftungen, Unternehmen und Private Equity Firmen auch direkt unterstützen. Abgerundet wird die Geschäftsidee durch einen Online Shop für Geschäftskunden. Über diesen Webshop können nationale Distributoren und Verkaufsorganisationen wie z.B. NGOs, Mikrofinanzinstitute, Solar Händler, Telekommunikationsshops, Stiftungen, staatliche Organisationen und klein- und mittelständische Unternehmen die Solarprodukte direkt beziehen.

Noch steht Prosonergy am Anfang, aber es ist zu hoffen, dass sie ihre Mission, den Lebensstandard von Millionen von Menschen in Entwicklungsländern zu erhöhen, durch hochwertige Solarprodukte zu vernünftigen Preisen umsetzen können.