Ein Allgäuer Bio-Hotelier zählt zu den Pionieren

Dass Idealismus und Erfolg sich nicht widersprechen, dafür ist der Allgäuer Umwelt-Pionier Andreas Eggensberger ein vorbildliches Beispiel. Der Hotelier des C02-optimierten Bio-Hotels nutzt den hauseigenen Solarstom auch für die stetig wachsende Elektro-Mobil-Flotte. Von den E-Autos des Hotels profitieren Mitarbeiter, Gäste und auch die auf Pioniergeist angewiesene E-Mobil-Branche. Von Martina Guthmann.

In umwelt- und menschenfreundliche Innovationen zu investieren, wenn andere darüber noch skeptisch den Kopf schütteln oder sie belächeln, ist wohl ein Hauptcharakterzug von Andreas Eggensberger. 2003 machte er den Familienbetrieb der Eltern am Füssener Hopfensee zum ersten Biohotel Bayerns. Von seinem Bruder, dem benachbarten Biobauernhof, bezog er schon seit den 1990er Jahren Bio-Produkte aus der Region. Mittlerweile ist das 4 Sterne Wellness-Refugium seit vielen Jahren Vorreiter beim Energiemanagement: Seit 2008 liefert ein hoteleigenes Biogas-betriebenes Block- heizkraftwerk Wärme, unter anderem aus den Speiseresten des Hotels. So konnte das Haus bereits 2010 als europaweit erstes Hotel mit einer Biogas-Tankstelle aufwarten.

Geschickte Doppelnutzung

Der gesamte Strom des Hauses wird bereits seit vielen Jahren ausschließlich aus erneuerbaren Energien erzeugt. 2014 nahm das Haus die deutschlandweit größte Solarenergie-Speicher-Anlage in der Hotellerie in Betrieb: Über geschickt angebrachte und optisch ansprechende Photovoltaik-Panels rund um das Haus wird ganzjährig Strom gespeichert. Aus diesem hausgemachten Solarstrom werden inzwischen auch neun Sonnenstrom-Ladestationen gespeist, an denen die hauseigene E-Mobil-Flotte genauso wie die E-Bikes geladen werden können. Dabei wird der haushaltsübliche Wechselstrom aus der Dose direkt in der Ladesäule  über einen leistungsstarken Gleichrichter in den erforderlichen Gleichstrom umgewandelt. Vorbildlich hat Eggensberger nicht nur das Thema Aufladen in die Hand genommen. Gut durchdacht ist auch sein Konzept zur Doppelnutzung seiner E-Flotte: Frühmorgens kommen die ersten Mitarbeiter mit den Elektro-Autos zur Arbeit und wirken den ganzen Tag im Dienste der Gäste. Diese wiederum können tagsüber mit den E-Mobilen sanft, leise und emissionsfrei das Allgäu erkunden und dabei an der neuen Technologie Gefallen finden. Wenn sich die Gäste zum Abendessen wieder im Haus einfinden, werden die E-Mobile geladen und stehen für Mitarbeiter nach getaner Arbeit startbereit. Was die Mitarbeiter mit Stolz für Ihren Arbeitgeber verbindet, bedeutet für die Gäste ein kostenloses Zusatz-Highlight und nicht selten ein Aha-Erlebnis, das so manchen Gast schon selbst zum Kauf eines E-Autos bewogen hat. Der fliegende Wechsel gelingt dank einer Schnell-Ladestation, bei der binnen 15 Minuten eine Aufladung von 50 KW möglich ist. Dies entspricht einer Reichweite von mindestens 100 km und macht das E-Auto alltagstauglich – nicht nur für die Gäste und Mitarbeiter des Eggensberger: Der durchschnittliche Radius, in dem wir uns täglich zur Arbeit und für Erledigungen bewegen, liegt bei rund 30 bis 60 km. Fände die Idee der Doppelnutzung mehr Nachahmer, ließe sich im Idealfall durch kluges Car-Sharing die Anzahl der Autos halbieren – so Eggensberger.

Die junge Technologie bringt Fortschritt

Mit seinem durchdachten Konzept erfüllt Eggensberger alle Aspekte, die die Ökobilanz von Elektro-Autos verbessern. Damit nimmt der Denker und Macher auch allen Kritikern, die auf die schlechte Energiebilanz bei der Erstellung der Batterie hinweisen, den Wind aus den Segeln, zumal die Batterien bereits heute komplett recycelbar sind. Eggensberger:„Nur, wenn wir jetzt die E-Mobil-Branche mit Investitionen unterstützen, wird die Entwicklung schneller vorwärts gehen.“ In der Tat hat die Batterie, die in etwa zeitgleich mit Diesel-, Benzin- und Wasserstoff-Antrieb erfunden wurde, circa 100 Jahre Entwicklungs-Rückstand,den es jetzt aufzuholen gilt. Durch den Kauf jedes E-Autos gelangt Geld und Bewegung in die Entwicklung und Förderung der E-Mobilität. Mit Unterstützung von Politik und Investoren macht diese Zukunftstechnologie schon heute erstaunliche Quantensprünge.

www.eggensberger.de

Nachhaltig?
Ein E-Auto ist nur so sauber wie es genutzt wird. Noch kommt die Herstellung von E-Autos die Umwelt teurer als die anderer Autos, das liegt auch an den 100 Jahren Forschungs-Vorsprung von Benzin-und  Diesel-Antrieb. Die Ökobilanz von E-Autos hängt daher heute noch maßgeblich von ihrer Nutzung ab. Folgende Faktoren machen ein E-Auto umweltfreundlich:
• Der Strom sollte aus erneuerbaren Energien kommen.
• Langsames Fahren und kurze Strecken mit häufiger Abbremserfordernis erhalten die Batterie länger beziehungsweise laden sie schneller wieder auf.
• Ein E-Auto sollte intensiv und lange genutzt werden, also möglichst viele Kilometer in seinem Leben fahren. Nach 80.000 km gleicht ein E-Auto derzeit seinen produktionsbedingten Umweltnachteil aus.

TIPP: Interessante Innovationen
Zum hochpreisigen Flaggschiff Tesla gibt es inzwischen zahlreiche günstigere Alternativen.
Renault Zoe: Binnen nur einem knappen Jahr Weiterentwicklung konnte die Batterie-Leistung verdoppelt werden und soll inzwischen 400 km betragen.
Nissan Leaf: das derzeit meist verkaufte E-Auto wird mit einer Reichweite von rund 250 km ausgewiesen.
BMW I 3: ab 2018 soll eine Version des i3 auf den Markt kommen, dessen Reichweite dann – aufgrund verbesserter Zellchemie bei ansonsten unveränderten Abmessungen der Batterie – bis zu 450 km betragen soll.
FORD Ego: Das E-Auto wurde unter Leitung von Prof. Schuh an der RWTH Aachen entwickelt und wird durch Ford in Serie produziert. Ab April 2018 ist es auf dem Markt.

SION: Seine Batterie lädt sich über das Solardach auf und geht voraussichtlich 2019 auf den Markt. Er wird nur 16.000 Euro kosten. Es fehlen noch rund 5.000 Vorbestellungen, dann kann die Serienproduktion beginnen.
FRIENDS OF SAM: Das leichte Dreirad überzeugt durch viele kleine recycelbare Batterien, eine angegebene Reichweite von 120 km und kleines Geld. Wahlweise als Cabrio bietet sich das Kurzstrecken-Vehikel für Pendler und für Touristen an.

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Quelle Fotos: Aufmacherbild: Biohotel Eggensberger; Geschickte Doppelnutzung: Heike Eggensberger

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