Es gibt Orte, an denen fährt man möglichst schnell vorbei, unachtsam. Es eilt. Das große Ziel, in dem Fall Paris, lockt. Dabei übersehen wir die kleinen Perlen. Ihre Stille und ihre kleinen Wunder. Eine solche Perle haben wir für Sie entdeckt: Eine Bienenweide in Beaulieu-en-Argonne. Es ist buchstäblich das kleine Glück im Winkel.
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Die Argonne ist eine herbe Landschaft, und ein Schicksalsboden: Verdun liegt da und Fleury; Orte des Todes im 1. Weltkrieg wie Valmy, wo die Truppen der französischen Revolution auf das Söldnerheer der europäischen Fürsten traf. Aus den heutigen Riesenfeldern erhebt sich ein kleiner Bergrücken, und darauf Beaulieu - ein kleiner Ort. Kirche und nicht viele Häuser.
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Beaulieu gilt als Blumendorf Frankreichs. Es ist still, friedlich, der Blick geht über fast menschenleere Täler. Oder nah. Neue Rätselspiele entstehen: Wieviele Schmetterlinge und Insekten findest Du? Die Welt ist so friedlich.
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Oder sind es rosa mehr? Mögen Bienen pink? Und die Wespen? In Beaulieu verbirgt sich jedes Haus hinter einer Blumenfassade. Aber gegenüber ist etwas Besonderes.
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Es ist die wilde Blumenwiese von Madame Maria van Hove. Geschützt wird sie durch ein Birnenspalier. Bunt wuchert alles und doch wie heimlich geplant.
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Die Blumenwiese ist eine Bienenweide. Oder sind es Hummeln? Wespen? Egal. Willkommen, es ist genug da. Sie wälzen sich im Duft, bis ihre Höschen fett und voll sind mit Blütenstaub.
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Es ist ein Brummen und Sausen in der Luft, sonst ist es still. Es ist ein leiser Ort. Die Abtei der Zisterzienser ist zerfallen. Wirtschaft? Lachhaft. Einsamkeit gibt Raum.
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Die schönsten Orte stehen nicht im Reiseführer. Das Paradies findet sich per Zufall hinter einer Gartenpforte. Die Schnellzüge rasen vorbei nach Paris, noch eine knappe Stunde. Der Garten lärmt, wenn man hinhört.
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Maria van Hove führt durch den Garten. Sie führt auch das Hotel am Ort, die „Hotellerie de l´Abbaye", den Klosterhof. Nur acht Zimmer. Viele verirren sich nicht nach Beaulieu. Kaum Spektakel, das Größte der Flohmarkt Ende August.
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Die wilden Artischocken sind nicht so wild. Es sind Landeplätze. Lockstationen. In der Hitze steigt ihr Duft über die Blumenwiese. Kommt, kommt alle.
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Jede Blüte wird zum Schwimmbad, für Bienen wohl Champagnergefüllt. Die Champagne beginnt 50 km weiter westlich - eine Region des Genusses, prickelnd. Auch Bienen sind Genießer.
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Die Schönheit liegt im Detail, im sorgsamen Auge des Betrachters. Wer steht sieht, wer läuft bleibt blind.
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Gemüse wird zum exotischen Garten. Er lebt in jedem Detail.
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Draußen die ausgeräumte Landschaft der abgeernteten Agrarsteppen, frühere Todesäcker. Goethe sagte hier nach der großen Schlacht von 1792: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“ Den Bienen ist auch Goethe egal.
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Genau gegenüber ein schmiedeeisernes Tor, ein anderer Garten. Abgezirkelt, strenge Formen, künstlich, künstlerisch und klare Blickachsen statt wuchernder Blumenwiese. Den Kontrast zum Wildgarten zeigt Maria van Hove Besuchern.