Nichts wirkt so stark wie Düfte auf das menschliche Gehirn und Gemüt. Die Rose zählt dabei zu den olfaktorischen Stars und ihr Duft lässt sich auch von Laien für den Hausgebrauch einfangen.
„Rosen statt Opium“: So heißt ein Projekt, das der Bio-Pionier Rainer Plum vor mehr als zehn Jahren in der süd-iranischen Provinz Kerman kennen lernte und seitdem aktiv unterstützt. Auf Flächen, die früher für den Anbau von Opium genutzt wurden, kultivieren mittlerweile rund 600 Bauern die Damaszener-Rose, die wegen ihres einzigartigen Duftes und ihrer pflegenden Wirkung in der arabischen Mystik und Heilkunst seit Jahrhunderten geschätzt und begehrt ist. Einmal im Jahr – von Anfang Mai bis Mitte Juni – blühen die rosafarbenen Blüten dieser Rose. In dieser Zeit erfolgt die Ernte. Die noch geschlossenen Blütenknospen werden vorsichtig von Hand gepflückt und im Anschluss direkt zu Rosenwasser oder Rosenöl verarbeitet. Dass das Projekt so gut funktioniert, hat viele Gründe. Nicht zuletzt ist Rosenduft eine große Verlockung, allerdings ohne negative Wirkungen zu zeigen wie das Opium.
Rosenduft – die große Verlockung
Rosenduft enthält mehr als 450 bekannte und 120 noch unbekannte Bestandteile. Den Bienen mit ihrem ausgeprägten Geruchssinn reicht der zarte Duft der Wildrosen, um den Weg zum Nektar zu finden. Die Menschen jedoch wollen mehr. Und machten die Rose damit zum unangefochtenen Star unter den Duftpflanzen. So begannen die Gärtner bereits vor tausenden von Jahren, immer intensiver duftende Rosen zu züchten. Schon vor etwa 3000 Jahren wurden Rosen in China aus der Wildrose Rosa chinensis gezüchtet, aber auch im Orient, in Persien, Ägypten, Griechenland und Rom lässt sich die Rose als Kulturpflanze Jahrtausende zurückverfolgen. Die Damaszener- Rose, die Weiße Rose oder die Hundertblättrige Rose sind nur einige Beispiele dieser unablässigen Bemühungen. Denn es galt, die ursprünglich fünf Blütenblätter zu vervielfachen – schließlich sitzen die ätherischen Öle in den Blütenblättern. Doch die gezüchteten gefüllten Rosen erfreuen nicht nur die Nase, sondern auch das Auge: Gefüllte Rosen wirken ungleich attraktiver als die zarten fünfblättrigen Blüten ihrer wilden Verwandten. Die mittelalterliche Volksmedizin nutzte die Rose gegen zahlreiche Leiden. Von Kopfschmerzen über Entzündungen und Frauenleiden bis hin zu schmerzenden Füßen: Rezepturen mit den Inhaltsstoffen der Rose sollen der Überlieferung nach gegen fast alles gut sein. Aus diesem Grund verordnete übrigens Karl der Große den Anbau von Rosen auf allen Landgütern seines Einflussbereichs. Doch auch heute lässt sich der Duft der Rosen von Laien einfangen. Wer den Duft der Rosen selbst extrahieren möchte, benötigt lediglich ein paar Küchengeräte. In ihrem Buch „Rosenduft und Blütenzauber“ beschreibt die Frankfurter Filmproduzentin und Autorin Ina Knobloch diese Methoden ausführlich:
Rosenwasser
Ideal für die sanfte Gesichtsreinigung. Im Zerstäuber kann man es als kleine Erfrischung für Haut und Haare einsetzen. Außerdem lassen sich damit Süßspeisen, Gebäck, aber auch helle Saucen zu weißem Fleisch und Geflügel verfeinern. Es ist sehr sanft und enthält nur die wasserlöslichen Duftstoffe. Für einen Liter Rosenwasser etwa 25 Blütenköpfe einer Duftrose (Rosa damascena, Rosa centifolia oder ähnliche Sorten) am frühen Morgen ernten, anschließend mit kochendem, möglichst kalkfreiem Wasser übergießen und im Mixer oder mit einem Pürierstab pürieren. Diese Flüssigkeit in saubere, ausgekochte dunkle Flaschen gießen und gut verschließen. Nicht bis zum oberen Rand füllen. Zwei Wochen lang an einem mäßig warmen Ort aufbewahren und täglich sanft schütteln. Anschließend durch ein Gazetuch abfiltrieren, das fertige Rosenwasser in saubere, möglichst ausgekochte dunkle Glasflaschen abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren.
Rosenöl
So wie das Rosenwasser, so soll auch das Rosenöl die Haut glätten, die Zellbildung anregen und beruhigend wirken. Außerdem hat Rosenöl antibiotische Eigenschaften. Rosenöl bewährt sich bei Kopfschmerzen, Fieber, Hautentzündungen, Schlafstörungen und Depressionen. Es unterstreicht die Weiblichkeit und übt eine „öffnende“, erotisierende Wirkung auf Geist, Seele und hormonelles System aus. Lässt sich als Massageöl verwenden, zum Einreiben nach dem Baden, als Badezusatz oder auch beim Kochen, etwa als Zusatz für ein zartes Salatdressing oder beim Backen. Um Enttäuschungen vorzubeugen: Das selbst gemachte Rosenöl kann nicht den Vergleich mit den teuren ätherischen Ölen aufnehmen, die sich nur durch Wasserdampfdestillation gewinnen lassen. Allerdings lohnt sich das Ausprobieren trotzdem. Für einen halben Liter Rosenöl benötigen Sie einen halben Liter Mandelöl aus dem Bioladen. (Es funktioniert auch mit anderen Ölen.) Mandelöl ist sehr dezent im Geruch und gut für die Haut, daher sehr gut geeignet. Außerdem gehört die Mandel ebenfalls zur Familie der Rosaceen, wodurch beide Pflanzenextrakte sehr fein miteinander harmonieren. Das Öl in einen sauberen, gut verschließbaren, möglichst bauchigen Glasbehälter geben. Die gleiche Volumenmenge von früh morgens gezupften Blütenblättern einer Duftrose zugeben und gut umrühren. Das oder die Gefäße gut verschließen und an einen sonnigen Platz am besten auf der Fensterbank stellen. Mindestens sechs Wochen lang täglich sehr vorsichtig schütteln oder umrühren. Nach diesen sechs bis acht Wochen ist das Rosenöl fertig. Wie beim Rosenwasser die Blütenblätter abfiltrieren – oder mit den Blütenblättern abfüllen. Durch das Öl sind die Rosenblüten konserviert.
Rosencreme
Cremes sollten sowohl Rosenwasser als auch Rosenöl enthalten. Erhitzen Sie 100 g Bienenwachs und lassen Sie es flüssig werden, anschließend auf etwa 60 Grad abkühlen lassen. In die warme Masse geben Sie tropfenweise das zimmerwarme Rosenwasser und rühren es mit einem Mixer unter. Anschließend geben Sie noch zwei Tropfen Rosenöl dazu, rühren um und verteilen die fertige Creme in gut gereinigte Tiegel.
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Foto: Monika Frei-Herrmann