Es scheint, dass “Werte wie Solidarität, Gerechtigkeit und gegenseitiger Respekt keine Geltung mehr haben“, so schreibt Bascha Mika, Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau und (Mit-)Herausgeberin dieses Buches im Vorwort. Chancen auf Bildung und Teilhabe sind ungleich verteilt und die soziale Schere geht immer mehr auseinander. Einerseits gibt es immense Vermögen, andererseits fehlt das Geld, damit die Ärmsten am sozialen und kulturellen Leben teilhaben können.   

Aus diesem Grund hat die Frankfurter Rundschau eine Serie über Gerechtigkeit gestartet und nun die einzelnen Beiträge als Buch zusammengefasst. Hierin werden die Begriffe der Gerechtigkeit bzw. der Ungerechtigkeit unter den verschiedensten Aspekten beleuchtet. Das Buch besteht sowohl aus Gastbeiträgen als auch aus Interviews, die von den Mitarbeitern der Frankfurter Rundschau mit prominenten InterviewpartnerInnen geführt wurden. Der Band besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil geht es um den (un)gerechten Menschen. Hier gibt es u. a: einen Beitrag über das feine Gespür der Kinder und wie sie auf Ungleichheit reagieren; außerdem die provozierende Aussage des Hirnforschers Christian Elger, dass wir alle einen Bedarf haben, unsere Gier zu befriedigen. Der zweite Teil ist eine Bestandsaufnahme, wie wir leben. Hier finden sich u.a. Beiträge über die Metropole der Ungleichheit, New York, sowie über die Auswirkung der Armut auf die Gesundheit. Der Eliteforscher Michael Hartmann stellt die These auf, dass die meisten Reichen in einer Parallelwelt leben; der Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann konstatiert, dass Reichtum keine Privatsache ist. Der ehemalige Investmentbanker Rainer Voss, bekannt aus dem Dokumentarfilm „Master oft the Universe“, bestätigt, dass Banker in einem Paralleluniversum leben. Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty bekennt, dass er nichts gegen Reichtum habe. Allerdings brauchen wir starke demokratische Institutionen, die sicherstellen, dass der Kapitalismus für das Gemeinwohl arbeitet, so dass alle davon profitieren können. Die Vorstandsvorsitzende von Terre des Hommes plädiert dafür, die Kinder arbeiten zu lassen, weil sie zur Versorgung der Familie beitragen müssen. Man müsse aber dafür sorgen, dass die Kinder faire Löhne und angemessene Sozialleistungen bekommen. Die Philosophen Thomas Pogge und Michael Sandel haben im Interview verdeutlicht, dass die Statistiken über die Armut geschönt seien, bzw. dass nicht nur über Effizienz geredet werden dürfe. Der dritte Teil befasst sich mit der Frage, wie wir leben wollen. Hier weiß der Universalgelehrte Jeremy Rifkin, dass das ideale Wirtschaftsmodell die Kooperative ist; während der Ökonom Giacomo Corneo dagegen das Fehlen einer ernsthaften Debatte über Alternativen zum derzeitigen Wirtschaftssystem bedauert.

Insgesamt inspiriert das Buch mit allen Beiträgen dazu, über die Frage der Gerechtigkeit nachzudenken, zumal die Debatte über die Gerechtigkeit nicht nur in einer bestimmten Zeitung sondern in der breiten Öffentlichkeit geführt werden muss.

„Ein gelungenes Buch“, findet Helga Ranis.

Bascha Mika, Arnd Festerling (HG) „ Was ist gerecht? Argumente für eine bessere Gesellschaft.

Frankfurter Societätsverlag ISBN 978-3-95542-154-0