Senioren zu Hause ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen hat sich das Netzwerk „Betreuung persönlich“ zum Ziel gesetzt. 2017 in Oberbayern gestartet, möchte sich das Netzwerk nun auch in andere Regionen ausweiten.

Zu Hause alt werden – das ist der größte Wunsch der meisten Senioren. Die Verhältnisse sind jedoch häufig nicht so, dass dieser Wunsch erfüllt werden könnte. Einschränkungen und Gebrechlichkeit der Senioren oder berufliche Verpflichtungen der Angehörigen führen dazu, dass vielen Senioren nichts anderes bleibt, als der Umzug ins Altersheim. Doch das muss nicht sein. Zumindest nicht im Chiemgau. Im oberbayerischen Übersee hat der Gründer Dr. Richard Spies ein Netzwerk für Senioren, pflegende Angehörige und Betreuer ins Leben gerufen, das in der Region eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten darstellt: Aufgrund privater Hilfeleistungen können Senioren länger als sonst üblich zu Hause bleiben. Die Betreuer können so viel wie sie möchten arbeiten und sind nicht den verschleißenden Herausforderungen des staatlichen Gesundheitssystems ausgesetzt. „Unsere Betreuungspartner helfen bei der Bewältigung des täglichen Lebens und verkörpern unsere Werte Nähe, Zeit und Sicherheit“, erläutert der Geschäftsführer Dr. Richard Spies. Ob Spaziergänge oder gemeinsame Mahlzeiten, die Begleitung zu Arztterminen oder bei Bedarf qualifizierte Pflege: Die Betreuungspartner von Betreuung persönlich unterstützen die betreuten Senioren individuell und persönlich: Sie helfen im Haushalt beim Aufräumen oder Kochen, begleiten bei Besuchen von Freunden und Verwandten, bieten Gesellschaft, Gespräche, sinnvolle Beschäftigungen und unterstützen von der Grundpflege bis zur Pflege nach individuellen Bedürfnissen. Es ist wie ein Service-Baukasten, bei dem Senioren und Angehörige das auswählen können, was sie gerade brauchen.
Dabei kommen die Betreuer aus der Nachbarschaft und das bringt eine ganze Reihe von Vorteilen: Die Betreuer sprechen die gleiche Sprache, da sie aus der Region kommen. Sie kennen die regionalen Werte, Gebräuche und die Menschen in ihrer Umgebung. Sie sind qualifiziert, geschult und zuverlässig und haben darüber hinaus auch Zeit für Gespräche. Denn mit administrativen Arbeiten und formalen Details brauchen sie sich nicht aufzuhalten. Das übernimmt für sie die Betreuung persönlich Service GmbH & Co. KG: Diese erstellt für die Auftraggeber die Rechnungen und entlastet damit die Betreuer, die sich unbelastet um ihre eigentlichen Aufgaben kümmern können.

Alternative zum Pflegenotstand

Denn die Erfahrung hat gezeigt: Schuld am Pflegenotstand sind schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung. Karl-Heinz Patzer, Chefredakteur des „Betreuung aus der Nachbarschaft“-Newsletter schreibt: „Im Gesundheitswesen liegt viel im Argen. Doch am Schlimmsten sind die Zustände in der Altenpflege. Hier herrschen katastrophale Zustände. Betroffen sind beide Seiten: Die Pflegekräfte, die für ihre Arbeit extrem schlecht honoriert werden, die im Akkord Bedürftige waschen, ankleiden, füttern und zu Bett bringen müssen, die unter dem Joch der Bürokratie körperlich wie seelisch am Abgrund stehen.“ Für die Senioren bleibt weder Raum noch Zeit für menschliche Zuwendung. Der Begriff „Pflegenotstand“ kommt nicht von ungefähr. Als Folge der mangelnden Attraktivität ihres Berufs bleiben Krankenpfleger durchschnittlich nur 7,5 Jahre in ihrem Job. Es gibt somit zahlreiche gut ausgebildete Pflegekräfte, die anderswo und anderweitig tätig sind. Dieses Potenzial an gut ausgebildeten Pflegekräften will das Netzwerk von Betreuung persönlich dazu motivieren, ihrer ursprünglichen Berufung zu folgen. Die gelernte Erzieherin Gina Bosch, die seit 2017 als Betreuungspartner bei Betreuung persönlich aktiv ist, freut sich: „Durch fortlaufende Weiterbildungen und das Netzwerk an Experten, das mir als Betreuungspartner zur Verfügung steht, arbeite und betreue ich auf höchstem Niveau.“

Qualifizierte Abwicklung

Mit Kosten ab 400,- Euro im Monat ist die Betreuung über das Netzwerk von Betreuung persönlich zu haben. Dabei werden Leistungsumfang und Honorar mit den Betroffenen oder Angehörigen frei vereinbart – in der Regel zwischen 15 und 25 Euro pro Stunde. Die Rechnungen werden monatlich gestellt und umfassen die stundenweise Abrechnung. Das sorgt für Transparenz bei den erbrachten Leistungen. Dabei können die Stunden nach Bedarf flexibel angepasst werden. Dazu kommt: Alle Betreuungspartner verfügen über eine Gewerbehaftpflichtversicherung. Eventuell auftretende Schäden werden durch die Versicherung abgedeckt. Auch sind alle Betreuungspartner bei der Gemeinde und dem Finanzamt gemeldet. Sie müssen keine Angst vor Schwarzarbeit haben. Dadurch wird Betreuung in einem steuerlich und rechtlich abgesicherten Rahmen möglich. Hierfür wurden eigens Dienstleistungsverträge entwickelt, die alle Betreuungspartner nutzen.

Zusammenarbeit mit Hausärzten

Ausdrücklich integriert in dieses nachbarschaftliche Konzept sind die Hausärzte. „Sie sind ja meist die wichtigste Anlaufstelle für Betroffene und als vertrauensvolle Bezugsperson mit der Frage konfrontiert, wie selbstbestimmtes Leben aufrechterhalten werden kann“, sagt Gründer Richard Spies. Die Notwendigkeit, für Pflegebedürftige mehr Auswahlmöglichkeiten von Betreuungsleistungen zu schaffen, scheint auch der Gesetzgeber erkannt zu haben. Mitte diesen Jahres soll das überarbeitete Terminservice und Versorgungsgesetz (TSVG) dafür sorgen, dass künftig mehr häusliche Betreuungsleistungen und Hilfen bei der Haushaltsführung geschaffen und mit der Krankenkasse abgerechnet werden dürfen. Dr. Ellis Huber, ehemaliger Berliner Ärztekammerpräsident und Geschäftsführer der St. Leonhards-Akademie ist zuversichtlich: „Ja, es gibt sie immer noch in großer Zahl: Ärzte, Krankenschwestern, Pflegekräfte mit sozialem Empfinden und menschlichem Blick“.

Persönlich
Eine moderne Form der Nachbarschaftshilfe. Betreuung persönlich verwirklicht gemeinsam mit seinen Betreuungspartnern eine moderne Form der Nachbarschaftshilfe. Auf selbständiger Basis kümmern sich Betreuungspartner aus der Region um Senioren und um Menschen mit Behinderung. Im Chiemgau/Oberbayern gestartet, soll das Projekt nach und nach in allen Bundesländern umgesetzt werden.
Unterstützt werden die Partner vor Ort durch eine selbst entwickelte App. Im Vordergrund dieser App steht die Kommunikation zwischen Betreuern, Betreuten und Angehörigen, aber auch zwischen den Betreuungspartnern untereinander.

T 08642 – 244 03 43;  Mehr Informationen unter www.betreuung-persoenlich.de

Akademie – Für eine Neuorientierung im Gesundheitswesen.
Die gemeinnützige St. Leonhards-Akademie mit Sitz in Grabenstätt engagiert sich in bundesweiten Weiterbildungsangeboten für Ärzte, Therapeuten oder Pflegekräfte für eine Neuorientierung des Gesundheitswesens. Ziel ist eine bessere Versorgung in der Medizin, der Kranken- und Altenpflege, die die Wahrnehmungs- und Selbstheilungsmöglichkeiten der Menschen stärker berücksichtigt.
Das Modell der Nachbarschaftshilfe von Betreuung persönlich ist ebenfalls diesem Ansatz verpflichtet und lässt deshalb seine Mitarbeiter in Seminaren der St. Leonhards Akademie als Kooperationspartner schulen.
Mehr Informationen unter st-leonhards-akademie.de

 

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