Das Entsäuern zu Hause und auf Reisen nach der Wacker-Methode hat Martina Guthmann ausprobiert.
„Was koche ich heute?“ Ein Freund, der beruflich um die Welt jettet, hat sich für einen Wochenendbesuch angekündigt. Während ich mich in seinen von Kaffee und Geschäftsessen gezeichneten Magen hineinfühle, entscheide ich mich für eine getrüffelte Schwarzwurzelsuppe, gefolgt von einem Auberginen-Curry – beides Rezepte aus dem „basenfasten“-Kochbuch – und ernte für das Experiment, auf Fleisch, Brot, Pasta und sonstige Säurebildner zu verzichten, dankbare Komplimente. Ebenso gut kommt der morgendliche Erdmandel-Apfel-Frühstücksbrei an. Unser Gast genießt den mittäglichen Rotkohl-Orangen-Walnuss-Salat und jede einzelne rein basische Speise. Dabei regeneriert er merklich von den sauer machenden Zivilisations-Strapazen.
Fülle und Genuss statt Verzicht und Frust
Szenenwechsel: Nationalpark-Hotel Schliffkopf, im Hochschwarzwald. Wer in Baiersbronn nächtigt, erwartet Spitzenküche. Seit Kurzem ist das Vier Sterne Haus „basenfasten“-zertifiziert. Sabine Wacker, Heilpraktikerin und Erfinderin des „basenfasten“-Konzepts, hat die Mitglieder ihrer Vereinigung zur Fortbildung und zum Austausch eingeladen. Für mich als Journalistin ist das die Chance, den Küchenmeistern über die Schulter zu schauen. Innerhalb der klaren „basenfasten“-Regeln gibt es viel kreativen und individuellen regionalen Spielraum für jeden „basenfasten“-Gastgeber – vom Fichtelgebirge bis nach Südtirol. So kann beispielsweise das Biohotel Schlossgut Oberambach am Starnberger See das „basenfasten“- Konzept konsequent biologisch umsetzen, mit Gemüse aus dem eigenen Anbau in Demeter-Qualität. Und weil neben ungünstiger Ernährung und mangelnder Bewegung auch Stress einen großen Einfluss auf die Übersäuerung hat, ermöglicht das Schlossgut auch elektrosmogfreies Schlafen. Ein anderes Beispiel ist das
Naturhotel KitzSpitz. In die Kitzbüheler Alpen kommen sommers wie winters Naturliebhaber. Weil zum Konzept des Basenfastens regelmäßige Hauptmahlzeiten gehören, liegt das Pistenhotel mit Panoramablick direkt am Fuße der Bergbahn ideal für den mittäglichen Einkehrschwung. Bei allen „basenfasten“-Köchen entstehen die feinen Kompositionen aus der bewussten Wahl von reifem, regionalem, saisonalem Obst und Gemüse. Durch das Eigen-Aroma frisch geernteter Lebensmittel brauchen Gerichte gar nicht so viele Gewürze und praktisch keine Süß-Mittel. Sabine Wacker legt den Köchen und Gästebetreuern ans Herz: Basenfasten geht immer, außer in der Schwangerschaft und Stillzeit. Abnehmen ist ein Kann, aber kein Muss; manche Gäste haben gesundheitliche Probleme durch Übersäuerung, manche essen schon im Alltag gerne bewusst, allergen-arm und gesund und möchten im Urlaub nicht mit einem Ausweichgericht für Vegetarier und Veganer abgespeist werden. All diese Gäste, die aus unterschiedlichen Motivationen kommen, „wollen mit einem basischen Geschmacks-Feuerwerk überrascht und auf hohem Niveau verwöhnt werden“, berichtet Sabine Wacker aus ihrer Erfahrung. Dieses Ziel ist heute erreicht, denke ich mir, während ich mein basisches Schlemmer-Mahl sichtlich genieße und die à-la-carte-Gäste vom Nebentisch neidisch auf meinen Teller schauen.
Basenfasten unterwegs
„basenfasten“ nach der Wacker-Methode bieten immer mehr Hotels an – von der idyllischen Landpension über Biohotels bis hin zum Luxus-Resort.
Basenfasten zu Hause
Zahlreiche Kochbücher zum Basenfasten – vom Kochbuch für Eilige über das „basenfasten all italiano“ bis hin zur asiatischen Küche – sind im Trias-Verlag erschienen.
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Quelle-Foto:Martina Guthmann