Was haben die Erkenntnisse eines Extrembergsteigers mit dem Leben eines Normalbürgers zu tun? Eine ganze Menge: „Das Leben in der Senkrechten und in der Waagrechten verläuft synchron“, meint Thomas Bubendorfer. Es geht vor allem um Eines: Unser Potenzial auszuschöpfen, aber nicht irgendwann, sondern jetzt.  

Seit seinem 19. Lebensjahr ist Thomas Bubendorfer Profibergsteiger. Sein Markenzeichen ist es, im Alleingang und ohne Sicherung die schwierigsten Wände zu erklettern. International bekannt wurde der gebürtige Österreicher dadurch, dass er als erster die Eiger-Nordwand alleine und ohne Seilhilfe bestieg – und das noch dazu in Rekordzeit. Mittlerweile hat sich Bubendorfer als Buchautor einen Namen gemacht und coacht Führungskräfte. Seine Themen sind meist philosophisch: sie ranken sich um Angst, Leistung, Erfolg, Hochmut, Krise oder Risiko.

Angst
„Wovor habe ich wirklich Angst: vor der Wand, der Lawine, einen Griff, der ausbricht, vor der Schwerkraft? Nein, tatsächlich fürchte ich mich nur vor mir selbst, vor meiner Menschlichkeit und vor meiner Fehlbarkeit. Ich fürchte mich davor, den ersten Schritt zu tun, der mich in das Unbekannte hineinführt. Ich fürchte mich vor dem Neuen, denn es ist ungewiss. Ich hätte gerne Garantien, doch die kann mir niemand geben.“ … „Angst ist die Voraussetzung und Grundbedingung für den Mut. Sie ist insofern ein Schlüssel zum Glück, als wir umso zufriedener sind, je mehr Angst wir überwinden.“

Leistung
„Am besten sind wir bei der Ausübung von Tätigkeiten, die wir uns selbst ausgesucht haben. Am besten – und am glücklichsten – sind wir, wenn wir freiwillig tun, was wir tun. Nur auf der Grundlage einer freien Entscheidung kann ich mein Leistungspotenzial freisetzen. Ich muss die Wand hinaufwollen, mein Inneres muss Ja gesagt haben: Ich will ich will ich will. Nur dann bin ich wirklich gut, nicht besser als ein anderer, aber so gut ich sein kann. Die anderen sind kein Maßstab. Sie haben andere Talente, Stärken, Fähigkeiten (und Schwächen) als ich. Ich klettere nicht besser, weil ein anderer gut klettert. Beim Leisten geht es nur um uns selbst, um unsere Freude an unserer Leistung und Leistungsfähigkeit.“

Erfolg
„Der erste Schritt zum Erfolg beginnt mit dem Selbstfindungsprozess. Er beginnt also sehr früh, in jungen Jahren. Wir stellen fest, dass wir sind und dass das Leben als eine erschreckende Leere vor uns liegt, ein Vakuum, ein Nichts, das wir füllen, das wir gestalten müssen. Wir sind ja keine Tiere, denen der Instinkt sagt, was sie tun sollen. Aber womit sollen wir es füllen? Das Leben lebt sich schließlich nicht von selbst, das wird uns schnell klar, und nicht so sehr viel später erkennen wir erschreckt, dass es endlich ist und wir nicht sehr viel Zeit haben. Uns stellt sich die Frage: Wer bin ich, welche Fähigkeiten habe ich, wo zieht es, wo ruft es mich hin (die innere Stimme, die Berufung)? Was muss ich tun, was brauche ich, um erfolgreich und somit glücklich zu sein? Das ist vermutlich die Schlüsselstelle des Lebens. Viele scheitern an ihr, die meisten, ohne es zu wissen, ein Leben lang.“

Krise
„Krisen sind niemandem willkommen, aber sie sind Bestandteil unseres Lebens und wir sollten lernen, sie als das anzunehmen, was sie in Wirklichkeit sind, nämlich etwas zutiefst Positives. Ein wesentliches Merkmal der Krise ist es, dass sie uns aufhält. Sie stoppt uns. Oft geht gar nichts mehr. Offensichtlich stimmt etwas nicht bzw. stimmt etwas meist seit längerer Zeit nicht. Plötzlich sind wir gezwungen, sehr genau hinzuschauen auf unser Leben, auf unsere Vorstellungen, auf unser Tun. Uns wird klar, dass etwas geschehen muss, dass wir etwas ändern müssen, denn wir erkennen früher oder später: Irgendetwas machen wir falsch, in irgendeiner Weise haben wir uns verrannt.“

Ziel
„In dieser Zwickmühle steckt der Mensch der heutigen Leistungsgesellschaft: Erreicht er ein Ziel, gilt er als erfolgreich, erreicht er es nicht, ist er ein Verlierer und fühlt sich auch so. Dazwischen ist nichts, nur Sieg oder Niederlage, und die Freude über den Sieg hält nie lange an. …Dem Menschen, dem es um das Tun geht (das ‚Klettern‘), der ist a priori vom Gipfel (dem Ziel) unabhängig, denn für das Tun (Klettern) selbst braucht er den Gipfel nicht. Der Gipfel ist nur eine Zugabe. Wer sich von der Zielfixierung löst, ist frei und immer ein Gewinner, weil er aus jeder Lebenssituation, selbst einer ungünstigen, einen Gewinn zieht. Dieser Gewinner lebt in der Gegenwart, in jedem Augenblick nimmt er sein Leben wieder und wieder in die Hand. Er ist aktiv und lebt nicht für die Zukunft, in der sein Ziel liegt, er lebt jetzt.“

QC07L02

Link

www.bubendorfer.com