Von Ohrenschmerzen bis zum Verdauungsproblem: Wickel und Auflagen werden seit Jahrtausenden bei Beschwerden aller Art eingesetzt. Nun feiern diese verlässlichen und wohltuenden Hausmittel aus Großmutters Zeiten ein Comeback.

Gefühle von Geborgenheit und Wohlempfinden kommen in der heutigen Hochleistungs-Gesellschaft häufig zu kurz. Das ist sicherlich einer der Gründe, warum Wickel und Auflagen, die bis in die 1970er Jahre zum therapeutischen Programm von Kliniken gehörten, nun als Hausmittel wieder entdeckt werden. „Ein Wickel ist umhüllend“, bestätigt Gerda Zölle, die bei der WALA Heilmittel GmbH für den Fachbereich Pflegeberufe verantwortlich ist. „Er wirkt nicht nur über die jeweils verwendete Substanz, sondern auch über die körperliche Zuwendung beim Wickeln selbst.“ In anthroposophische Kliniken zum Beispiel wendet das Pflegepersonal unter anderem äußere Therapien wie Wickel, Auflagen und Rhythmische Einreibungen bei ihren Patienten an. Diese Form von Berührung stellt auch eine menschliche Beziehung her, die für den Heilungsprozess des Patienten wichtig ist.
Je nach Anwendungsdauer und Technik wirken Wickel ganz unterschied­lich: Sie können Wärme entziehen, zuführen oder die Durchblutung steigern. Sie können rein mit Wasser oder zusätzlich mit pflanzlichen Substanzen zubereitet werden, die eine weitreichendere Wirkung haben. Dabei wirken Wickel nicht nur äußerlich auf die Haut, sondern auch auf tiefer liegende Organe wie Leber oder Niere. Sie beeinflussen sowohl Stoffwechselprozesse als auch das Immunsystem oder die Psyche. Deshalb verordnen an­throposophische Ärzte auch oft Wickelanwendungen: zum Beispiel eine Lavendel-Brustauflage bei Beschwerden wie Schlafstörungen. Aber ebenso bei schweren Indikationen wie Herzinfarkt kann diese Brustauflage die klassisch schulmedizinische Be­handlung unterstützen, indem sie beruhigt und das Herz stärkt.

Wickeln, aber wie?
Für einen Wickel braucht man folgende Utensilien: als Innentuch Baumwollwindeln, Stoff­taschentücher oder Geschirrtücher aus natürlichen Materialien, als Außentuch und Ab­schluss ein Tuch aus reiner Schafwolle. Dazwischen dienen zur Befestigung Hemden, Tücher oder Schals aus Naturmaterialien. Für einen Wickel braucht man aber auch Ruhe: vor, wäh­rend und nach der Anwendung.

Leberwickel entgiftet und tut gut
Einer der bekanntesten Wickel ist der Schafgarbenwickel über der Leber. Nach der Hauptmahlzeit unterstützt er die Verdauung und hilft dem Orga­nismus, sich zu reinigen. Die getrocknete Schafgarbe wird mit kochendem Wasser aufgegos­sen und etwa sieben Minuten lang stehen gelassen. Mit dem Sud wird eine Baumwollkom­presse getränkt, gut ausgewrungen und dann in Höhe der Leber auf die Haut gelegt. Mit Tüchern gut warm abgedeckt, bleibt sie für eine halbe Stunde liegen, während Bettruhe eingehalten wird. Wenn die Auflage abgenommen ist, sollte man den Bereich noch mindes­tens eine halbe Stunde warm halten und dabei liegend nachruhen. Leberwickel bieten sich an bei Hautproblemen wie Neurodermitis und bei Verdauungsproblemen.

Zwiebelwickel gegen Ohrenschmerzen
Ein weiterer bekannter Wickel ist der Zwiebelwickel, auch Zwiebelsäckchen genannt, der die Schmerzen einer Mittelohrentzündung lindert. Dazu einfach die einzelnen Schichten einer Zwiebel lösen und mit mit der Wölbung nach oben in ein Stofftaschentuch wickeln. Das Päckchen auf das kranke Ohr legen und mit einem Stirnband fixieren.

Nierenwickel regt die Ausscheidung an
Schachtelhalm kräftigt die Nierenfunktion und stimuliert die Ausscheidung. Um einen Auf­guss für den Wickel zuzubereiten, werden fünf Esslöffel Schachtelhalmkraut mit einem Liter kaltem Wasser aufgesetzt und eine halbe Stunde lang gekocht. Mit dem Sud wird eine Kompresse getränkt, gut ausgewrungen und zusammen mit einer flachen Wärmflasche auf die Haut über den Nieren gelegt, wo sie etwa 20 Minuten verbleibt, mit anschließender Nachruhe von 30 bis 40 Minuten. Um die therapeutische Wirkung noch zu verstärken, kann die Kompresse zusätzlich mit frischem Schachtelhalm gefüllt werden. Wenn es einmal schnell gehen soll: Einige Tropfen Schachtelhalm-Öl, etwa „Equisetum ex herba W 5%, Oleum“ von WALA, auf ein Tuch geben und zwischen zwei Wärmflaschen erwärmen. Dann wie oben weiterverfahren.

Eukalyptusölwickel bei Blasenentzündung
Fünf Tropfen zehnprozentiges Eukalyptusöl, z.B. „WALA Eucalyptus, Oleum aethereum 10%“, auf ein Baumwolltuch geben, mit der Wärmflasche erwärmen und dann auf den Blasenbereich le­gen. Zur besseren Wirkung ein Wolltuch um den ganzen Unterleib wickeln und fixieren, bei Bedarf noch zusätzlich die Wärmflasche auflegen. Nach 20 bis 30 Minuten oder bei Kälteempfinden den Wickel abnehmen und den Blasenbereich sofort warm zudecken. Weitere 20 bis 30 Minuten ruhig liegen, damit sich die Wirkung des Wickels entfalten kann. Bei begin­nender Blasenentzündung können auch einige Tropfen Eukalyptusöl auf ein Mulltuch gege­ben werden, das man auf die Blase legt, mit dem Schlüpfer fixiert und über Nacht wirken lässt.

Lavendelölwickel bei Krampfhusten
Lavendelöl wirkt beruhigend und entspannend und kann überall dort eingesetzt werden, wo Ruhe dringend nötig ist. Viele Eltern haben damit schon gute Erfahrungen bei husten­den Kindern gemacht. Ein Wickel wirkt aber auch bei nervösen Erwachsenen, die nicht ein­schlafen können.
Hustenwickel: zehnprozentiges Lavendelöl, z.B. „WALA Lavandula, Oleum aethereum 10%“, auf ein längeres dünnes Innentuch träufeln (ca. 5–10 Tropfen). Das Tuch erwärmen, straff um den Brustkorb legen und mit einem Außentuch befestigen (z.B. mit einer abgeschnittenen Strumpfhose, einem Flanelltuch oder Wollschal). Über Nacht einwirken lassen.

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