Eine Studie zeigt, dass Glasflaschen wieder im Kommen sind. So mancher Abfüller rüstet seine Maschinen wieder von Polyethylenterephthalat (PET) auf Glas um. Antonia Bäzol hat die neue Entwicklung unter die Lupe genommen.

Eine vom Marktforschungsinstitut InSites veröffentlichte Studie zeigt, warum Verbraucher Glas wieder den Vorzug geben. Im Oktober letzten Jahres befragte das unter anderem in London sitzende Institut 9.000 Verbraucher in 17 europäischen Ländern, für welche Verpackungsmaterialien sie sich beim Kauf entscheiden würden. Das überraschende Ergebnis: 56 Prozent der deutschen Befragten würden ihr Mineralwasser lieber in Glas verpackt kaufen, wenn das Angebot im Supermarkt größer wäre. Als Grund für die Präferenz gaben 65 Prozent der Teilnehmer den reinen Geschmack an. Denn als so genanntes inertes Material geht Glas keine Wechselwirkung mit dem Flascheninhalt ein. Es können keine Fremdstoffe in den Flascheninhalt gelangen und der Geschmack des Wassers bleibt natürlich. Anders bei PET-Flaschen. Bei der Herstellung und Lagerung von PET-Flaschen entsteht der Schadstoff Acetaldehyd, der sich vor allem nach direkter Sonneneinstrahlung aus der Flasche lösen und in das Wasser übergehen kann. Die Folge: ein dumpf-bitterer Nachgeschmack. Aufgrund der aus den Flaschen gelösten Stoffe sind 80 Prozent der Deutschen der Meinung, PET-Flaschen seien unsicher. Besonders die zahlreichen Gifte, die in einer PET-Flasche enthalten sein können, bereiten Sorgen. So fanden beispielsweise Forscher vom Institut für Umwelt- und Geochemie der Universität Heidelberg heraus, dass Wasser in manchen PET-Flaschen bis zu 30-mal mehr Antimon enthält als Wasser in Glasflaschen. Das toxische Schwermetall kann zu einer Blutvergiftung führen. Aufgrund dieser Gefahren hat die Europäische Kommission an Eltern die Empfehlung herausgegeben, Babyfläschchen aus Glas zu verwenden.

Laut der Studie von InSites sehen 51 Prozent der Befragten Glas als das umweltfreundlichste Verpackungsprodukt auf dem Markt an. Immerhin wird Glas aus Sand, Kalk und Soda hergestellt – Rohstoffe, die unendlich in der Natur vorkommen, in Deutschland abgebaut und zu 100 Prozent recycelt werden können.
Dr. Johann Overath, Geschäftsführer des Bundesverbands Glasindustrie e.V. sieht den Grund in der positiven Verbraucherwahrnehmung vor allem in der umfangreichen Medienberichterstattung, die immer wieder auf die Vorzüge von Glas hinweist. „Eine neue Verbrauchergesinnung kann man an den Mineralwasserunternehmen erkennen, die wieder auf Glas setzen“, erklärt Overath. In Hessen führte ein Absatz-Plus bei Glas-Mehrweg von 2010 auf 2011 von vier Prozent dazu, dass Hassia Mineralquellen, der hessische Getränke-Marktführer, einen 12er Kasten für die Glasflasche Anfang des Jahres eingeführt hat. Dieser besitzt einen Mittelgriff am Kasten, der für einen hohen Tragekomfort sorgen soll. Gerolsteiner hat eine 1-Liter-Leichtglasflasche in sein Sortiment aufgenommen, die 17 Prozent weniger wiegt, als die Normflaschen. Gerolsteiner erhielt hierfür die Auszeichnung „Produkt des Jahres 2011“ in der Umfrage der Fachzeitschrift „Lebensmittel Praxis“.
Pionierarbeit in der Einführung von Leichtglasflaschen leistete St. Leonhards bereits Ende der 1990er Jahre. „Es war uns schon immer wichtig, unser Wasser vor äußeren Einflüssen zu schützen“, sagt Theresa Schäfer, Mitarbeiterin des Abfüllers. „Mit der Entwicklung unserer Leichtglasflasche konnten wir das Gewicht von 800 auf 500 Gramm pro Flasche reduzieren und den Anpruch der Kunden erfüllen, eine formschöne und praktikable Verpackung zu kaufen“, so Schäfer.

„Alle wollen wieder Glas“, fasst Therese Mühltaler den neuen Trend zusammen. Als Mitarbeiterin der Emil Vertriebs-GmbH konstatiert sie eine steigende Nachfrage nach Trinkflaschen aus Glas oder Glasboxen. Mit seiner Mission, gesunde Alternativen zu PET anzubieten, ging das Unternehmen vor 21 Jahren an den Start. Jetzt zeigt sich, welch gutes Gespür die Firmengründer mit ihrer Geschäftsidee hatten.

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