Zum Weltwassertag ein Thema das uns alle angeht:

Meldungen über multiresistente Bakterien in Bächen, Flüssen und Seen in Deutschland verunsichern. Zuerst waren es Berichte aus Niedersachsen, doch aktuelle Untersuchungen von Wasser- und Sedimentproben zeigen, dass es wohl ein deutschlandweites Problem ist. Klar war zwar bislang, dass antibiotikaresistente Erreger in der Umwelt zu finden sind und sich dort ausbreiten können. Wie stark Gewässer belastet sind, war allerdings weitgehend unbekannt, da es bislang keine systematischen Kontrollen auf solche Erreger gab. Durch Abwässer aus Kliniken, Abläufe von Kläranlagen oder die Ausbringung von Gülle auf die Felder, kommen die Erreger in die Gewässer. Der Gewässerforscher Thomas Berendonk von der Technischen Universität Dresden sagte in einem Interview für die NDR Sendung „Panorama – die Reporter“, die Funde bereiteten ihm Sorge. Wenn ein Mensch mit einem solchen Bakterium kolonisiert sei, könne dies ein Problem sein. Nach Aussage von Trinad Chakraborty vom Gießener Universitätsklinikum kommen bereits jetzt immer mehr Patienten in die Klinik, die solche multiresistenten Erreger in sich tragen, schon bevor sie aufgenommen würden. „Es gibt eine Quelle für Resistenzen außerhalb der Klinik und das ist ein Problem, das uns zunehmend interessiert.“

Zwei Fragen drängen sich in diesem Zusammenhang natürlich auf: Was ist mit unserem Trinkwasser und was kann passieren, wenn man in Gewässern badet, die mit den multiresistenten Keimen „verseucht“ sind?

Ist das Trinkwasser sicher?

Anlässlich der Bundestagsdebatte über multiresistente Bakterien in Gewässern gab der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Prof. Dr. Gerald Linke, beim Thema Trinkwasser zumindest vorerst Entwarnung:  „Nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich fundiert wissen, verbreiten sich multiresistente Bakterien nicht über das Trinkwasser. Die mikrobiologische Qualität wird hier besonders streng kontrolliert. Wenn der Eintrag von Erregern in die Umwelt allerdings weiter zunimmt, kann zukünftig nicht garantiert werden, dass resistente Bakterien nicht auch im Trinkwasser nachgewiesen werden. Daher sind Vorsorgemaßnahmen, die darauf abzielen, dass multiresistente Bakterien gar nicht erst flächig in den Wasserkreislauf eintreten, sondern bereits an der Quelle eingedämmt werden, von zentraler Bedeutung für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung.“

Die Wasserwirtschaft fordere seit langem einen verantwortungsbewussteren Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und in der Humanmedizin sowie gewässerverträgliche Entsorgungskonzepte unverbrauchter Antibiotika. „Zudem ist die Separation und Behandlung von belasteten Krankenhausabwässern vor der Einleitung in die öffentliche Kanalisation ein zentraler Baustein des Vorsorge- und Verursacherprinzips. Wir müssen beim Verursacher an der Quelle der Verschmutzung ansetzen. Denn Stoffe, die erst gar nicht in die Gewässer gelangen, müssen auch nicht mit hohem Kostenaufwand entfernt werden“, so Linke weiter.

Kann man unbesorgt baden?

Bisher werden die Badegewässer vor allem systematisch auf bestimmte Fäkalkeime untersucht, aber nicht, ob diese Keime auch gegen bestimmte Reserveantibotika resistent sind. Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Bettina Hoffmann, forderte deshalb in der Bundestagsdebatte, Gewässer standardmäßig auf solche Keime zu kontrollieren. „Nicht die Presse, sondern unsere Behörden müssen das Wasser untersuchen. Das ist machbar und das ist bezahlbar“, sagte Hoffmann.

In Südbayern werden aktuell zumindest eine begrenzte Anzahl von Badegewässern auf antibiotikaresistente Keime durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) getestet. Wie viele Gewässer und welche, teilte die Behörde nicht mit. Auch bei einem Nachweis von multiresistenten Keimen in Badeseen sieht das LGL aber noch keinen Grund zur Panik.  Zumindest gesunde Menschen haben beim Schwimmen in der Regel nichts zu befürchten. „Selbst wenn man in kleinen Mengen Wasser schluckt, sind die Keime unbedenklich“, erklärt der LGL-Sprecher. „Die Bakterien werden im Magen abgeschwächt.“ Sie machen auch nicht automatisch krank, erklärt er weiter. „Im Gegenteil: Viele Bakterien, die auf der Haut und im Darm des Menschen leben, schützen uns vor krank machenden Mikroorganismen.“

Trotzdem kann man dem Direktor des Hygiene-Instituts am Universitätsklinikum Bonn, Martin Exner, nur zustimmen: Es ist unbedingt notwendig, die Verbreitung multiresistenter Keime in der Umwelt weiter zu untersuchen. Denn die Zunahme resistenter Erreger, bei denen bestimmte Reserve-Antibiotika nicht mehr wirken, bereite vielen Medizinern „schlaflose Nächte“, so Exner.

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