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Bei Sonnenaufgang brechen wir auf. Unbeschreiblich schön die Morgenstimmung, die Restwärme des Sommers eingehüllt in herbstliche Nebelschwaden. Still gehen wir nebeneinander her bis ins Städtchen Pietralunga. Wir nehmen ein kleines Frühstück im zentralen Café, in dem sich die Italiener vor dem Büro für einen Morgenschwatz treffen. Dann decken wir uns im Tante Emma-Lädchen mit Wanderproviant ein. Fast 30 km liegen heute vor uns. Auf diesem Teilstück des Franziskusweges ist die Strecke zwar besser gekennzeichnet und dadurch leichter zu finden, aber nicht unbedingt leichter zu bewältigen: lange Strecken gehen über geteerte Wege, was die Füße auch ermüden kann. Umso mehr freuen wir uns, als wir genau in dem Moment eines nicht mehr länger aufschiebbar erscheinenden dringenden Bedürfnisses nach einer Pause auf einen  von Kastanien gesäumten Kirchplatz stoßen. Auch der Brunnen am Platz kommt uns gerade recht, denn unsere Trinkwasser-Vorräte gehen zu Neige. Überhaupt scheint es so zu sein, dass früher wie heute ein Pilger auf dem Franziskusweg keinen Durst leiden musste, denn immer wieder und in regelmäßigen Abständen von ca. 7 km treffen wir auf solche Wasserstellen. Das Wasser schmeckt hervorragend und seine Qualität erscheint uns hervorragend – im Gegensatz zu den Pet-Flaschen Wasser, das sich unnötiger Weise nach wie vor viele einheimische wie Touristen in den spärlich gesäten Super-Märkten kaufen. Unter dem Blattgrün der Kastanien schimmert das Sonnenlicht und die Luft unter den kräftigen Bäumen ist vollgepackt mit Sauerstoff. In kürzester Zeit fühlen wir uns rundum regeneriert und gehen mit einem sich federleicht anfühlenden Rucksack leichtfüßig weiter. Schon von weitem erblicken wir bald das über der Ebene trohnende Gubbio. Sich zu Fuß und Schritt für Schritt der mittelalterlichen Stadt zu nähern, macht seine imposante Lage für mich noch intensiver. Ich stelle mir vor, wie Franziskus, der zwischen Laverna, Montecasale und San Damiano quasi pendelte, immer wieder auch in das reiche prächtige Gubbio kam. Welche Welten stießen da zusammen zwischen dem Einsiedler und der mittelalterlichen Hochburg. Wie Franziskus wohl diesen Kontrast gefühlt hat. Und wie verbunden die Bewohner von Gubbio dem Aussteiger und Einsiedler sein mussten, dass er ihr „Wolf-Problem“ gelöst hat. Heute übernachten wir im wahrsten Sinne fürstlich im Relais Ducale direkt gegenüber dem prächtigen Palazzo dei Consoli. Auch in Pilgerkluft werden wir freundlich empfangen und genießen das Ambiente des Hauses und den Innenhof. Noch ein bisschen Sightseeing in mittelalterlichen Gassen der prächtigen Stadt und dann haben wir noch das Glück, das Abendessen beim Sonnenuntergang auf der Piazza genießen zu können. Was für ein bunter Blumenstrauß von intensiven Erlebnissen  liegt auch an diesem Pilger-Tag hinter uns

Zur Fortführung unseres Weges von Sansepolcro  über Montecasale nach Lama:

https://www.quellonline.de/persoenliche-eindruecke-vom-franziskus-weg/

https://www.quellonline.de/von-montecasale-bis-lama-eindruecke-vom-franziskusweg/

https://www.quellonline.de/von-lama-nach-bocca-serriola-persoenliche-eindruecke-vom-franziskusweg/

Waren Sie selbst auch schon auf Pilgerschaft und möchten uns über Ihre Erlebnisse berichten. Schreiben Sie uns gerne ! martina.guthmann@quell-online.de