„Wo die Sonne nicht hinkommt, ist der Doktor nicht fern“, so lautet ein Sprichwort, von dem die Autoren Burkhard Sieper und Michael Eisenmann zutiefst überzeugt sind. Obwohl sie als Apotheker Interesse daran haben müssten, so viel Sonnencremes wie möglich zu verkaufen, empfehlen sie: „Verwenden Sie möglichst keinen Sonnenschutz“. Quell hat nachgeforscht, was es mit dieser provokanten Empfehlung auf sich hat.

Was befähigt Pflanzen dazu, intensive Sonneneinstrahlung ohne Sonnenschirm oder Sonnencreme schadlos zu überstehen? Das Karotin macht’s . Es ist so zusagen das biologische Sonnenschutzmittel von Obst und Gemüse. Dieses natürlichen Sonnenschutzes können sich auch die Menschen bedienen, indem sie möglichst viel Salat, Obst und Gemüse in ihren Speiseplan einbauen. Karotin ist reichlich in dunkelgrünen Blättern und Gemüse enthalten, in orangefarbenen Früchten wie Mangos, Aprikosen, Papayas, Hagebutten oder Kürbis. Auch Karotten verfügen über viel Karotin. Zwar schützt Karotin nicht direkt vor UV-Strahlung, kompensiert als Radikalfänger jedoch die Strahlenwirkung und verbessert die Reparaturmechanismen der Haut.
Die Haut selbst schützt sich vor intensiver Sonneneinstrahlung durch Einlagerung von Melanin in die oberen Hautschichten und durch Verdickung der Hornhaut. Beide Prozesse werden nur durch UVB-Strahlung angeregt und es dauert mindestens drei bis vier Wochen, bis die Haut voll gebräunt ist und sich die Hornhaut auf ein Mehrfaches verdickt hat. Hellhäutige Europäer können durch regelmäßiges und richtig dosiertes Sonnenbaden einen hauteigenen Lichtschutzfaktor von 40 erreichen. Neben der Bräunung und Verdickung der Hornhaut wird die Haut zudem auch durch die vom Körper produzierte Urocaninsäure geschützt.

Richtig Sonnenbaden

Die Athleten der Antike wussten um die förderlichen Effekte des Sonnenbadens: Sie bekamen davon mehr Muskeln und stählten zudem ihre Gesundheit. Auf die Idee, sich in der Mittagshitze brutzeln zu lassen, kamen sie allerdings nicht. Sie nutzten die Sonne des frühen Morgens. In seinem Buch „Sonnenlicht – das größte Gesundheitsgeheimnis“ rät der Autor Thomas Klein: „Möglichst große Hautflächen der Sonne aussetzen. Ideal ist die Ganzkörperbesonnung. Regelmäßiges Sonnenbaden, besser oft und maßvoll, als selten und lange. Im Frühjahr und Herbst jeden Sonnenstrahl nutzen, vor allem in der Mittagszeit. Selbst kurze Sonnenbäder sind von Nutzen. Im Sommer empfehlen sich dagegen mehr der Vormittag und Nachmittag. Sonnenstrahlung, die die Haut zu röten und zu bräunen vermag, regt auch die Bildung von Vitamin D an. Keine Sonnenschutzmittel verwenden.“ Grund: Sonnencreme bremst die Vitamin D-Produktion. Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 15 können die Bildung von Vitamin D um bis zu 99,5 Prozent reduzieren.

Sonnenbrand unbedingt meiden Die Haut vergisst nie. Deshalb darf die Haut beim Sonnenbaden keinesfalls verbrennen. Noch mehr: Sie altert schon, bevor die Sonnenbrandschwelle erreicht ist. Deshalb ist das Sonnenbaden bei intensiverer Strahlung rechtzeitig abzubrechen, spätestens bevor die Hälfte der Sonnenbranddosis erreicht ist. Bei empfindlicher, ungebräunter Haut ist dies im
Sommer zur Mittagszeit schon in weniger als zehn Minuten der Fall. Der internationale UV-Index (UVI) beschreibt den zu erwartenden Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung. Er wird täglich vom Bundesamt für Strahlenschutz unter www.bfs.de veröffentlicht.

Sonnencremes ganz bewusst einsetzen In manchen Situationen sind Sonnencremes durchaus angesagt: Bei ungewöhnlicher Sonnenstrahlung in der Freizeit, im Urlaub, im Schnee, am Meer, in südlichen Breiten. Sonnencremes sind aber kein Freibrief für ungebremste Sonnenanbeterei. Keinesfalls sollten sie dazu verführen, das Sonnenbad über das vernünftige Maß hinaus auszudehnen. Zu meiden sind Sonnenmittel mit chemischem Lichtschutz. Schon einige Male mussten chemische Lichtschutzfilter vom Markt genommen werden, weil sie sich als krebserregend erwiesen haben. Wer (noch) nicht über einen körpereigenen Sonnenschutz verfügt oder trotz allem sehr empfindlich ist, sollte natürliche Sonnenpflegeprodukte mit naturbelassenen Ölen aus kontrolliert biologischem Anbau verwenden. Diese Produkte spornen die Haut dazu an, körpereigene Lichtschutzfunktionen in Gang zu bringen. Gerade für Kinder ist Sonnenschutz wichtig. Zwar haben Studien herausgefunden, dass das körpereigene Sonnenschutzmittel bei kleinen Kindern genauso gut ausgebildet ist, wie bei Erwachsenen. Die vom Körper gebildete Urocaninsäure hat aber einen Nachteil: sie ist wasserlöslich. Die hauteigenen UV-Filter waschen sich während des Badens aus. Beim Spielen am und im Wasser sind Kinder deshalb besonders sonnenbrandgefährdet.

Die Sonne als Medikament

Sonnenlicht vermag im Körper eine ganze Reihe gesundheitsfördernder Effekte in Gang zu setzen: es fördert die Durchblutung und den Muskelaufbau und bringt den Körper dazu, verrstärkt das Glückshormon Serotonin auszuschütten; auch die Produktion des Anti-Aging-Hormons Melatonin und des Sexualhormons Testosteron wird durch Sonnenlicht angekurbelt. Das für die Zellgesundheit notwendige Vitamin D bildet die Haut, wenn sie UVB-Strahlung ausgesetzt wird. Bekommt der Körper zu wenig UVB-Strahlung, kann dies zu Vitamin D-Mangel und damit zu Infektanfälligkeit, Immunschwäche, Rachitis oder Osteoporose führen. Die antiken Heliotherapeuten wussten ebenso um die Heilkraft der Sonne wie die zahlreichen Ärzte, durch die das Sonnenlicht seit Anfang des 19. Jahrhunderts eine Renaissance als Heilmittel erlebt.

Wie bei allen Medikamenten macht es auch bei der Sonne die Dosis. Ein zu Viel an UV-Strahlung verursacht Sonnenbrand und erhöht das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Zudem führt eine Überdosis an UVA-Strahlung zu einer Schädigung des Bindegewebes und Falten.

Foto: Monika Frei-Herrmann

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