Nachhaltig reisen heißt auch, die Zinsen unserer europäischen Kultur wertzuschätzen. Lassen Sie sich dazu anregen, in Schlössern Urlaub machen oder für einen Tag die Seele baumeln zu lassen und ein Gespür dafür zu bekommen, dass Nachhaltigkeit weit über Generationen hinauswirkt. Von Martina Guthmann.

Es war ein Adliger, der den Begriff der „Nachhaltigkeit“ das erste Mal prägte. Vor dem Hintergrund einer Holznot formulierte der kursächsische Oberberg-Hauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645 – 1714) Regeln, nach denen die Forstwirtschaft künftig zu betreiben sei: „Wird derhalben die größte Kunst/Wissenschaft/Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentbehrliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Wesen, Dasein) nicht bleiben mag.“ Was für den heutigen Leser fast unverständlich erscheint, ist nichts anderes als die Forderung, in einem Jahr nur so viel Holz zu schlagen, wie im selben Zeitraum nachwachsen kann.
Sein große Popularität erreichte der Begriff durch die von den Vereinten Nationen eingerichtete Brundlandt-Kommission. Sie verwendete den Ausdruck „Nachhaltigkeit“ im Sinne einer Bestandssicherung für nachfolgende Generationen, als sie 1987 von einer Entwicklung sprach, „welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“
Auch wenn der feudale Lebensstil im ersten Moment in einer Zeitung für nachhaltigen Lebensstil deplaziert wirkt, gibt es doch erstaunliche Parallelen zwischen dem Gedankengut, das die heutigen Schlossbesitzer und nachhaltig motivierte Konsumenten bewegt. Prinz Charles ist in England ein Trendsetter im Anbau und in der Verarbeitung von ökologischen Lebensmitteln. Ernst Schrempf, der Eigentümer von Schloss Thanegg zu Moosheim, hat sein mehr als 850 Jahre altes herrschaftliches Gemäuer durch Energiespar-Know-How zu einem „Niedrigenergie-Schloss“ umgewandelt, von dem zu erwarten ist, dass es ohne ein Loch in das Heizkosten-Budget seiner Besitzer zu brennen, die nächsten Jahrhunderte übersteht. Kurzfristiges Denken und der Unterhalt eines Schlosses schließen sich aus und so lassen sich in den hier vorgestellten Schlössern nachhaltige Anregungen sammeln. Beispielsweise saisonal und regional zu speisen, wie das  Schlossherrenpaar Forytta dies in Mecklenburg seinen Gästen anbietet. Oder einen Musterhof für biologische Landwirtschaft zu besichtigen, wie ihn das Ehepaar von Küster im ehemals schlesischen Schloss Lomnitz aufgebaut haben. Auch wenn Nachhaltigkeit im Sinne des Unterhalts von Schlössern eine mühsame Aufgabe ist – es wirkt immer inspirierend zu sehen, dass Werte und Visionen die Generationen überdauern können.

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Deutschland: Schloss Marihn

Österreich: Schloss Thanegg

Schweiz: Schloss Schadau

Polen: Schloss Lomnitz

Frankreich: Château de La Canière

Buch-Tipp

Cover-Reiselust-72dpiMartina Guthmann
Reiselust mit den vier Elementen
Mehr als 100 Reise-Ziele im  Zeichen von Wasser, Feuer, Erde und Luft
184 Seiten |  Format 17 x 23,5 cm |
400 farbige Fotografien | 3 Landkarten
Quell Edition im Quell Verlag GmbH
Dezember 2012 | ISBN 978-3-9812667-9-5

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