Reiseangebote mit Win-Win-Effekt – also mit Doppelnutzen für Menschen, Kultur und Natur am Reiseziel – gibt es in ganz unterschiedlichen Facetten. Sie reichen von der monetären Spende vor Ort über die gezielte Auswahl von Hotels und Unterkünften bis hin zum mehrwöchigen tatkräftigen Volunteering-Projekt. Begeben Sie sich einmal auf alternative Weise ins „Abenteuer“ Reisen, um dabei neuartige Erfahrungen zu machen. Suchen Sie sich ihr Lieblings-Ziel aus und gewinnen Sie mit etwas Glück eine derartige Möglichkeit, Ihren Horizont zu erweitern. Von Martina Guthmann.

Im Urlaub aus dem Alltag auszubrechen und aus der Distanz – nicht nur aus der räumlichen – sein Leben, sein Umfeld, seine Ziele und Perspektiven neu gewichten zu können, das wünschen wir uns alle von den freien Tagen im Jahr. Die Erfahrung, dass dies in der Hängematte am Traumstrand, beim Auspowern in der Lieblingssportart oder beim noch so perfekten Kulturtripp manchmal trotz allem nicht so richtig gelingen mag, haben viele von uns schon einmal gemacht.
Im Trend liegen deshalb alle Reiseformen, die sich den Gastgebern und deren Anliegen annähern und bei denen der Reisende gleichzeitig nachhaltig positive Spuren hinterlassen kann. Prominentes Beispiel dafür sind derzeit die „Taz-Reisen in die Zivilgesellschaft“, die von den Korrespondenten der Berliner Tageszeitung vor Ort an vielen Plätzen des Weltgeschehens mitorganisiert werden.
Wie eine Befragung des Zukunftsfonds der Generali Deutschland herausfand, engagiert sich bereits mehr als ein Drittel aller Deutschen im Alltag ehrenamtlich für andere. Nach den Ergebnissen des „Freiwilligen-Surveys“ ist das wichtigste Motiv der ehrenamtlichen Helfer „die Gesellschaft zumindest im Kleinen mitgestalten zu können“. Menschen, die sich in diesem Bewusstsein engagieren, stammen auch aus höheren Bildungsschichten und sind getrieben von der Suche nach zusätzlichem Sinn. Prof. Thomas Olk, Vorsitzender des Sprecherrats des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement, bringt das folgendermaßen auf den Punkt: Das wohltuende Gefühl, gebraucht zu werden führt auch zu mehr Wohlbefinden“.

Engagement mit Kultcharakter
In Großbritannien hat das ehrenamtliche Engagement für das eigene Land im Rahmen eines Ferienaufenthalts in den National Trusts „Kultcharakter“.  Die Stiftung „National Trust“ wurde bereits im Jahr 1895 von drei visionären Reformern ins Leben gerufen und sie hat es sich zum Ziel gesetzt, schöne Naturregionen Englands zu erhalten. Inzwischen engagiert sich eine ganze Nation aktiv für die zum „National Trust“ gehörenden 300 historischen Stätten, Naturschutzgebiete, Parks und Küstenstreifen. Aus mehr als 500 Ferienprogrammen – vom Ritterburg-Renovieren bis zum Aufbau einer Seehundstation – kann jeder, der Lust hat, seine Arbeitskraft einzubringen und mit unvergesslichen Gemeinschaftserlebnissen zu verknüpfen, seine Auswahl treffen.
Zunehmender Beliebtheit erfreut sich ein ähnlich aufgebautes Programm in Deutschland: „Freiwillige in Parks“ wird koordiniert von EUROPARC Deutschland,   der Dachorganisation der Deutschen Großschutzgebiete, in der sich derzeit 14 Nationalparks, 20 Biosphärenreservate und mehr als 90 Naturparks zusammengeschlossen haben. Als Urlauber kann man sich im Rahmen der Initiative „Freiwillige in Parks“ für die schönsten und wertvollsten Naturlandschaften engagieren und sie gleichzeitig auf ganz besondere Art und Weise genießen. In einigen Schutzgebieten gibt es sogar kostenlose Unterkunft für die ehrenamtlich aktiven Helfer. In sechs Nationalparks (Wattenmeer, Müritz, Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Bayerischer Wald, Harz) arbeiten die Schutzverwaltungen schon sehr eng verzahnt mit den touristischen Unternehmen zusammen. Hier lässt sich das ehrenamtliche Engagement besonders gut mit dem Urlaub verbinden.

Geben und dabei mehr zurück bekommen
Ob man einfach nur durch die Wahl des Urlaubsziels den Einheimischen Gutes tun will, Länder auf andere Art kennenlernen oder direkt als aktiver Helfer vor Ort einsteigen möchte – es gibt für jeden Geschmack nachhaltig agierende Institutionen, Reiseveranstalter und Kooperationen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten. Die hier vorgestellten Reisen haben eines gemeinsam: Es sind Reisen, bei denen wir auch geben und immer noch mehr zurückbekommen. Besondere Begegnungen mit Menschen, Tieren, der Natur und nicht zuletzt mit sich selbst brennen sich in unser Gedächtnis eben mehr ein als jedes gelesene Buch.

Von einem Tag bis hin zu mehreren Wochen
Manchmal reicht schon ein einziger Urlaubstag, um seinen Lebenshorizont zu erweitern und dabei Gutes zu tun. Wer zum Beispiel ein Embrace-Hotel wählt, sichert damit Arbeitsplätze für behinderte Menschen in der Hotellerie und wird sich im Gegenzug in der menschlichen Atmosphäre seines Hotels auf ganz besondere Weise herzlich empfangen fühlen. Wer mehrere Wochen lang etwas Sinnvolles tun möchte, der kann sich von „Dialog Projekts“ an hilfsbedürftige Orte vermitteln lassen. Im Angebotsdschungel lässt sich von Laien nicht immer einfach erkennen, inwieweit Projekte tatsächlich förderungswürdig sind. Auch mag man sich bei der ersten Annäherung an Reisen mit Win-Win-Effekt fragen, wieviel „klassische“ Erholung man selbst dabei braucht. Bei der Auswahl geeigneter Projekte helfen Vereine wie der Studienkreis für Tourismus oder die Studiosus Foundation, die die Sinnhaftigkeit von Projekten professionell unter die Lupe nehmen. Das Schöne an diesen Angeboten ist auch: Man kann zunächst als Gast kommen, sich dem Land und den Menschen mit seinen Bedürfnissen nähern und in einem zweiten Schritt wie auch immer geartete Hilfsaktionen mit anpacken.

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