Bildarchiv Frei-Herrmann

 

Luxus ist: sich bei Alltagsprodukten an ganz besonderer Qualität zu erfreuen – und das geht auch ohne großen Geldbeutel.

Glücksforscher beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit der Frage, was Menschen zufrieden und glücklich macht. Sie alle kommen zu dem Ergebnis: Es sind nicht die Ausnahmesituationen wie der Lottogewinn, der Kauf des erträumten Sportwagens oder das chice Kleid von Armani, die das Glück nachhaltig steigern. Diese lang erträumten und schwer zu erreichenden Dinge treiben lediglich den Glückspegel kurzzeitig nach oben, um ihn dann nach dem erfolgten Gewinn oder Kauf schnell wieder absacken zu lassen. Was die Menschen hingegen viel zufriedener und langfristig glücklicher macht, das sind permanente Lichtblicke im Alltag – und die lassen sich beim Wohnen, Kochen, Essen, Trinken, sich pflegen auf nicht allzu schwierige Weise erlangen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein gewisses Maß an Achtsamkeit und Wertschätzung.
Wer permanent vom Computer oder Fernsehen, vom Handy-Telefonat oder vom nächsten Termin abgelenkt wird, der bringt wohl kaum die Sensibilität dafür auf, Qualitätsunterschiede in der Formen-, Farben-, Geruchs- und Geschmacksvielfalt von Alltagsdingen zu erleben. Auch Stress ist ein Faktor, der uns davon abhält, das kleine Alltagsglück erleben zu können.

Wahrnehmung von Geschmacksunterschieden
Eine gute Schulung zur Wahrnehmung von Geschmacksunterschieden beginnt bei unserem Lebensmittel Nr. eins, dem Wasser. Wer ganz bewusst – so wie bei einer Weinprobe – hinschmeckt, dem eröffnen sich bei dem so simpel scheinenden Alltagsgut wahre Geschmackswelten. Manche Wässer schmecken ganz weich, fast süß und trinken sich wie von alleine. Solche Geschmackserlebnisse werden sich am ehesten bei naturbelassenen, „lebendigen“ Wässern einstellen, wie sie die Stephanskirchener St. Leonhardsbetriebe anbieten. Wer über längere Zeit hochwertige Quellwässer trinkt, der spürt mehr und mehr, wie ihm stark verarbeitete Industriewässer zu widerstehen beginnen. Hochwertige Quellwässer sind übrigens auch in freier Natur zu finden, wo man sie kostenlos abzapfen kann. Jüngstes Beispiel für eine Rückbesinnung auf die verschwenderischen Schätze der Natur ist der Taunusort Kronberg. An zwei Brunnen können sich die Bürger dort kostenlos an der aus 42 Meter Tiefe sprudelnden Fürstenbergquelle bedienen. Im nahe gelegenen Königstein befindet sich ebenfalls eine frei zugängliche Quelle, die von vielen Menschen türkischer Herkunft geschätzt wird. Türken legen traditionell viel Wert auf schmackhaftes Essen und Trinken und nutzen das Wasser von frei zugänglichen Quellen, um beispielsweise Tee zu bereiten.

Die kleinen, erreichbaren Freuden
Auch in anderen Ländern trinkt man nicht einfach Tee, sondern zelebriert ihn. In Japan beispielsweise hat sich eine ganz bestimmte Form von Teezeremoniell entwickelt, das die „innere Einkehr“ befördern soll. Auch wenn uns solch aufwändige Zeremonien hierzulande eher fremd sind, so ist es eine Form von Alltagsluxus, für sich ein eigenes Teeritual zu entwickeln. Schöne, dünnwandige Teetassen zu verwenden, die Teekanne auf ein mit Teelichtern gewärmtes Stövchen zu setzen, besonderen Zucker zu verwenden – beispielsweise Kandiszucker an Stangen, mit denen man den Tee umrühren und gleichzeitig süßen kann. Und bei dem dazu gereichten Naschwerk ist es nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Genuss viel zuträglicher, statt auf Quantität auf Qualität zu setzen. Beispielsweise Lebkuchen anzubieten, die anstatt der sonst üblichen 25 Prozent Nüsse einen Anteil von 40 Prozent an Haselnüssen und Mandeln aufweisen.
Naturgemäß sind solch hochwertige Qualitäten deutlich teurer als Durchschnittsprodukte, dafür eignen sie sich dazu, sich in der epikuräischen Lebenskunst zu üben: Seinen Begierden Grenzen zu setzen und sie auf die kleinen, leicht erreichbaren Freuden zu richten. Der griechische Philosoph Epikur war wohl einer der ersten Glücksforscher und seine „Philosophie der Freude“ ist auch heutzutage in ihrer Aktualität ungebrochen.

Geschmackserlebnisse für wenig Geld
Auch wenn bewusster Verzicht die Genussfähigkeit steigert, brauchen Menschen, die Luxus lieben, im Alltag dennoch nicht zu Hungerkünstlern werden, um ihn sich leisten zu können. Schon mit wenig Geld lassen sich Geschmackserlebnisse zaubern, wie es sie in Restaurants nur noch selten zu essen gibt. Ohne Geschmacksverstärker, Stabilisatoren, Emulgatoren oder Konservierungsmittel. Für diese Form von Alltagsluxus bedarf es keiner großen Kochkunst. Ein Beispiel dafür ist sind Ofenkartoffeln. Bio-Kartoffeln bester Qualität werden in Olivenöl mit Natursalz gewendet und dann etwa eine halbe Stunde im Ofen gebacken. Dazu gibt es Butter, Quark oder Frischkäse. Purer Luxus!
Wer keine Zeit oder Lust zum Kochen hat, für den ist es eine gute Glücksstrategie, nach traditionell gebackenem Natursauerteigbrot Ausschau zu halten, wie es beispielsweise die Hofpfisterei anbietet. Auch Glücks-Philosoph Epikur kannte übrigens die Bedeutung von Brot und Wasser und ließ über seinem Garten folgende Worte einmeißeln: „Tritt ein, Fremder! Ein freundlicher Gastgeber wartet dir auf mit Brot und mit Wasser im Überfluss, denn hier werden deine Begierden nicht gereizt, sondern gestillt.“
Traditionell gebackenes Natursauerteigbrot ist zwar teurer als Industrieware, dafür spart es Geld, da es auch nach Tagen noch schmeckt und sich bis zur letzten Scheibe verwerten lässt. Beispielsweise als Trägermaterial für „Brotpizza“, für die sich allerlei Reste aus dem Kühlschrank einsetzen lassen, die dem kritischen Blick auf den Esstisch nicht mehr standhalten. Derart intelligente Resteverwertung – immerhin wirft der Durchschnittsbürger rund 40 Prozent des Kühlschrankinhalts ungenutzt in den Müll – schafft finanzielle Spielräume für weitere Produkte aus der Kategorie Alltagsluxus.

Foto: Monika Frei-Herrmann
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Rezept Pizzabrot mit Zwiebel und Oliven

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