Alles andere als „kosmein“: Obwohl sich der Begriff für Kosmetik ursprünglich vom griechischen Wort für „ordnen, harmonisieren“ ableitet, herrscht in vielen Badezimmern ein Chaos an Tuben, Tiegeln und Töpfen. „Die Beziehung der heutigen Gesellschaft zum Thema Schönheit steckt derzeit in einer tiefen Krise“, beobachtet die Kosmetik-Expertin und Buchautorin Susan West Kurz („Schönheit pur“). Von den Medien wird uns ein Schönheitsideal suggeriert, das es mit kosmetischen Produkten oder gar schönheitschirurgischen Methoden zu erreichen gilt. Doch viele der in Hochglanz-Anzeigen angepriesenen Kosmetikprodukte sind nicht nur überflüssig, sondern nicht selten sogar schönheits- oder gesundheitsgefährdend: Silikone in Haarpflegeprodukten können die Poren der Kopfhaut verkleben, zu Jucken, Schuppen oder Haarausfall führen.
Aggressive Tenside in Waschhilfen schwächen die Haut mit ihrem natürlichen Säureschutzmantel und öffnen die körpereigene Barriere für Bakterien, Viren oder Umweltgifte. „Pflegende“ Inhaltsstoffe wie die aus Erdöl gewonnenen Parafine bilden auf der Haut einen wasserundurchlässigen Film, der die Feuchtigkeit einschließt und die Eigenregeneration der Haut verhindert. Azofarbstoffe in dekorativer Kosmetik können krebserregendes Anilin abspalten.
In ihrem Buch „Giftcocktail Körperpflege“ ist die Autorin Marion Schimmelpfennig den Substanzen in Körperpflegeprodukten nachgegangen und hat dabei herausgefunden: „Insgesamt gibt es derzeit über 10 500 verschiedene Substanzen, die in Kosmetika enthalten sein können. Der überwiegende Teil ist chemischer Natur.“

Die Lösung für dieses Dilemma: So wenig wie nötig Körperpflegeprodukte verwenden und auf Qualität achten. Bereits Ende der 1990er Jahre begannen traditionelle deutsche Naturkosmetikhersteller wie Weleda, Lavera, Logona, Wala|Dr. Hauschka, Speick Naturkosmetik oder Tautropfen, die Anforderungen an eine Mindestqualität für Naturkosmetik zu formulieren. Das war die Geburtsstunde des Siegels für „kontrollierte Naturkosmetik” unter dem BDIH (Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel). Wer als Hersteller dieses Label verwenden möchte, muss auf synthetische Farb- und Duftstoffe, Silikone, Paraffine und andere Erdölprodukte verzichten.

Erhöhtes Bewusstsein für Naturkosmetik
„Verbraucher sind heute zunehmend kritischer und wesentlich besser informiert als früher. Die neue Generation verantwortungsvoller Kunden legt Wert auf einen nachhaltigen Lebensstil und kauft entsprechende Produkte“, analysiert Dr. Robert Kecskes von der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) in Nürnberg. Mehr als eine Milliarde Euro gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland im Jahr 2014 für Naturkosmetik aus. Dennoch bleibt noch viel Bewusstseins-Arbeit zu leisten: Obwohl die Nachfrage nach Naturkosmetik zweistellig wächst, beträgt der Anteil an natürlichen oder biologischen Produkten an der Kosmetik gerade einmal acht Prozent.

Von der inneren und äußeren Kosmetik
Naturkosmetik ist allerdings nicht so neu, wie es die Zahlen der Trendforscher vermuten lassen. Als Pionierin der Naturkosmetik hat etwa Elisabeth Sigmund bereits Mitte der 1930er Jahre die Grundlagen für das in der ganzen Welt erfolgreiche Dr. Hauschka-Konzept gelegt, das da lautet: Die Haut besitzt eigene Kräfte, um sich zu versorgen und zu regenerieren, eine Kosmetik muss sie darin unterstützen. In ihrem „Vademecum für die kosmetische Praxis“ formuliert Elisabeth Sigmund: „Eine ganzheitliche Hautpflege erstreckt sich auf eine innere und eine äußere Kosmetik.“ Dabei verstand sie unter „innerer Kosmetik“ eine gesunde Lebensführung im umfassenden Sinne. Dazu gehören vor allem eine geeignete Ernährung, ausreichende Nachtruhe, körperliche Bewegung, frische Luft und maßvolle (nicht übertriebene) Sonneneinwirkung. Die „äußere Kosmetik“ besteht aus dem Zuführen von geeigneten kosmetischen Präparaten, die in den Stoffwechsel der Haut direkt eingreifen und  den „Ausgleich der rhythmischen Atmungs- und Kreislauftätigkeit der Haut herbeiführen.“

Erkenntnisse aus Klosterbibliotheken
Ihre Erkenntnisse bezog die Tochter aus gutem Hause, die voriges Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, aus vielerlei Quellen: aus der Analyse konventioneller Kosmetika und Behandlungen, praktischen Herstellungsübungen beim Apotheker der Familie sowie dem Heilpflanzenstudium in alten Medizinbüchern in der Wiener Universitäts- und Nationalbibliothek oder Klosterbibliotheken. Später entwickelte die nach Schweden emigrierte Wienerin in ihrem Stockholmer Kosmetikstudio eine ganzheitliche Kosmetikbehandlung und eine Naturkosmetikserie, nach der mittlerweile alleine in Deutschland rund 800 Dr. Hauschka-Naturkosmetikerinnen arbeiten. Die von Elisabeth
Sigmund formulierten Kosmetik-Prinzipien lassen sich aber auch zu Hause anwenden. So ist etwa ein Fußbad ein wunderbarer Anfang, um sich innerlich und äußerlich in Balance zu bringen und sich aufnahmebereit für Kosmetik zu machen.
Mehr zu Elisabeth Sigmund: www.dr.hauschka.com/de/elisabeth-sigmund

Fotos: Wala Heilmittel | Dr. Hauschka

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Naturkosmetik von Kopf bis Fuß

Es ist nur eine Handvoll von Produkten, die für die
nachhaltige und wirkungsvolle Schönheitspflege nötig sind:

Bürsten

Licht und Luft tanken

Haar- und Hautpflege

Fußbäder

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