Die neue Abfüllanlage von St. Leonhards ist eine Meisterleistung, die in Deutschland ihresgleichen sucht: Auf engem Raum kann sie die abfüllbare Menge an Quellwasser verdoppeln und zugleich Waschwasser und Energie einsparen.

Es war für einige Wochen wie in den Anfängen der St. Leonhardsquelle GmbH & Co. KG: Der Durst der Kunden überstieg die eigenen Möglichkeiten, das Unternehmen konnte der großen Nachfrage an Quellwasser nicht mehr nachkommen. Und das, obwohl Firmenchef Martin Abfalter vorgesorgt hatte: Schon Wochen vor dem Umbau der Abfüllanlage hatte er große Mengen an Paletten mit Wasser-Kästen  eingelagert. Zusammen mit einem Maschinenservice aus dem nahe gelegenen Rohrdorf hatten Abfalter und Betriebsleiter Jan Sigmund eine Strategie entworfen, wie sich der große Austausch der erst vor 15 Jahren in Betrieb genommenen Abfüllanlage so schnell wie möglich bewerkstelligen lässt. Schon nach drei Wochen konnten die vier in Bad Leonhardspfunzen entspringenden Arteserquellen des Unternehmens wieder abgefüllt werden.

Arteserwasser auch zum Waschen
Der Rundgang der nach außen klein erscheinenden Halle offenbart Erstaunliches: Selbst zum Waschen der firmeneigenen Leichtglas-Flaschen kommt Arteserwasser zum Einsatz. Die kleine Ortschaft Bad Leonhardspfunzen ist nicht an das Netz der öffentlichen Wasserversorgung angeschlossen, sondern wird von „Obernburger Quellwasser“ versorgt. Diese Quelle sprudelt munter rechts vom Firmengelände und speist auch den Kreislauf der Flaschenreinigung. Hier werden die zurück gegebenen Pfandflaschen rund 20 Minuten lang in einer Natronlauge gewaschen und am Ende mit heißem, dann mit kaltem Arteserwasser gespült. „Im Vergleich zu PET-Flaschen sind Glas-Flaschen beim Reinigen unproblematisch“ erklärt Frank Mösel, der Produktionsleiter von St. Leonhards. Bevor der studierte Braumeister vor 15 Jahren bei den St. Leonhards Quellen anfing, arbeitete er bei einem Unternehmen, das PET-Flaschen im Einsatz hatte und dort war es eine große Herausforderung, gesundheitsgefährdende Verschmutzungen der Flaschen zuverlässig auszuschließen. Denn PET-Flaschen, die letztlich aus Kohlenwasserstoffen bestehen, können mit anderen Kohlenwasserstoffen wie etwa Benzin, Diesel oder Öl Verbindungen eingehen. Glasflaschen hingegen sind „inert“, das heißt, sie reagieren nicht mit anderen Stoffen und sind deshalb auch verhältnismäßig einfach zu reinigen. Produktionsleiter Mösel ist „heilfroh“, es bei St. Leonhards ausschließlich mit Glasflaschen zu tun zu haben.

Bis zu 27 Tausend Flaschen pro Stunde
Die Geschwindigkeit der Abfüllanlage ist atemberaubend: sie schafft bis zu 27.000 Flaschen pro Stunde. Auf der Anlage werden sechs verschiedene Sorten Quell- wasser abgefüllt. Das größte Volumen macht dabei die St. Leonhardsquelle aus, den kleinsten Teil die Vollmondabfüllung der Mondquelle, die nur an einem Tag im Monat – zu Vollmond – abgefüllt wird. Dabei wird jede Charge des abgefüllten Wassers penibel dokumentiert. Zu Beginn und Ende und dazwischen alle sechs Stunden einer Produktionseinheit nimmt Produktionsleiter Mösel Proben und untersucht diese mit Hilfe eines Membranfilters auf viele Parameter, unter anderem auf Bakterien, Viren oder Arzneimittelrückstände. Darüber hinaus kommen einmal im Monat externe Kontrolleure des Bad Kissinger Instituts Romeis, um Proben zu ziehen. „In den ganzen Jahren meiner Betriebszugehörigkeit hat sich die Wasserqualität nicht verschlechtert“, freut sich Frank Mösel. Die großen Wasserversorger hingegen haben zunehmend Probleme, die Vorgaben der Trinkwasser-Verordnung einzuhalten und mischen deshalb häufig verschiedene Quellen, um die vorgegebenen Standards einhalten zu können.

Rundum nachhaltig

„Es wird wohl keine Abfüllanlage mit einer solch nachhaltigen Leistung geben“, schätzt Firmenchef Martin Abfalter. Sowohl in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht. So spart die Anlage rund 50 Prozent artesisches Trinkwasser pro Flasche ein und kommt mit 25 Prozent weniger Energie als die alte Anlage aus. Auch die rund 25 in der Produktion arbeitenden Mitarbeiter werden geschont: So werden beispielsweise die Etiketten mit Kaseinleim aufgeklebt, so dass keine gesundheits- gefährdenden Dämpfe entstehen. Aufgrund der hohen Abfüll-Geschwindigkeit lassen sich die Arbeitsschichten komprimieren, so dass Wochenend-Arbeit und Überstunden zurück gefahren werden können. Nicht zuletzt benötigt die neue Abfüllanlage keine weiteren Flächen in der kleinen Ortschaft am Ufer des Inns, so dass Bad Leonhardspfunzen den Charme behält, der viele Freunde von Quellwasser auf einen Ausflug hierher kommen lässt.

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Bildnachweis: Martin Abfalter

 

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