Moderne Mulis: Lastenräder, ob mit Muskelkraft oder E-Motor betrieben, erobern Stadt und Land. Denn Fahrradfahren ist gesund, schont Geldbeutel wie Umwelt und wird immer schicker. So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern ist inzwischen auch das Angebot an Modellen. Von Regina Eisele.

Kurz vor acht herrscht an der Elsa Brandström-Grundschule in der Frankfurter Innenstadt ein hektisches Gewusel. Von allen Seiten strömen Eltern und Kinder auf den Schulhof. Souverän und entspannt manövriert Katherina ihr Christiania Bike durch das Eingangstor und bremst. Ihr großer Sohn springt aus der Familienkutsche, greift nach dem Schulranzen, dem Sportbeutel und natürlich, der Fußball muss auch mit. Jetzt kann sich sein Bruder breit machen. „Aber der wird gleich in der Krippe mit seinen Kuscheltieren abgeladen!“ lacht Katherina. Anfangs hat sie ihren Großen auf dem Kindersitz transportiert, aber als der Zweite kam, war damit Schluss. „Ich bin dann aufs Auto umgestiegen, aber das war nur Stress und vor der Schule ein einziges Chaos,“ sagt sie. Seit einem Jahr erledigt sie alles mit dem Christiania Bike und ist begeistert: „Einladen, aufsteigen und losfahren!“ Missen möchte sie ihr Lastenrad nicht mehr.

In Kopenhagen sind Lastenräder schon längst selbstverständlich
Wie Katherina geht es vielen, die einmal auf ein Lastenrad umgestiegen sind. Das bestätigt auch Gaya Schütze, die seit 2002 für den Generalvertrieb der Christiania Bikes in Deutschland zuständig ist. „Als wir mit den ersten Rädern durch Berlin fuhren, waren wir echte Exoten. In Kopenhagen hingegen sind diese Räder schon längst selbstverständlich. Jeder, der etwas zu transportieren hat, fährt damit – egal bei welchem Wetter.“ In Kopenhagen sind inzwischen rund 4 000 Lastenräder im Einsatz, fast ein Viertel der Familien mit mehr als zwei Kindern hat ein Cargobike. Jetzt kommen sie auch nach Deutschland. Allein in Berlin hat sich der Absatz der Christiania Bikes verdreifacht und das Händlernetz reicht quer durch die Republik. Und wer einmal ein Christiania Bike hat, der bleibt dabei. Selbst wenn die Kinder groß sind, irgendwas muss immer transportiert werden. „Wir haben viele Anfragen nach gebrauchten Lastenrädern, aber keiner verkauft,“ sagt Gaya Schütze.Fahrräder schneiden beim Vergleich der Verkehrsmittel im städtischen Bereich deutlich am besten ab, sie sind nicht nur am umweltverträglichsten, sondern vor allem im Radius von sieben bis acht Kilometer am schnellsten.

In der Stadt oft schneller als Autos
Wenn es um den Transport von Waren geht, ist das Auto aber immer noch erste Wahl. Fast drei Viertel der geschäftlichen Transporte und über die Hälfte der privaten Einkäufe werden nach einer Studie der „cyclelogistics – moving Europe forward“ motorisiert erledigt, auch bei kurzen Strecken. Das belastet vor allem Städte in Ballungsgebieten mit Lärm, Abgasen und Feinstaub. Dabei könnten viele Transporte oft genauso bequem, teilweise schneller, kostengünstiger und umweltverträglich mit einem Lastenrad gemacht werden. Fahrradkuriere haben diese Potenziale schon längst entdeckt und flitzen mit ihren Sportbikes und Leichtanhängern von Kunde zu Kunde.  Ein gutes Beispiel, wie sich Transporte bei Großveranstaltungen umwelt- und besucherfreundlich organisieren lassen, war 2013 der Deutsche Evangelische Kirchentag in Hamburg. Vor allem für die Versorgung mit Lebensmitteln auf dem Kirchentag, den Transport von Post und Kleinteilen sowie als Werbe- und Informationsflächen wurden hier die Lastenräder erfolgreich eingesetzt.

Lasten auf die Räder
Was alles per Pedale von A nach B bewegt werden kann, zeigt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in seiner bundesweiten Aktion „Lasten auf die Räder!“, mit der er möglichst viele Verkehrsteilnehmer zum Umladen motivieren möchte. So vielfältig wie die Einsatzmöglichkeiten von Lastenrädern ist inzwischen auch das Angebot an Modellen. Eine Marktübersicht über „Einspurige Lastenräder“, „Mehrspurige Lastenräder“, Lastenrädern mit E-Antrieb sowie Aufbauten für die Ladung ist auf der Internet-Seite des Verkehrsclub Deutschland zu finden (siehe Randspalte). Von der Kühlbox für Eis bis hin zu Leitern und Rasenmähern lässt sich mit Lastenrädern fast alles transportieren. Ganz abgesehen von der menschlichen Fracht, die der Transport per Lastenrad meist besonders viel Spaß macht.

Foto: christianiabikes.de

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Lastenräder

Praktisch, kultig, stylish, nachhaltig – mit Kind und Kegel unterwegs: Lastenräder sind beweglich und umweltfreundlich, können mit bis zu 300 kg beladen werden und in der Regel die Zieladresse oder Verwendungsstelle direkt anfahren. Das macht sie als kostengünstiges Transportmittel für Privatpersonen und viele Branchen interessant. Die Produktvielfalt vom Klassiker des Christiania Bikes bis hin zu ultra-stylishen Flitzern auf zwei Rädern mit E-Antrieb lässt keinen Wunsch und kaum eine Verwendungsmöglichkeit offen. Besonders mit E-Motor steigern sich die Durchschnittsgeschwindigkeit und Tagesleistungen, sodass selbst etwas größere Entfernungen mühelos zurückgelegt werden können. Außerdem lassen sich Steigungen besser bewältigen.

Interessante Links:
www.lastenrad.vcd.org
www.kirchentag.de/das-ist-kirchentag/klimaschutz/lastenrad-projekt.html
www.christianiabikes.de
www.nutzrad.de
bakfietsblog.blogspot.de
www.copenhagenize.com

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