Der Hinweis auf einen Kraftort findet sich schon im Namen wieder. Im Englischen heißen die Verbindungslinien einzelner Kraftorte „leylines“, der Name „Loreley“ basiert auf der gemeinsamen keltischen Sprachwurzel „ley“, die so viel wie „heilig“ bedeutet. Und der Loreley-Felsen erfüllt ein weiteres Kriterium, das einen Kraftort auszeichnet: nämlich, dass viele Menschen ihn schön finden. Er zählt noch immer zu Deutschlands berühmtesten Sehenswürdigkeiten, nach der auch vorüber fahrende Bahnfahrer regelmäßig den Hals recken. Wer sich überwindet und trotz Vorurteile in Hinblick auf Massentourismus von St. Goarshausen zum Aussichtspunkt aufsteigt, der kann nur bewundernd zugeben: Dies hier ist ein wunderbarer Ort. Der Blick auf das Rheintal, die Hunsrück- und Taunusberge ist atemberaubend. Da stört auch das Büdchen nicht, das kitschige Andenken verkauft.

Für den Dichter Heinrich von Kleist gehört der Loreley-Felsen zu den schönsten Landstrichen Deutschlands. Das haben die Menschen wohl schon ganz früh so empfunden und vermutlich auf dem Felsen am Rhein einen zentralen Kultplatz errichtet. Von den ersten Aufzeichnungen bis in die späte Romantik war die Loreley vor allem durch eines bekannt: durch das Echo. Reisende von damals berichten von einem löchrigen Felsen, der den Schall bis zu 15mal zurückgeworfen haben soll. Leider ist das Echo, das lange Zeit als Wunder galt, durch Sprengarbeiten für den Eisenbahntunnel und die Straßenverbreiterung zerstört worden.

Lebendig wie eh und je bleibt die Loreley-Saga, die der Dichter Clemens von Brentano aufschrieb: Sie erzählt von der zauberhaften Loreley, die mit ihrem sirenenhaften Gesang die Schiffsfahrer so in den Bann zog, dass sie auf die gefährlichen Felsen im Flussbett aufliefen und mit ihren Booten jämmerlich untergingen. Das Loreley-Lied von Heinrich Heine klingt den Besuchern auch nach dem Ausflug noch lange in den Ohren: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, …“

Foto: Monika Frei-Herrmann

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