Bis zum Jahr 2050 müssen die Treibhausgas-Emissionen weltweit um 50 Prozent reduziert werden, wenn wir auch nur eine Erwärmung über die jetzt schon unvermeidlichen zwei Grad hinaus vermeiden wollen.
Rainer Grießhammer hat in seinem Ratgeber „Der Klima-Knigge“ errechnet, was Maßnahmen bringen,  mit denen jeder Einzelne zu dem anspruchsvollen Ziel beitragen kann. Das Gute daran: sie schonen nicht nur das Klima, sondern auch den eigenen Geldbeutel. Was hält uns davon ab, noch heute damit anzufang?

Klima-Tipps für Einsteiger

Stromanbieter wechseln: Steigen Sie auf Ökostrom um. Das geht leichter als Sie denken. Anruf oder Mail genügt, um einen unterschriftsreifen Vertrag zugeschickt zu bekommen. Die Mehrkosten betragen je nach Tarifgebiet Null bis 40 Euro pro Jahr. Die Mehrkosten sparen Sie gleich wieder im nächsten Schritt beim Stand-by ein.

  • Zeitaufwand: gering, geht schnell, kein Aufwand.
  • Einsparung*: 1545 kg CO2 im Jahr

Strommessgerät und abschaltbare Steckerleisten kaufen: Sie kaufen ein Strommessgerät und drei abschaltbare Steckerleisten (Kosten zusammen etwa  40 Euro) und checken die einzelnen Stromfresser durch. Unnötiges Stand-By wird sofort abgeschaltet, bei mehreren Geräten über eine Steckerleiste. Ein Durchschnittshaushalt kann so um die 400 kWh Strom beziehungsweise 80 Euro pro Jahr sparen. Wenn Sie ältere Kinder haben (die schon mit Strom umgehen können): Schenken Sie ihnen ein Strommess-Gerät und versprechen Sie ihnen, dass sie die Stromersparnis vom ersten Jahr als zusätzliches Taschengeld ausgezahlt bekommen.

  • Zeitaufwand: Stand-by-Verbrauch ist schnell gemessen; andere Messungen brauchen mehr Zeit. So sollte beispielsweise beim Kühlschrank das Messgerät mehrere Tage angeschlossen werden.
  • Einsparung: 264 kg CO2 pro Jahr bei Normal-Strom und 60 kg CO2 bei Ökostrom.

Auto moderat fahren: Die Forderung nach einem Tempolimit ist so alt wie das Autofahren, aber sinnvoller denn je. Die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit würde die CO2-Emissionen reduzieren, die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten deutlich senken, den Verkehr flüssiger, das Fahren entspannter machen und die Konstruktion neuer Autos wesentlich verändern. Bei einem Tempolimit von 120 km/h im Autobahngesamtnetz würden jährlich 1,35 Milliarden Liter Benzin eingespart und der C02-Ausstoß des Verkehrs auf einen Schlag um 3 Prozent bzw. 3,3 Millionen Tonnen CO2 zurückgehen. Denn moderates Fahren kann den Verbrauch um 1 Liter auf 100 km reduzieren. Bei durchschnittlich 12.000 km im Jahr spart das immerhin 120 Liter Treibstoff und 332 kg CO2.

  • Zeitaufwand: gering
  • Einsparung: 332 kg CO2 durch moderates Fahren.

Klimaanlage ausschalten: Die unscheinbare Autoklimaanlage ist ein richtig großer Klimasünder: Wegen der darin enthaltenen Kältemittel, die ein Treibhauspotenzial haben, das 1300 Mal so hoch ist wie das von CO2. Sie braucht aber auch viel Energie, bis zu 2 Liter/100 km. Beim Kauf eines Autos sollte man möglichst auf eine Autoklimaanlage verzichten und darauf achten, dass das Auto nicht dunkel lackiert ist.

Zimmertemperatur senken: Wer die Zimmertemperatur um ein Grad herunterdreht, reduziert damit die Heizungskosten um 55 Euro oder mehr. Außerdem sind niedrigere Raumtemperaturen der Gesundheit zuträglicher.

  • Zeitaufwand: gering
  • Einsparung: 250 kg CO2 im Jahr.

Richtiges Wäschewaschen: Gewöhnen Sie sich die vermeintlichen Hausfrauentugenden ab, jeden Tag die Waschmaschine laufen zu lassen und dem Schmutz mit möglichst hohen Temperaturen zu Leibe zu rücken. Machen Sie die Trommel ganz voll und wählen Sie niedrige Temperaturen. Auch bei 40 Grad werden die meisten Kleidungsstücke sauber. Volle Trommeln und niedrige Temperaturen sparen Strom, Wasser und Waschmittel (rund 45 Euro pro Jahr).
Energiesparlampen kaufen: Die Zeiten, in denen Energiesparlampen fahlblaue Stäbe waren, sind vorbei. Energiesparlampen gibt es mittlerweile in vielen Formen und glühlampen-ähnlichem Licht („extra-warmweiß“). Wer im Zwei-Personen-Haushalt 80 Prozent seiner Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzt, kann nach Abzug der Kaufkosten rund 55 Euro pro Jahr und rund 280 kWh Strom im Jahr einsparen.

  • Zeitaufwand: gering; nur die Diskussion mit anderen Haushaltsmitgliedern kann länger dauern.
  • Einsparung: 185 kg CO2 im Jahr bei Normalstrom und 42 kg CO2 bei Ökostrom.

Verhalten verändern: Zu Verhaltensänderungen, die viel bringen können, gehören: weniger Fliegen (siehe auch Seite 4), der Umstieg vom Auto auf Bahn/Carsharing/Fahrrad oder die Umorientierung beim Essen. Wer weniger Fleisch isst und statt dessen auf Gemüse und Obst setzt, kann gewaltige Mengen an Energie einsparen: Ein hohes Treibhauspotential haben – jeweils bezogen auf ein Kilo Lebensmittel – Fleisch, besonders Rindfleisch (13,3 kg CO2) – und fetthaltige, hoch konzentrierte Milchprodukte wie Butter (23,7 kg CO2), Sahne (7,6 kg CO2) oder Käse (8,5 kg CO2). Das liegt am hohen Futtermittel-Bedarf von Kühen bzw. Rindern und an den Emissionen von Methan beim Wiederkäuen (das Treibhauspotential von Methan ist 23 Mal höher als das von Kohlendioxid). Obst und Gemüse (0,15 kg CO2) und Kartoffeln (0,2 kg CO2) haben ein erheblich geringeres Treibhauspotential. Auch wenn es schwer fällt, alte Gewohnheiten zu verändern, lässt sich damit noch heute beginnen. Vielleicht mit einer leckeren Gemüse-Lasagne statt einem Steak zum Mittagessen.

* Die Einsparungen beziehen sich auf einen Zwei-Personen-Haushalt

Klima-Tipps für Fortgeschrittene

Energiesparende Haushaltsgeräte kaufen: Von der Waschmaschine bis zum Kühlschrank, vom Fernseher bis zur Spülmaschine – im Laufe der Zeit geht immer mal wieder eines dieser Geräte kaputt, oder aber Sie haben Lust, sich ein moderneres Gerät anzuschaffen. Bei jeder Kaufentscheidung in Sachen Haushaltsgeräte lohnt es sich fortan, nicht nur auf die Preise, sondern auch auf die dadurch erzielbare Energie-Ersparnis zu schauen. Sie zahlen zwar beim Kauf mehr, sparen die Mehrkosten aber durch niedrigere Stromkosten wieder ein. Unter www.ecotopten.de finden Sie für alle wesentlichen Gerätegruppen ökologische Spitzenprodukte, die sich durch hohe Qualität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis auszeichnen. Außerdem wird mit den „jährlichen Gesamtkosten“ gezeigt, was die Produkte wirklich kosten. Das heißt, es wird nicht nur der Kaufpreis verglichen, sondern es fließen auch die Folgekosten in die Bewertung ein. Skeptiker, die bislang damit argumentiert haben, dass bei der Produktion von Haushaltsgeräten sehr viel Energie eingesetzt werden muss, können sich übrigens entspannt zurücklehnen: In der Herstellungsphase wird im Durchschnitt nur zehn Prozent der Energie eingesetzt, die ein Haushaltsgerät im Laufe seines Lebens durch seine Nutzung verbraucht.

  • Zeitaufwand: gering – Sie müssen nur www.ecotopten.de lesen
  • Einsparung: mindestens 500 kWh Strom; rund 330 kg CO2 jährlich bei Normalstrom, rund 75 kg CO2 bei Ökostrom

Niedrigverbrauchsauto kaufen: Autos verbrauchten in Deutschland im Jahr 2006 im Schnitt immer noch 7,9 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer. Das ist weder für den Geldbeutel, noch für die Umwelt gut und vor allem nicht nötig. Mit dem 3-Liter-Lupo von Volkswagen (Verbrauch 2,99 Liter Diesel) und dem Toyota Prius (Verbrauch 4,3 Liter Super) hat die Industrie gezeigt, wie ein modernes Auto aussieht. Heute gibt es in jeder Größenklasse gleich mehrere Umweltautos, die auch noch deutlich geringere Gesamtkosten haben als die konventionellen Marktführer. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) untersucht jedes Jahr über 300 der neuesten Automodelle auf ihre Umwelteigenschaften (Treibstoffverbrauch, Lärm, Kohlendioxid-Ausstoß und andere Schadstoff-Emissionen) und veröffentlicht diese unter www.vcd.org. Diese Umweltautoliste wird vom Öko-Institut um die jährlichen Gesamtkosten ergänzt und ihm Rahmen seiner EcoTopTen-Produkt-Initiative veröffentlicht. Die Ergebnisse sind geradezu sensationell: PKWs der gleichen Größenklasse können pro Jahr bis zu 1.200 Euro an Gesamtkosten und bis zu 30 Prozent des Benzinverbrauchs einsparen. Wenn Sie auf ein kleineres Auto umsteigen, können Sie noch mehr sparen (bis zu 2.250 Euro pro Jahr).

  • Zeitaufwand: hoch bis überschaubar, wenn Sie www.ecotopten.de lesen
  • Einsparung: rund 870 kg CO2 im Jahr

Haus/Wohnung wärmedämmen: Gerade bei alten Häusern lassen sich viel Energie und eine beträchtliche Menge an CO2-Emissionen einsparen. Die Deutsche Energieagentur sieht für ein typisches altes Einfamilienhaus eine Einsparmöglichkeit von rund 75 Prozent der Heizenergie und Heizkosten – durch Wärmedämmung (36 Prozent), neue Fenster (16 Prozent), neue Heizung (10 Prozent), optimiertes Heizungspumpensystem (3 Prozent) und geändertes Nutzerverhalten (10 Prozent). Die energetische Sanierung von Häusern rechnet sich fast immer: Die entstehenden Kosten werden durch die eingesparten Energiekosten ausgeglichen. Außerdem gibt es eine Vielzahl von zinsgünstigen Krediten, Zuschüssen und Steuervergünstigungen. Und: Sie können davon ausgehen, dass die Energiepreise in den nächsten Jahren kräftig steigen werden.

  • Zeitaufwand: hoch
  • Einsparung: rund 2.000 bis 3.000 kg CO2 pro Jahr.

Heizungsanlage ersetzen: Alte Heizungsanlagen haben meist einen schlechten Wirkungsgrad und höhere Schadstoffwerte bei der Verbrennung. Wenn Sie Ihre alte Anlage ersetzen, sollten Sie Heizenergie- und Warmwassererzeugung möglichst koppeln und die Anlage zusätzlich mit Sonnenkollektoren ergänzen. Deren Einbau wird staatlich gefördert, der Fördersatz liegt bei 110 Euro pro Quadratmeter. Ölheizungen sollten Sie möglichst durch Gasheizungen (geringere CO2-Emissionen) oder Holzpellet-Heizungen (besonders klimaschonend), alte Gasheizungen durch Gas-Brennwertkessel oder Holzpellet-Heizungen ersetzen. Das Öko-Institut hat Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme verglichen und die jeweiligen Gesamtkosten aufgelistet (www.ecotopten.de).

  • Zeitaufwand: hoch und Vorinvestitionen sind nötig.
  • Einsparung: rund 1.000 bis 1.500 kg CO2 jährlich; mit Sonnenkollektoren circa weitere 500 kg CO2, bei Holzpellet-Heizung noch weit mehr.

Wenn Sie noch heute beginnen und auch bei Ihren mittelfristigen Kaufentscheidungen den Klimaschutz als wichtiges Kriterium mit einbeziehen, dann können Sie im Zwei-Personen-Haushalt pro Jahr etwa neun Tonnen Kohlendioxid einsparen. Bei zehn Tonnen CO2, mit denen ein Durchschnittsdeutscher jährlich das Klima belastet, ist das eine ganze Menge. Vorteil für Sie: der Klimaschutz bringt Ihnen ein Plus von mehreren Tausend Euro für die Haushaltskasse.

Frage an Rainer Grießhammer:

Was ist Ihr „heißer Tipp“ für den privaten Klimaschutz?

Antwort:
Meine Tipps, mit denen sich beachtliche Mengen an CO2-Emissionen einsparen lassen, sind Ökostrom und Car-Sharing. Die Treibhausgas-Emissionen können Sie durch den Wechsel auf Ökostrom besonders leicht, Kosten sparend und ohne Komfortverzicht reduzieren – bei einem Zwei-Personen-Haushalt auf einen Schlag um rund 1,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr.
Je nach Tarifgebiet kostet Sie der neue Anbieter auch nicht mehr als der alte oder höch-stens einige wenige Euro zusätzlich pro Monat, die Sie allein schon durch einige Energiesparlampen locker wieder einsparen.

Was die Mobilität betrifft, fahre ich persönlich prächtig mit der Marke FaBaCa – Fahrrad-Bahn-Carsharing: flexibler und entspannter, gesünder, billiger und umweltfreundlicher. Ich werde Ihnen nicht das Auto oder den nächsten Urlaubsflug vermiesen, aber im Gegenzug dürfen Sie mir nicht damit kommen, dass Sie nur Auto fahren und leider nicht flexibler, entspannter, gesünder, billiger und umweltfreundlicher leben können – es gibt schließlich viele Millionen Ein- und Zwei-Personen-Haushalte in Städten mit guter Verkehrsanbindung und Carsharing. Und wer aus beruflichen, örtlichen oder persönlichen Gründen ein Auto haben will oder muss, der hat immer noch beträchtliche Möglichkeiten zum Klimaschutz – zum Beispiel mit einem Niedrigverbrauchsauto und moderater Fahrweise. Alles andere ist völlig abgefahren.

Dr. Rainer Grießhammer hat mit dem „Öko-Knigge“ und „Chemie im Haushalt“ bereits zwei Bestseller geschrieben. Der promovierte Chemiker ist stellvertretender Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts und ist Mitglied des Klimabeirats der Bundesregierung (WBGU).

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www.ecotopten.de

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www.ecotopten.de

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www.ews-schoenau.de

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www.greenpeace-energy.de

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www.naturstrom.de

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www.naturpur-energie.ag

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www.enercity.de

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www.oeko.de

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www.oekostrompool.org

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www.atom-ausstieg-selber-machen.de

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www.atmosfair.de

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