Es gibt viele Gründe, sich ab und zu eine kleine Auszeit zu gönnen. Wie wäre es zum Beispiel mit folgender Idee: Ein verlängertes Wochenende an einem Ort, der über Heilquellen verfügt? Die Auswahl ist groß und je nach persönlichen Präferenzen und geographischer Lage findet sich sicher der passende Ort. Ich habe mich zum Beispiel kurzfristig für ein verlängertes Wochenende in Bad Kissingen entschieden. Die unterfränkische Stadt, südlich der Rhön gelegen, verfügt über sieben verschiedene natürliche Heilquellen. Kaum angekommen machte ich mich auf den Weg.

Ein Fürst lässt grüßen

Aufgrund der zentralen Lage des Hotels stand ich schon nach wenigen Metern vor den öffentlich zugänglichen Brunnen des Rakoczy- und Pandurbrunnens.

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Direkt gegenüber sitzt lässig Fürst Franz II. Rákoczy höchstpersönlich, mitten in der Kurhausstraße allerdings nur in Bronze, aber in voller Lebensgröße. Die in Jahr 1737 bei der Verlegung der Saale im alten Flussbett wiederentdeckte Quelle wurde nach dem ungarischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden benannt, angeblich wegen dem wilden, übersprudelnden Wesen des feurigen Ungarn. Zu Ehren der nach ihm benannten Quelles findet alljährlich, immer am letzten Juliwochenende, ein dreitägiges Rakoczy-Stadtfest statt. Bei dem Fest, das 2016 zum 66.mal ausgerichtet wurde, treten neben dem Fürsten und der Quellenkönigin auch noch andere historische Persönlichkeiten auf. Obwohl zu meinem Besuch Ende Oktober nur noch der bronzene Fürst anwesend ist, konnte ich mir vor der imposanten Wandelhalle stehend, gut vorstellen, wie Ludwig II. König von Bayern, Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck und die österreichische Kaiserin Sisi an mir vorbeiwandeln. Diese berühmten Persönlichkeiten waren alle schon zur Kur in Bad Kissingen. Dem Gründer und ersten Kanzler des deutschen Kaiserreichs Otto Fürst von Bismarck hat Bad Kissingen sogar ein eigenes Museum gewidmet. Der große Politiker hat Bad Kissingen nicht nur sehr häufig zur Kur besucht, sondern fällte von hier aus Entscheidungen von weltpolitischer Bedeutung. Doch zurück in die Gegenwart. Natürlich probierte ich von den beiden Quellen und muss gestehen, das Wasser schmeckt etwas gewöhnungsbedürftig. Kein Wunder, als Natrium-Chlorid-Säuerlinge schmecken sie etwas salzig, aber sie können bei einer Trinkkur die Säureproduktion des Magens normalisieren. Am besten man lässt sich von den Brunnenfrauen in der Wandelhalle beraten, welche der Heilquellen gut für einen ist. Allerdings ist das nur jeden Vormittag von 7 Uhr bis 9 Uhr und an den Werktagen auch am Nachmittag von 16 Uhr bis 18 Uhr möglich. Unabhängig davon lohnt sich auf jeden Fall der Besuch von Europas größter Wandelhalle. Sie ist wie eine Basilika angelegt und so wirkt sie auch. Wandelt man langsam durch diese imposante Halle und trinkt dazu in kleinen Schlucken eines der Heilwässer, so wie das im 19. Jahrhundert schon die berühmten Persönlichkeiten getan haben, dann ist das nicht nur wie eine Zeitreise, es ist Entschleunigung pur.

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Parks zum durchatmen

Da ich bei meinem Kurzaufenthalt Glück mit dem Wetter hatte, zog es mich nach dieser „Zeitreise“ wieder zurück ins Freie. Bei Spaziergängen durch die Parks genoss ich den golden Oktober, im wahrsten Sinne des Wortes. Nach Luitpoldpark und Kurgarten, spazierte ich vom Rosengarten entlang der fränkischen Saale Richtung Gradierwerk und Saline. Obwohl mehrere Kurgäste die gleiche Idee hatten, konnte ich trotzdem herrlich entspannen. Vermutlich lag es auch an der faszinierenden Kombination von leichten Hügeln mit schönen alten Häusern, den freien Flächen mit wuchtigen alten Bäumen und dem leisen Gluckern des Flüsschens. Zum Abschluss gönnte ich mir dann beim Rundgang um das Gradierwerk sozusagen einen Mini-Nordsee-Urlaub, da die herabrieselnde Sole ein Mikroklima erzeugt, das in seiner Wirkung dem Klima der Nordsee ähnlich ist. Bewusst inhaliert, kann es die Atemwege reinigen und das Immunsystem stärken.

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Im Sommer kann man die Strecke zwischen Rosengarten und Gradierwerk bzw. Saline auch mit einer der beiden liebevoll „Dampferlen“ genannten Boote zurücklegen.

Eigentlich wollte ich auch noch die KissSalis Therme eintauchen, oder mir noch ein paar Wellness-Anwendungen im Hotel gönnen, aber für meine kurze Auszeit reichten mir das Heilwasser und die Natur völlig aus, um aufzutanken. Wie gesagt, es gibt viele Möglichkeiten sich eine Auszeit zu gönnen, aber ich werde bald wieder einen Ort mit Heilquellen aufsuchen, um einfach mal abzuschalten.

Claudia Schwarzmaier

Buchtipp: Lebendiges Wasser – Energiequell des Körpers