Isaria „die Wilde“ nannten die Kelten diesen Gebirgsfluss, der sich ungezähmt über weite Strecken von seiner Quelle im Karwendel-Gebirge bis zu seiner Mündung in die Donau bewegt. Das Wasser der Isar ist so sauber, dass man selbst in der bayerischen Landeshauptstadt darin baden kann; einen halben Tagesmarsch von ihrer Quelle entfernt ist es allerdings auch im Hochsommer so kalt, dass man ledigleich seine Beine hinein strecken möchte. Die Wanderung von München bis zur Isarquelle dauert sieben Tage und bietet eine Reihe von Attraktionen: Das Kloster Schäftlarn zum Beispiel, das zu den Spitzenleistungen des bayerischen Barocks gehört und einen malerischen Höhepunkt des ersten Wandertags bildet. Am zweiten Tag geht es per Pedes nach Bad Tölz, dessen malerischer Marktplatz zum Einkehren einlädt. Der die Stadt überragende Kalvarienberg bietet einen überwältigenden Ausblick auf den Isarwinkel, dessen dschungelartige Wildnis beim Durchwandern die Phantasie anregt. Der Post-Gasthof in Vorderriß lässt mit seinem romantischen Ambiente die Erinnerung an die bayerischen Könige aufleben, die hier gerne zur Jagd gingen. Nach einem anstrengenden Tagesmarsch lädt der charmante Touristenort Mittenwald zum Verweilen ein. Der vorletzte Wandertag von der österreichischen Grenzstation Scharnitz bis zur Isar-Quelle ist eine Tour wie aus dem Bilderbuch. Immer wieder gibt der Weg den Blick auf Attraktionen frei. Auf die so genannten „Stoamandl“ zum Beispiel, Steinmännchen, die von vorbeikommenden Wanderern aufgetürmt wurden. Bis zur Kastenalm teilen sich Radfahrer und Wanderer den Weg. Von hier aus geht es in etwa anderthalb Stunden steil bergan bis zur Halleranger Alm, wo die Isarquelle entspringt. Die Quelle besteht aus vielen kleinen Wasserstellen, an denen das Wasser einfach aus dem Erdreich herausquillt und die so seicht sind, dass sie gerade mal die Fußsohle benetzen. In einem überschaubaren Areal vereint sich das Wasser dieser Pfützen zu einem munteren Bächlein, das zwar nicht die alleinige, aber die offizielle Quelle der Isar ist. Vor allem am Morgen – nach der Übernachtung im gemütlichen Hallerangerhaus (gehört dem Alpenverein) oder in der Hallerangeralm (privat geführt) – herrscht hier eine geradezu spirituelle Atmosphäre, in der die Frische des Wassers Alltagssorgen gar nicht aufkommen lassen. Der „Genius Loci“ lädt zum Verweilen und Auftanken.
Wer mag, der kann von der Halleranger Alm ins österreichische Inntal nach Hall oder Wattens absteigen oder sogar die Alpenüberquerung von München nach Venedig weiter verfolgen.

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Praktischer Begleiter bei Wandertouren: Kupferbeschichtete Trinkflasche